Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel
stützte sich dann auf einen Ellbogen. Zwischen ihr und Bruce lag Caroline ganz still, aber ihre Augen waren geöffnet, und sie versuchte zu sprechen.
Rasch stand Janie auf und schüttelte Bruces Schulter. »Bruce!« sagte sie. »Wach auf! Sie versucht zu sprechen! O mein Gott, ich glaube, es hat gewirkt!«
Carolines Stimme war nur ein schwaches Krächzen. »Wo sind wir?« fragte sie.
Janie nahm ihre Hand. »Pssst«, sagte sie. »Versuchen Sie nicht zu reden, wenn es weh tut.«
Aber Caroline ließ sich nicht zum Schweigen bringen. »Ich glaube, ich war wirklich krank. Ich hatte die unglaublichsten Träume ...«
Als sie begannen, darüber zu sprechen, dauerte es eine volle Stunde, bis der Bericht vollständig war. Es gab Tränen und Erleichterung und Hysterie und unglaubliche Freude, daß sie alles lebendig und relativ unversehrt überstanden hatten. Sie sprachen über die Details, untersuchten jede glückliche und schicksalhafte Wendung.
»Ich bin erschöpft«, sagte Janie, als sie endlich fertig waren.
»Ich habe Hunger«, sagte Caroline, was ihre Pfleger entzückte.
Während sie und Bruce sich in der Küche bewegten und eine einfache Mahlzeit für ihre Patientin zubereiteten, sah Janie an der Wand Bruces digitalen Kalender. Irgend etwas auf der Zahlenskala rührte an eine vertraute Saite, aber sie war viel zu glücklich und beschäftigt, um sich damit zu befassen. Während sie sich der fröhlichen Aufgabe widmete, für Caroline zu sorgen, nagte irgend etwas, was Datum und Zeit betraf, an ihrem Seelenfrieden. Und dann, ganz plötzlich, fiel ihr die Quelle ihrer Angst ein.
Sie legte eine Hand auf die Arbeitsplatte, um sich zu stützen. »Guter Gott, heute sind es vier Wochen, seit Caroline hier angekommen ist! Sie ist nicht geprintet!«
Janie wollte sofort anfangen, ihre Sachen zu packen. »Wir müssen heute noch ein Flugzeug nehmen!«
»Janie, das ist lächerlich. Sie ist immer noch krank. Sie wird niemals durch die Sperre ins Flugzeug kommen. Und wenn sie erst rauskriegen, was passiert ist, werden sie sie für eine Ewigkeit isolieren!«
Janie war hektisch. »Soweit sie wissen, bin ich auch nicht geprintet.«
Bruce setzte das Tablett ab und starrte sie an. »Du bist doch in Leeds geprintet worden.«
»In Leeds ist Ethel Merman geprintet worden, aber nicht Jane Elizabeth Gallagher Crowe! Was sollen wir tun? Wir werden verhaftet, wenn uns nicht etwas einfällt .«
»Verdammt!« sagte Bruce. »Ich weiß nicht, ob es funktionieren wird, aber es gibt etwas, was ich versuchen kann.« Er verließ die Küche, ging in sein Arbeitszimmer und schaltete dort sofort seinen Computer ein. Er gab seinen Sicherheitscode ein und ließ sich mit dem System des Instituts verbinden, was er fast jeden Tag machte, um seinen Terminkalender zu prüfen, bevor er zur Arbeit ging. Es würde keinen Argwohn erregen, wenn er das auch jetzt tat, aber gewöhnlich beschränkte er sich auf kurze, harmlose Fragen. Was er jetzt würde tun müssen, war in der Tat ein Verbrechen, ein weiteres auf der langen Liste derer, die er in jüngster Zeit begangen hatte.
»Ich versuche, Caroline den Bodyprint von jemand anderem unterzuschieben. Dann werde ich versuchen, den Namen auf deinen zu ändern, so daß er dir tatsächlich dazu verhilft, aus England rauszukommen. So gewinnt ihr wenigstens ein bißchen Zeit.«
»Kannst du das wirklich machen?«
»Außer Ted bin ich so ungefähr der einzige
Mensch, der es kann.« Er drückte ein paar Tasten auf der Tastatur und begann mit seiner Suche nach einem Print für Caroline. »Um welche Tageszeit hat der Compudoc euch endgültig entlassen?«
»Gegen Mittag«, antwortete Janie.
»Dann wird heute um die Mittagszeit, wenn ihr das Land nicht verlassen habt, ein Befehl an Biopol ausgegeben, euch zu fassen und zu printen. Bis dahin müssen wir den Austausch erledigt haben.«
»Aber wenn du Identitäten vertauschst, wie kannst du dann sicher sein, daß die betreffende Person nicht heute irgendwohin verreisen will? Oder sonst etwas tun, was den Nachweis eines Prints erfordert?«
»Ich werde mir eine Datei von jemandem ausborgen, der bereits tot ist. Aufgrund des Projekts, an dem ich gerade arbeite, habe ich Zugang zu Millionen von Prints. Einige davon sind nicht von britischen Staatsbürgern. Wir haben Dateien aus aller Welt erworben, damit wir wirklich eine Zufallsauswahl haben.«
Janie dachte an ihre Tochter. Betsy . dein Print da draußen im Worldnet . Sie wurde sehr still und sagte leise: »Ich hatte
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