Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
mir um, als ich die Wand erreichte. Ich legte beide Hände darauf und schickte eine volle Ladung Bruchkraft hinein. Die ganze Wand brach weg, als hätte die Hand eines Riesen sie umgestoßen.
Die Könige, die ganz unterschiedliche Gewänder und Kronen trugen, kamen die Treppe herauf: der mokianische König in einem Pareo, ein König und eine Königin in europäischen Roben und mit normalen Kronen, ein dunkelhäutiger Mann, dessen rotes Gewand afrikanisch aussah. Ich zählte sie durch, aber Bastilles Vater war nicht dabei.
Er war noch unten im Saal. Ich konnte sehen, wie er versuchte, Draulin in Sicherheit zu ziehen. Leider war sie sehr schwer in ihrer Rüstung– von dem großen Schwert, das auf ihren Rücken geschnallt war, ganz zu schweigen. Zu dieser Erkenntnis gelangte der König offenbar auch, denn er zog das Schwert heraus und warf es beiseite. Dann begann er ihr die Rüstung auszuziehen.
Ich wollte hinunterlaufen, um ihm zu helfen, aber inzwischen hatte die Menge meinen neuen Ausgang entdeckt und strömte auf ihn zu. Ich musste mich durch sie hindurchkämpfen und kam nur langsam voran.
»Grandpa!«, brüllte ich hinunter und deutete auf den König.
Mein Großvater drehte sich zum König um und fluchte. Folsom und Himalaya gelang es recht gut, die Bibliothekare abzuwehren, deshalb eilte Grandpa Smedry zum Hochkönig hinüber, um ihm zu helfen. Das versuchte ich auch, aber die Menge bremste mich. Zum Glück sah es so aus, als würde ich nicht gebraucht.
Die Leute entkamen durch die aufgebrochene Wand. Folsom und Himalaya wurden mit den Bibliothekaren gut fertig. Mein Großvater half dem Hochkönig, Draulin hochzuheben. Alles schien gut.
Die Unaussprechliche strickte ruhig weiter.
Mich quälten immer noch Fragen.
Wie waren die Bibliothekare an den Geiststein der Crystin herangekommen? Das Ding wurde doch sicher extrem gut bewacht.
Warum blieb die Unaussprechliche so gelassen? Wer hatte die Hawkwind gesprengt? Das musste jemand gewesen sein, der Sprengglas in Draulins Rucksack schmuggeln konnte. Es war ihre Kabine gewesen, die explodiert war.
Ich warf einen Blick auf Himalaya, die an der Seite ihres frischgebackenen Ehemannes kämpfte und einen Feind nach dem anderen niederschlug, während mein Großvater Opernarien sang. Mir kam der Gedanke, dass wir vielleicht etwas übersehen hatten. Und in diesem Augenblick stellte ich mir die wichtigste Frage von allen.
Wenn es eine gute Bibliothekarin gab, könnte es dann auch einen bösen Ritter geben? Einen Ritter, der an den Geiststein herankam und ihn manipulieren konnte? Der eine Bombe in Draulins Rucksack schmuggeln konnte? Der Bastille auf eine schwierige Mission geschickt hatte, um sie scheitern zu sehen?
Einen Ritter, den ich vor dem Königlichen Archiv gesehen hatte, bevor es wegteleportiert wurde?
»Oh nein…«, flüsterte ich.
In diesem Augenblick bewegte sich in der Nähe von Grandpa Smedry einer der »bewusstlosen« Ritter. Er hob den Kopf und ich sah ein fieses Grinsen auf seinem Gesicht. Es war Archedis, auch als Mr. Riesenkinn bekannt, der angeblich beste aller Ritter von Crystallia.
Ich hätte besser auf Sokrates hören sollen.
»Großvater!«, schrie ich und versuchte, mich durch die Menge zu ihm vorzukämpfen, aber die Leute waren so panisch, dass ich nur ein paar Schritte vorwärtskam, bevor sie mich wieder zurückdrängten.
Grandpa Smedry, der immer noch sang, drehte sich um, sah zu mir herauf und lächelte. In Sekundenschnelle stand Archedis auf, zog sein Kristallschwert und schlug Grandpa Smedry mit dem Knauf auf den Kopf.
Der alte Mann verdrehte die Augen und fiel zur Seite– vor der Kraft eines Crystin-Schwertes konnte sein Talent ihn nicht schützen. Als sein Gesang verstummte, hörten Himalaya und Folsom schlagartig auf zu kämpfen und blieben wie versteinert stehen.
Die Bibliothekare stürzten sich auf sie.
Verzweifelt kämpfte ich erneut gegen die hinausströmende Menschenmenge, um hinunterzukommen. Die Sitzplätze auf der Nordseite waren nun alle leer. Nur die Unaussprechliche saß noch da. Lächelnd blickte die alte Frau zu mir herauf. Dann hielt sie den Schal hoch, den sie gestrickt hatte.
Sein Muster entpuppte sich als ein blutiger Schädel. Archedis wandte sich zu König Dartmoor um.
»Nein!«, schrie ich.
Der korrupte Ritter hob sein Schwert. Dann erstarrte er, weil eine kleine Gestalt wortlos zwischen ihn und den König trat.
Bastille. Sie war von der Manipulation des Geiststeins nicht betroffen, weil die Ritter
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