Magdalena Köster
Den letzten Abschied
selbst gestalten
Alternative Bestattungsformen
Ch. Links Verlag
Editorische Notiz
Bei den Begriffen »der Verstorbene« oder »der Bestatter«, die in vielen Interviews und bei Zitaten vorkommen, ist immer auch die weibliche Form gemeint, zumal der weibliche Teil der Bevölkerung inzwischen stark an der neuen Bestattungskultur beteiligt ist. Mit dem Begriff »Angehörige« meine ich immer auch den Freundeskreis und Bekannte, nicht nur die Verwandten.
Berichte und Zitate von Privatpersonen habe ich in der Regel mit deren Vornamen und Alter versehen. Wer dies nicht wünschte, erhielt ein Pseudonym mit Sternchen.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage 2010 (entspricht der 1. Druck-Auflage von 2008)
© Christoph Links Verlag – LinksDruck GmbH
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unter Verwendung eines dpa-Fotos von Uwe Zeucchi:
Friedwald, Reinhardswald in Hessen
ISBN 978-3-86284-007-6
Vorwort
Eigentlich sind wir es gewohnt, nach den eigenen Vorstellungen zu leben und die wichtigen Dinge des Lebens selbst zu gestalten. Doch nach dem Tod eines nahestehenden Menschen herrscht oft große Ratlosigkeit. Die Abläufe bis zur Bestattung wirken häufig so durchprogrammiert, dass sich Trauernde in dieser schweren Zeit nicht selten nutzlos und fehl am Platze fühlen. Hinzu kommt, dass viele Menschen das Thema Tod zeitlebens meiden. Nach einer Studie der Universität Hohenheim verdrängen dies drei Viertel der Männer und 60 Prozent der Frauen, um sich nicht »die Freude am Leben« zu verderben. Andere betonen allerdings, sie würden ihr Leben gerade deshalb genießen, weil sie hin und wieder an das Ende dächten. Sie gehören zu denen, die sich von ihren Verstorbenen in Ruhe verabschieden möchten und sich auch schon einmal Gedanken über ihre eigene Beerdigung gemacht haben. Sie wollen sich für diese wichtigen Stunden und Tage nicht in ein starres to-do-Korsett zwängen lassen, sondern den letzten Abschied in einem liebevollen Umfeld selbst gestalten. Sie wollen auch wissen, was nach dem Tod eigentlich möglich und erlaubt ist, um den verstaubten Ritualen etwas entgegenzusetzen.
Und es staubt ordentlich in allen Bereichen, die mit der Bestattung zu tun haben. Da gibt es viel Selbstgefälligkeit und Willkür. Trauernde werden in Krankenhäusern und Pflegeheimen nicht darauf aufmerksam gemacht, dass sie ihre Toten 36 Stunden mit nach Hause nehmen oder sich in einem geeigneten Raum in aller Ruhe von ihnen verabschieden können. Stattdessen entscheiden Klinikhausmeister, Verstorbene erst nach dem Wochenende »auszuliefern«. So lange werden sie in die Pathologie »verräumt«. Gern redet uns auch ein Bestatter ein, den Sargdeckel nicht mehr aufzumachen. »Behalten Sie die Oma lieber so in Erinnerung.« Andere sagen ganz unverblümt: »Kümmern Sie sich um die Trauerbriefe, wir kümmern uns um den Toten.« Damit wird Trauernden nicht nur die Arbeit abgenommen, sondern gleich auch der Verstorbene. Nichts scheint eiliger zu sein, als ihn in einen Kühlraum zu bringen, so als hätten wir es dauernd mit 40 Grad Hitze oder schwerer Ansteckungsgefahr zu tun.
So manche Bestatter wollen uns immer noch geschnitzte Eichensärge verkaufen, obwohl die fünfziger Jahre schon sehr lange zurückliegen. Designstudenten reagierten entsetzt, als sie das übliche Sarg- und Urnenmobiliar unter die Lupe nahmen und sprachen von einer »Omaisierung« der Branche. Die aufgedrängte Bestattungswäsche ist ein gefältelter Witz, derartige Talare würde kein Lebender anziehen. Friedhofsangestellte wuchten den falschen, den hässlichen Kranz auf den Sarg des Ehemannes, weil ihnen das zarte Gesteck der Frau zu mickrig erscheint. Die gleichen Leute schnalzen auch schon mal ungeduldig mit der Zunge, wenn weinende Trauergäste nicht schnell genug aus der Aussegnungshalle eilen. Am Grab reiht so mancher Pfarrer nur ausgestanzte Sätze aneinander.
Erstaunlich ist die immer noch anzutreffende Beamten-mentalität. Ein großer Teil der Bestatter, der Friedhofsverwalter, Krematorien und Behörden scheint kein Interesse daran zu haben, Abläufe zu verbessern und serviceorientierter zu arbeiten. Da klagt eine ganze Branche über den