Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
fegen.
»Na gut«, sagte ich mit einem Seufzer. »Dann lasst uns gehen.«
Wir verließen das Schwein und liefen die Stufen zum Palast hinauf. Prinz Rikers rief sofort nach Wachen– ich glaube, er fand es einfach dramatischer, einen ganzen Trupp Soldaten dabeizuhaben. Tatsächlich wirkte unser Einmarsch in die große Halle mit den gerahmten Glasscheiben an den Wänden ziemlich einschüchternd.
Die Ritter von Crystallia, die in der Halle Wache standen, salutierten, als wir an ihnen vorbeiliefen, und ich fühlte mich gleich viel sicherer, weil sie da waren.
»Glaubst du, deine Mutter hat die anderen vorgewarnt, was passiert ist?«, flüsterte Sing.
»Das bezweifle ich«, sagte ich. »Ihre Verbündeten haben der Unaussprechlichen zwar voller Stolz gemeldet, dass sie ein paar wertvolle Gefangene gemacht haben. Aber wenn solche Gefangenen einem wieder entwischen, posaunt man das nicht so gern herum. Ich glaube, wir werden sie überraschen.«
»Hoffentlich«, sagte Sing, während wir auf die große Flügeltür des Ratssaales zusteuerten. Wir nickten den beiden Rittern zu, dann trat ich beiseite.
»Zeit für Ihren großen Auftritt, Hoheit«, sagte ich und winkte Prinz Rikers nach vorn.
»Soll ich wirklich?«, fragte er.
»Klar, nur zu!«, sagte ich.
Der Prinz klopfte sich Staub von der Robe und lächelte breit. Dann schritt er durch die Tür in den Ratssaal und brüllte: »Im Namen von allem, was recht ist, fordere ich den sofortigen Abbruch dieser Verhandlungen!«
Unten saßen die Könige um ihren Tisch. Vor ihnen lag ein großes Dokument. König Dartmoor hielt eine Feder in der Hand und war im Begriff, es zu unterzeichnen. Wir waren gerade noch rechtzeitig gekommen. (Ich hätte auch sagen können, ›auf den letzten Drücker‹, aber was zum Teufel ist überhaupt ein ›Drücker‹?)
Der Tisch der Könige stand in dem großen offenen Bereich in der Mitte des Saales. Die tribünenartigen Sitzreihen auf beiden Seiten waren voll besetzt. Ritter von Crystallia hatten sich unten in einem großen Kreis aufgestellt, zwischen den Zuschauern und den Königen. Mir fiel auf, dass sie dort, wo die Bibliothekare saßen, besonders dicht standen.
Die Unaussprechliche saß vor der Gruppe der Bibliothekare und strickte seelenruhig an einem Schal.
»Was soll das?«, fragte König Dartmoor, als der Rest meiner Mannschaft in den Raum drängte.
»Die Bibliothekare belügen dich, Vater!«, erklärte Rikers. »Sie haben versucht, mich zu entführen!«
»Also das ist wirklich das Bedauerlichste, was ich je gehört habe«, sagte die Unaussprechliche.
Meine Begleiter blickten mich an. Ich trug die Brille mit der einzelnen Wahrheitsfinderlinse und hatte ein Auge geschlossen, um nur durch diese Linse zu sehen. Leider hatte die Unaussprechliche nichts Unwahres gesagt– ich war mir sicher, dass sie das bewusst vermied.
»Vater«, sagte Prinz Rikers, »wir können beweisen, was passiert ist!« Er machte ein Handzeichen nach hinten. Da trugen die beiden Ritter, die wir mitgenommen hatten, den gefesselten und geknebelten Fitzroy herein. »Das ist ein Bibliothekar von der Sekte der Dunklen Okulatoren! Er war an einem Versuch beteiligt, Bücher aus dem Königlichen Archiv zu stehlen…«
»Mumf mu mumfmumf«, machte Fitzroy.
»Und daraus wurde dann ein Versuch, mich, den Kronprinzen, zu entführen!«, fuhr Rikers fort.
Rikers wusste wirklich, wie man in eine Rolle schlüpfte. Nun, da er sich in seiner gewohnten höfischen Umgebung befand, wirkte er gar nicht mehr wie eine Witzfigur.
König Dartmoor wandte sich an die Unaussprechliche. »Frau Bibliothekarin?«
»Ich… weiß nicht genau, was geschehen ist«, sagte sie. Eine weitere Halbwahrheit, die nicht als Lüge aus ihrem Mund kam.
Ich trat vor. »Sie weiß Bescheid, Ihre Majestät«, erklärte ich. »Sie wollte Himalaya, die nun ein Mitglied des Smedry-Klans ist, umbringen lassen.«
Das löste einen Aufruhr aus.
Die Miene des rotbärtigen Königs wurde sehr ernst. »Frau Bibliothekarin, stimmt das, was er sagt, oder nicht?«, fragte er streng.
»Ich weiß nicht, ob Sie mich das fragen sollten, mein Lieber. Es ist ziemlich…«
»Beantworten Sie die Frage!«, brüllte der König. »Wollten Bibliothekare uns bestehlen und meinen Sohn entführen, während die Verhandlungen über diesen Vertrag liefen?«
Die wie ein harmloses Muttchen wirkende Bibliothekarin sah mich an, und ihr Blick verriet mir, dass sie wusste, dass sie in der Klemme saß. »Ich muss Sie bitten, meinen
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