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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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mehr liegen. Die Muskeln verlangten nach Bewegung. Ich stand auf und starrte aus dem Fenster, ohne irgendetwas zu registrieren.
    „Laß uns hier verschwinden“, hatte ich zu ihm gesagt. Bei diesem Gedanken tat mir das Herz so weh, daß ich dachte, es zerreißt.  

13
    Flucht aus der Geborgenheit
    Irgendwie hatte ich es geschafft, den Tag zu überleben.
    Trotzdem konnte ich auch jetzt, als die Nacht hereingebrochen war, nichts essen. Mary sah mich besorgt an, wagte aber nicht, ein Wort an  mich zu richten. Seufzend nahm sie das unberührte Tablett wieder auf und trug es hinaus. Doch diesmal schloß sie nicht ab.
    Langsam erwachte ich aus meiner Lethargie und starrte die Tür an. Hatte sie das beabsichtigt oder wurde sie wirklich vergesslich? Erstaunt blickte ich auf meine Kaminuhr, die wieder fröhlich vor sich hintickte und die Zeiger standen auf kurz vor Zehn. Vater würde erst in frühestens einer Stunde zuhause eintreffen, da er wie jeden Mittwoch seinen Abend im Club verbrachte.
    Eilig stieg ich aus dem Bett und kleidete mich an. Da ich mir alleine das Korsett nicht schnüren konnte, zog ich ein tannengrünes Kleid aus dem Schrank, das mir auf den Leib geschneidert worden war und meinen Busen mit Fischbein in Form hielt.
    „Schön ist es nicht gerade, aber es erfüllt seinen Zweck.“ Ich begutachtete mich kurz im Spiegel, steckte meine Haare hastig hoch und überlegte, ob ich irgendwas mitnehmen sollte. Doch nichts schien mir im Moment so wichtig wie mein Messer und die Freiheit, die die offene Türe vor mir ausstrahlte. Trotzdem steckte ich noch schnell die Rosenbrosche, verschiedene Schmuckstücke und einige Silberlinge ein. Meinen Verlobungsring von Stephen zog ich statt dessen ab und legte ihn in die Schublade.
    Leise öffnete ich die Tür und horchte nach draußen.
    Nichts rührte sich.
    Die Schuhe in der Hand lief ich den langen Gang in meinen Seidenstrümpfen entlang.
    Wie gut, daß alles mit Teppichen ausgelegt ist, dachte ich dankbar, als ich an den Stufen inne hielt. Aus dem Salon kamen leise Stimmen und die Musik des Spinetts drang zu mir herauf. Mamma hatte wie immer Besuch.
    Nun mußte ich nur noch die Treppe hinunter und zur Eingangstüre hinausspazieren. Vorsichtig tastete ich mich Stufe um Stufe nach unten. Ich begann zu schwitzen, teils vor Aufregung und teils wegen des dicken Kleiderstoffes. Anscheinend war es eher für kältere Tage gedacht und nicht für so einen lauen Herbstabend wie heute.
    „Du schaffst es“, machte ich mir flüsternd Mut und setzte einen Fuß auf die Stufe.
    Plötzlich ging die Salontür auf.
    Entsetzt zog ich meinen Fuß zurück und drückte mich an die Wand. Mit klopfendem Herzen und rasenden Puls hielt den Atem an. Mary trat hinaus in Richtung Küche, bepackt mit einem Tablett. Hatte sie mich bemerkt? Doch sie ging, ohne auf die Treppe zu schauen, ihren Weg.
    Erleichtert hielt ich mir die Hand ans Herz. Ich holte noch einmal tief Luft und lief so schnell ich konnte durch die Eingangtür in Richtung Freiheit.
     
    Draußen angekommen, zog ich meine Schuhe über und rannte so schnell ich konnte zu den Pferden. Der Kies knirschte laut, aber nun war es mir egal, ob mich jemand bemerkte. Ich hatte nur einen einzigen Gedanken! Ich brauchte unbedingt ein Pferd, um nach Daronhall zu kommen. Ich mußte ihn einfach nochmal sehen, bevor es zu spät war!
    „Welch ein glücklicher Zufall!“
    Erleichtert sah ich in einer der Boxen drei noch gesattelte Pferde. Ich entschied mich für einen rotbraunen Hengst, da er mir am robustesten vorkam. Es glänzte vor Schweiß und war noch nicht abgerieben, doch ich konnte nun keine Rücksicht nehmen. Ungeduldig zog ich es wieder heraus, was es mit Schnauben und Tänzeln beantwortete und im Eiltempo ritt ich durch die Nacht nach Daronhall.
    Zu Robbie.
    Zu meinem Liebsten.
     
    Froh darüber, dass ich oft in Daronhall gewesen war, stellte die Dunkelheit keine Schwierigkeit für mich dar und ohne Probleme fand ich die Ställe. Erleichtert öffnete ich die quietschende Tür und trat in den erhellten Pferdestall ein.
    „Wo ist Robbie?“
    Mein Herz raste und ich hielt mich am Türpfosten fest, eine Hand auf meinem wild klopfenden Herzen. Erstaunt über den nächtlichen Besucher hielten die Männer bei ihrem Kartenspiel inne. Einer stand auf.
    „Der ist nicht mehr da, Miss. Hat vor ein paar Stunden das Gut verlassen. Wurde doch begnadigt.“ Zur Bekräftigung drehte er den Kopf zu seinen Kumpanen, die ihm nickend zustimmten.
    „Ja, ja.

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