Alaskan Royals - Davidson, M: Alaskan Royals
Fischen raus.“
„Schalt dein Mundgetriebe mal auf Park-Stellung, Junge.“
Sein Sohn tat, als sperre er seine Lippen zu, dann warf er einen imaginären Schlüssel über seine Schulter.
„Und?“
David schüttelte den Kopf. „Keine Chance, Dad. Und nur zu deiner Information: Noch nie in meinem Leben hat ein Mensch so mit mir gesprochen. Außer dir. Und … tja. Zieh ich nun solche Typen an, oder erinnert sie mich bloß an Christina?“
„Sie erinnert mich an die ganze Brut“, knurrte der König.
„Ja, die Ähnlichkeit springt einem ziemlich in die Augen. Und nicht nur die physische.“ David überlegte kurz. „Hast du, ähm, meinen Geschwistern schon davon berichtet?“
„Nein.“
„Oh.“ Wieder eine Pause. Al widerstand dem Drang, die Augen gen Himmel zu verdrehen. Gleich kommt die moralische Versicherung, dass er mich trotz allem nicht verachtet . „Hör mal, Dad. Ich denke seit gestern Abend darüber nach. Und ich – ich meine, ich weiß ja, dass Mom und du, dass ihr euch damals nicht hundertprozentig verstanden habt, und mir ist auch klar, dass Nicoles Mutter genau das war, was du zu der Zeit gebraucht hast. Ich … du weißt schon: Ich kann dich verstehen.“
„Was für eine Erleichterung. Ich liebe dich, Sohn, aber auf deine Erlaubnis oder deine Beteuerungen kann ich gut verzichten.“
„Recht so, Euer Majestät.“
König Alexanders Ältester streckte seine langen Beine aus und gähnte. Er roch ganz schwach nach Fischgedärm und war heute äußerst lässig gekleidet. Immer wieder musste Al erschrocken feststellen, dass der Junge exakt wie eine jüngere Ausgabe seiner selbst aussah. Es schien, als blicke er in einen heimtückischen Spiegel.
Zum Teufel, es schien noch gar nicht so lange her zu sein, seit er in Davids Alter war. Objektiv betrachtet handelte es sich natürlich um Jahrzehnte, doch subjektiv fühlte es sich eher wie fünf Jahre an. Zum Teufel, in Davids Alter war er bereits Vater gewesen.
Allerdings war David inzwischen auch Vater. Der König lächelte beim Gedanken an seine Enkelin Dara.
„Ach, und übrigens ist sie die beste Anglerin, die ich je gesehen habe“, neckte David, um das Gespräch wieder in Gang zu bringen.
„Die zweitbeste“, meckerte der König. „Und dass du’s ja nicht vergisst, mein Sohn: Für eine Tracht Prügel bist du noch nicht zu alt.“
„Da muss ich dir allerdings widersprechen. Stell dir vor, welche seelischen Narben Dara davontrüge, wenn sie miterleben müsste, wie ihr Großvater ihren Vater schlägt! Vielleicht würde sie eines Tages Königin von Alaska sein, innerlich aber ein seelischer Krüppel bleiben.“
„Meinetwegen.“ Soso , dachte Al. David ist also fischen gewesen . Nicole hatte ihn offensichtlich mitgenommen, wie vorher schon Jeffrey. Vielleicht gab es doch noch einen Weg, diese harte Nuss zu knacken. „Hast du sonst noch etwas aus ihr rausbekommen?“
„Ja. Sie kennt die wissenschaftliche Bezeichnung für eine unkontrollierbare Angst vor Ärzten.“
„Wer kennt die nicht?“, prahlte Al.
„Iatrophobie“, sagte sein Sohn liebenswürdig.
„Wenn die Kleine überhaupt vor irgendwas Schiss hat, fress ich Sushi.“
„Bitte, Dad“, flehte David ironisch. „Besudele deinen Feinschmeckergaumen nicht. Sonst wird dir nie wieder ein Hamburger schmecken.“
„Ich muss mir von meiner Brut alles gefallen lassen. Von jedem von euch!“
„Das ist dein Fluch“, stimmte sein Sohn fröhlich zu.
„Iatrophobie“, sinnierte Al.
„Ich glaube nicht, dass es so simpel ist. Ehrlich gesagt halte ich es für eine Ausrede.“
„Eine Ausrede?“
„Sie versucht uns von der Fährte abzubringen. Und das ist doch seltsam. Erst schreibt sie einen Brief, statt einfach zu schweigen, aber als wir uns dann melden, will sie nichts mit uns zu tun haben.“
„Würde es dir leichtfallen, mir einen letzten Wunsch auf dem Sterbebett abzuschlagen?“
David errötete, fuhr jedoch unbeirrt fort. „Wie kann sie es denn nur ablehnen, zu uns zu gehören? Wenn sie den DNA-Test besteht, hat sie Anspruch auf eines der größten Vermögen der Welt. Weder sie noch ihre Kinder oder Kindeskinder werden sich jemals mehr Sorgen um Geld machen müssen. Außerdem geht’s uns doch gut.“ David hob die Hände hoch. „Was also hält sie zurück?“
Al lächelte seinen Sohn nachsichtig an. David war noch jung. Er glaubte, seine Art zu leben sei die einzige auf der Welt. Obwohl Al stark vermutete, dass David intelligenter war als er selbst, fehlte es
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