Alaska-Kid - V3
halten, als er ihn sah:
»Jetzt haben wir's geschafft!« brüllte er und hielt die Pfanne hoch. »Schau nur her! Eine saubere Portion Gold! Zweihundert Dollar auf den Tisch des Hauses, wenn ich mich nicht irre. Gold hat der Bach also genug schon im Waschkies. Ich habe viele Goldminen in meinem Leben gesehen, aber solche Butter, wie die hier, hatte ich noch nie in der Pfanne.«
Kid warf einen gleichgültigen Blick auf das rohe Gold, goß sich dann eine Tasse Kaffee ein und setzte sich. Joy merkte, daß irgend etwas nicht stimmte, und sah ihn mit fragenden und besorgten Augen an.
Kurz war dagegen tief entrüstet, daß sein Kamerad so gleichgültig schien.
»Warum guckst du nicht her und kommst ganz aus dem Häuschen vor Freude?« fragte er empört. »Wir haben hier ein hübsches kleines Vermögen, wenn du nicht deine edle Nase über Pfannen mit zweihundert Dollar rümpfst.«
Kid nahm einen Schluck Kaffee, bevor er antwortete. »Sag mal, Kurz, warum haben unsere beiden Felder solche Ähnlichkeit mit dem Panamakanal?«
»Was meinst du damit?«
»Nun, die östliche Einfahrt zum Kanal liegt westlich von der westlichen - das ist alles.«
»Red schon weiter«, sagte Kurz. »Ich verstehe den Witz nicht.«
»Um es kurz zu sagen, du hast unsere beiden Felder in einem großen hufeisenförmigen Bogen abgezeichnet...«
Kurz setzte die Pfanne mit dem Gold in den Schnee und stand auf. »Weiter...«, wiederholte er.
»Der obere Pfahl von achtundzwanzig steht zehn Fuß unterhalb dem von siebenundzwanzig.«
»Du meinst, daß wir nichts gekriegt haben, Kid?«
»Schlimmer noch: wir haben zehn Fuß weniger als gar nichts bekommen.«
Kurz lief wie der Blitz zum Ufer hinab. Fünf Minuten später war er schon wieder da. Auf Joys fragenden Blick hin nickte er. Ohne ein Wort zu sagen, ging er zu einem Baumstamm und setzte sich. Dann starrte er in den Schnee vor sich hin.
»Wir können ebensogut das Lager abbrechen und nach Dawson zurückwandern«, sagte Kid und begann die Decken zusammenzulegen.
»Es tut mir leid, Kid«, sagte Joy. »Ich bin ja an allem schuld.«
»Es ist alles gut«, sagte er. »So etwas kann alle Tage passieren, wissen Sie.«
»Es ist meine Schuld, nur meine Schuld«, wiederholte sie hartnäckig. »Aber Papa hat für mich ein Claim beim Finderclaim abgesteckt, wie Sie ja wissen. Ich überlasse Ihnen meinen.«
Er schüttelte den Kopf.
»Kurz?« bat sie.
Kurz schüttelte den Kopf und begann zu lachen. Es war ein ungeheures Gelächter. Das Kichern und Prusten wurde allmählich zu einem Gebrüll, das aus übervollem Herzen kam. »Ich bin nicht etwa hysterisch geworden«, sagte er. »Zuweilen finde ich die ganze Welt so verdammt komisch, und jetzt eben geht es mir so.«
Sein Blick fiel zufällig auf die Pfanne mit dem Gold. Er ging hinüber und gab ihr feierlich einen Fußtritt, daß das ganze Gold in den Schnee flog.
»Es gehört ja nicht uns«, sagte er. »Es gehört dem Idioten, den ich heut nacht fünfhundert Fuß weiter hinaufjagte. Mich ärgert dabei nur, daß es genau vierhundertneunzig Fuß zuviel waren - zu seinen Gunsten! Komm jetzt, Kid! Wir gehen nach Dawson zurück. Und wenn du Lust hast, mich totzuschlagen, kannst du es tun - ich werde keine Hand rühren.«
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4
»Komisch, daß du gar nicht spielst«, sagte Kurz eines Abends im "Elch" zu Kid. »Liegt es dir denn gar nicht im Blut?«
»Natürlich«, antwortete Kid. »Aber ich habe auch die Zahlen im Kopf. Ich will was Reelles für mein Geld haben.«
Der ganze große Schankraum um sie her hallte wider von dem Knattern und Rasseln und Rumpeln der zwölf Roulette, an denen pelzgekleidete Männer in Mokassins ihr Glück versuchten. Kid machte eine Handbewegung, die all diese Leute umfaßte.
»Schau sie dir an«, sagte er. »Die nüchternen Zahlen erzählen mir, daß sie heute nacht mehr verlieren als gewinnen werden und daß die meisten von ihnen in diesem Augenblick im Verlust sitzen.«
»Du bist sicher ein guter Rechner«, murmelte Kurz bewundernd. »Und meistens hast du ja auch recht. Aber es gibt auch so etwas wie Tatsachen! Und es ist eine Tatsache, daß es ganze Glückssträhnen geben kann. Es gibt Augenblicke, in denen jeder Idiot, der nur spielt, gewinnen muß. Das weiß ich, denn ich habe selbst Spiele genug mitgemacht und mehr als einmal erlebt, daß die Bank gesprengt wurde. Die einzige Methode, zu gewinnen, ist, ruhig abzuwarten, bis man eine Vorahnung bekommt, daß jetzt die Glückssträhne angesaust kommt, und sie dann bis zum
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