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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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neckend.
    Sanft strich sie über meine Hand. „Er hat mir alles über euch erzählt“, flüsterte sie. „Die erste Begegnung, die Ausritte. Ich denke, er hat mir nichts verschwiegen. Und obwohl ich geschockt bin, empfinde ich ihn als einen wahren Gentleman.“ Träumerisch starrte sie gegen die Wand, während mir erneut die Tränen über das Gesicht liefen.
    „Ach Mary, wie gerne wäre ich dabei gewesen. Ich möchte ihn sehen!“ Ich packte sie am Arm. „Du mußt mir helfen, ihn wiederzusehen.“
    Zögerlich rutschte sie etwas ab und ich spürte ihren inneren Kampf.
    „Ich sollte es dir nicht sagen, das hat er sich von mir versprechen lassen. Aber ich kann es nicht ertragen, dich so leiden zu sehen.“ Sie holte tief seufzend Luft. „Er wird übermorgen wieder in seine Heimat gehen. Er wurde begnadigt und ist frei.“
    Mein ganzer Körper erstarrte urplötzlich und mein Blut fühlte sich an, als wenn es augenblicklich gefror. Ich stand auf und blickte auf sie herab.
    „Nein, das kann nicht sein“, flüsterte ich. Voller Entsetzen über diese Nachricht hielt ich mir die Hände an den Hals. Vor meinen Augen tanzten kleine silberne Sterne.
    „Doch. Er hat mir sein Begnadigungspapier gezeigt. Morgen früh muß er es nur noch in Daronhall vorzeigen und beglaubigen lassen und übermorgen ist er weg. So ist sein Plan.“
    Mir war, als wenn ich einen Schlag in die Magengrube bekommen hätte.
    Weg!
Er fährt nach Hause!
    Was für ihn eine erfreuliche Nachricht sein mußte, erschien mir wie ein Todesurteil. Ich grub meine Fäuste in die Haare und schüttelte immer wieder den Kopf.
    „Nein! Nein, das darf nicht wahr sein!“ Ich drehte mich zu Mary und flüsterte: „Das glaube ich dir nicht.“
    Doch sie nickte mir langsam zu. „Warum sollte ich dich anlügen, nachdem, was ich für dich heute getan habe? Du weißt selbst, wie gefährlich das war. Für uns alle drei.“
    Sie fixierte mich wie ein Luchs seine Beute. Wenn nicht gleich was passierte, so befürchtete ich, würde ich in Ohnmacht fallen oder schlimmstenfalls wahnsinnig werden. Da ich nicht in der Lage war, ruhig stehen zu bleiben oder zu sitzen, lief ich hektisch auf und ab. Das konnte, nein, das durfte einfach nicht wahr sein! Schließlich blieb ich vor dem geöffneten Fenster stehen und blickte hinaus.
    „Robbie.“
    Es war ein tonloser Hilfeschrei, doch Mary verstand. Sie holte tief Luft und sah mich gequält an und auch ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen.
    „Es ist gut so. Du heiratest Mister Stephen und wirst diesen Burschen vergessen!“
    „Nein! Niemals!“ Die Tränen strömten nun in Bächen mein Gesicht herunter und mit schmerzendem und trauernden Herzen wandte ich mich zu Mary um und flüsterte: „Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll! Mary, bitte, bitte hilf mir!“
    Bei diesen Worten brach ich zusammen, während sie mir über den Rücken strich.
    „Vielleicht kann dich das trösten“, begann sie zögerlich. „Ich soll dir von ihm sagen, daß er es Ernst gemeint hat.“
     
    Es war mir kein Trost.
    Die restliche Nacht verbrachte ich schluchzend am Fenster, in der Hoffnung, Robbie noch einmal zu sehen.
    Doch ich wartete umsonst.
    Am nächsten Morgen war mein Gesicht so verquollen und ich wollte nicht aufstehen. Sobald ich wieder klar denken konnte, verfiel ich wieder in diese Trostlosigkeit. Mein Herz schien gebrochen.
Es war ihm ernst gewesen!
Er wurde begnadigt!
    Morgen noch, dann ist er weg!
    Der einzige Gedanke, den ich noch fassen konnte. Noch immer hallten diese Sätze aus Marys Mund in meinem Kopf. Doch was nützte mir die Gewißheit, daß er mich tatsächlich liebte, wenn er mich dennoch verließ?
    „Robbie. Robbie.“ Wieder begann ich zu weinen.
    Mary hielt sich von mir fern, als sie merkte, daß ich auch mit ihr nicht reden wollte.
„Hier ist ein Päckchen von Sir Miller für dich.“ Unwirsch wischte ich das noch geschlossene Paket vom Tisch, daß es scheppernd auf den Holzboden donnerte. Der Inhalt interessierte mich nicht. An Stephen wollte und konnte ich im Moment nicht denken.
    „Ich will meine Ruhe“, hatte ich zu ihr gesagt und zum Glück respektierte alle meinen Wunsch. Da man mich sowieso in meinem Zimmer gefangen hielt, sah ich nicht ein, warum ich mich ankleiden sollte. Nur für eine kurze Katzenwäsche und die Notdurft verließ ich mein Bett, das mir in diesem Moment der einzig sichere Zufluchtsort schien. Wenn ich nicht vor Kummer verging, schlief ich. Doch als es dämmerte, konnte ich nicht

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