Alaskan Royals - Davidson, M: Alaskan Royals
hinein.
„Herrgott noch mal!“, sagte der Mann auf der Veranda mit dröhnendem Bass. Er klang ebenso entnervt wie entzückt. Nicole drehte ihm den Kopf zu, ließ ihre Waffe jedoch am Hinterkopf des Mannes.
„Sie?!“
„Ich“, erwiderte der König von Alaska friedfertig. Er trug Jeans und ein blaues Oxford-Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt waren. Er stützte sein Kinn (das dringend einer Rasur bedurfte) in die Hand und erfasste ihre Erscheinung mit einem einzigen Blick: das braune Haar, die blauen Augen, das schmutzige Hemd, die Jeans, die Pistole.
„Yep“, sagte er, fast … fröhlich ? „Du bist auf jeden Fall meine Tochter. Schön, dich endlich kennenzulernen, Nicole.“
6
„Verschwinden Sie!“, rief Nicole erbost.
„Ach, nun hab dich doch nicht so, Kleine. Und würde es dir was ausmachen, dieses Pusterohr mal wegzulegen? Du verletzt Jeffs Gefühle.“
„Gar nicht zu reden von meinen Nieren“, murmelte der Mann in den Boden.
Vorsichtig stand Nicole auf, hielt ihre Waffe jedoch weiter schussbereit an der Hüfte.
„So ist es schon besser“, sagte der König, während Jeff ächzend auf die Beine kam. „Also, ich bin Al, dein Dad. Wer du bist, wissen wir ja. Und das hier ist Jeff, der Chef meiner Leibgarde.“
Nicole grinste süffisant. „Und da leben Sie noch?“ Sie war so boshaft, weil die Maße des Leibwächters sie zunehmend verwirrten. Er erhob sich … wuchs förmlich aus dem Boden. Es schien überhaupt kein Ende zu nehmen. Er war mindestens einen Meter neunzig groß und brachte bestimmt zweihundertzwanzig Pfund auf die Waage, davon kein einziges Gramm Fett. Er war gebaut wie der typische Linebacker beim Football. Aus der Entfernung hatte er nicht so groß ausgesehen. Oder so umwerfend.
Nein . Das konnte sie jetzt unmöglich gedacht haben. Zugegeben, der Mann hatte üppige schwarze Locken – richtig schwarz, nicht dunkelbraun – und blassblaue Augen. Die Augen eines Scharfschützen. Einen leicht dunklen Teint (vielleicht war ein Inuk unter seinen Vorfahren?) und die ausgebildeten Muskeln eines Gewichthebers. Sein Kopf und seine Hände wirkten kantig, als seien sie von einem geübten Handwerker geschnitzt worden, der keine Zeit für Feinheiten gehabt hatte. Außerdem saß sein maßgeschneiderter Anzug – ein Mann seiner Größe konnte nichts von der Stange kaufen – wie angegossen.
Umwerfend? Also bitte! Sie war bloß so durcheinander, weil sie seit neunundzwanzig Monaten und achtzehn Tagen keinen Sex mehr gehabt hatte.
„Sir“, sagte er gerade, „ich bitte um Vergebung. Ich werde mein Rücktrittsgesuch bis zum …“
„Den Teufel werden Sie tun! Ich hab ja auch nichts gehört. Geschieht uns ganz recht, weil wir ihr mit der Tür ins Haus gefallen sind, ohne uns vorher anzumelden. Oh, halt, das stimmt ja gar nicht … Edmund hat doch die ganze Woche über Nachrichten hinterlassen.“ Der König strahlte Nicole an. „Ich hätte den Palastwachen befehlen sollen, dass sie dich ins Schloss schleifen.“
„Den toten Palastwachen“, hielt sie dagegen. „Den verstümmelten Untertanen. Körperteile über den ganzen Sitka-Palast verstreut.“
„Wie ich sehe hast du vom Charme deiner Mutter überhaupt nichts geerbt. Bloß mein verdammtes Mundwerk. Ach ja, und mein berühmtes gutes Aussehen auch“, fügte er bescheiden hinzu.
„Als ob Sie irgendetwas über meine Mutter wüssten.“ Es machte Nicole wütend, es machte sie sogar rasend , wie dieser verwöhnte, scheinheilige Mistkerl über ihre tote Mom redete. „Sie war doch nichts weiter als ein Flirt für Sie, ein One-Night-Stand, der ein oder zwei Wochen gedauert hat.“
„Sie war reizend und gut, und sie besaß durchaus Humor, und du achte auf deinen Ton , wenn du mit mir sprichst, Nicole.“
Fast wäre sie einen Schritt zurückgewichen. Er lächelte nicht. Es hatte auch nicht albern geklungen. Sondern wie … wie ein König eben.
„Entschuldigung“, murmelte sie.
Sofort bekam der König bessere Laune. „So ist’s recht. War für uns alle ’ne schlimme Woche. Darum steigst du jetzt auch brav ins Auto, und wir fahren zum Palast und –“
„Nein.“
„Was?“
„Nein, König Alexander.“
„Nicht gut“, mahnte Jeff leise an ihrer linken Schulter.
Ohne den Kopf zu drehen, fauchte Nicole: „Keiner hat Sie gefragt, Jeff!“
„ Bitte nennen Sie mich nicht Jeff “, flüsterte er ihr ins Ohr. Dummerweise stellten sich sofort sämtliche Härchen auf ihrem linken Arm auf. Nicole
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