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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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die quietschende Türe. Aber sie erhielt nur Antwort von ein paar Pferden, die links und rechts in ihren Pferchen neben ihr schnaubten. Sie drückte sich fest gegen die Wand. Sie versuchte es erneut.
    „Mister Robbie. Sind sie hier irgendwo?“
    Das leichte Rascheln von Stoff ließ sie nach rechts blicken, obwohl sie nichts erkennen konnte und schließlich kam ein Tapsen näher, das vor ihr stehen blieb.
    „Sind Sie es, Miss Mary?“
    Sie nickte, erkannte Robbie an seinem Dialekt, als ihr einfiel, daß er wahrscheinlich genauso wenig sah, wie sie.
    „Ja, ich bin’s. Ich bringe eine Nachricht von Susanna.“
    Er packte sie am Arm und sie schrie leise auf.
    „Von Susanna? Eine Nachricht? Wo ist sie? Ist ihr etwas zugestoßen?“
    „Können Sie denn nicht erst Licht machen? Die Dunkelheit macht mir Angst.“
    „Selbstverständlich.“
    Das Tapsen entfernte sich und Robbie kam mit einem qualmenden Talglicht zurück, das den Stall erstaunlich gut erhellte. In der Eile hatte er seine Kniehose und eine Weste übergezogen und lief barfuß.
    Mary sah sich um. Nur er und die Pferde. Ihre Erleichterung mußte er bemerkt haben.
    „Keine Bange, ich bin alleine. Arnold ist in den hinteren Ställen und paßt auf. Ein Pferd fohlt wahrscheinlich heute Nacht, deshalb mußte ich auch wieder zurück.“
    Er lächelte sie mit weißen Zähnen an, nahm sie beim Arm, führte sie zu einem kleinen Tisch mit zwei Stühlen und setzten sich. Robbie rieb sich das Gesicht. Er sah zerfurcht aus, als ob schwere Gedanken auf ihm lasteten und seine Augen waren gerötet. Sie lagen tief in den Höhlen und Mary wurde das Herz weich. Vielleicht liebte er sie wirklich.
Schweigend blickte er sie an, während er seine Haare nach hinten band. Er durchbrach die Stille.
    „Nun, Sie sagten etwas von einer Nachricht.“
    „Oh, ja.“ Umständlich kramte sie in ihrer Schürze herum und zog den Brief heraus.
    „Sie können doch lesen?“, fragte sie, bevor sie ihn überreichte.
    „Natürlich.“ Gierig riß er ihr den Brief aus der Hand und brach das Siegel ohne Umschweife auf. Schweigend las er die Zeilen und in seinen Augen glänzte es. Er klappte das Papier wieder zusammen, schloß die Augen und drückte es an seine Brust. Mary registrierte jede seiner Bewegungen und bestätigte ihre Befürchtung.
    „Wie kommt sie auf den Gedanken, ich sei verheiratet?“ Flüsternd starrte er wieder auf den Brief.
    Mary rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her.
    „Ich, äh - habe gesagt, daß, äh -“ Nun wurde sie rot, denn gestottert hatte sie seit Jahren nicht mehr.
    Interessiert blickte Robbie hoch. Mary holte tief Luft und setzte erneut an. „Ich habe nur gesagt: Kind, wir wissen gar nichts von diesem Mister Robbie. Vielleicht ist er schon verheiratet.“
    Sie schluckte, blickte ihm aber fest in die Augen.
    „Da haben Sie allerdings recht. Und damit Sie’s wissen: Ich bin noch zu haben.“
    Sie glaubte, eine Bitterkeit in seiner Stimme zu hören.
    „Darf ich fragen, was sie sonst noch schreibt? Nicht, daß ich neugierig bin -“ Ohne weitere Worte übergab er ihr Susannas Zeilen.
     
    Geliebter!
    Ich bin in Eile. Deshalb schreibe ich dir nur das Wichtigste.
    Bis zu meiner Vermählung darf ich mein Zimmer nicht mehr verlassen. Vater hat mich eingesperrt, allerdings weiß er nichts von uns. Mary hat nichts gesagt, du kannst ihr vertrauen.
    Wenn es dir möglich ist, so komm wie damals ans Fenster.
    Was ich aber unbedingt vorher wisse n muß : Bist du verheiratet oder mit irgendeinem Wort oder Versprechen an eine Frau gebunden? Wenn ja, dann möchte ich dich nie wieder sehen.
    Bitte gib Mary die Antwort mit auf den Weg, ich erwarte sie mit bangem Herzen!
    Und vergiß niemals, wie sehr ich dich liebe. Mein Herz ist voller Sehnsucht nach dir,
    S.
     
    „Kindchen, wenn ich gewußt hätte, daß es so ist zwischen euch“, tätschelnd strich sie über meine Hand.
    „Was wäre dann gewesen?“ Trostlos wandte ich meinen Blick wieder hinaus in die Dunkelheit.
    „Das weiß ich auch nicht.“
    Ich holte tief Luft. „Nun denn. Was war dann? Du warst ja eine Ewigkeit weg.“
    „Dann habe ich ihm die Leviten gelesen!“
    Nun mußte ich trotz meiner Traurigkeit lachen. „Da wäre ich gerne dabei gewesen. Was hast du denn gesagt?“
„Nun, ich habe ihm gesagt, er solle sich davor hüten, mein kleines Häschen unglücklich zu machen!“, rief Mary aufgebracht und mit mürrischem Gesicht und ich verkniff mir ein Lachen.
„Was hat er geantwortet?“, fragte ich

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