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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sah Chandos an. »Aber dies soll nicht sein Schicksal sein, wenn Ihr ihn fangt, obwohl ich zugebe, daß ich es genießen würde; doch es würde mich des ungeheuren Vergnügens berauben, ihn brennen zu sehen.«
    Der Soldat biß sich auf die Zunge und verneigte sich vor dem König, doch innerlich verfluchte er ihn, während er ging, um sich auf die Jagd vorzubereiten.
    Alejandro und Kate ritten den ganzen nächsten Tag eilig weiter und hielten nur an, um zu essen und zu trinken. Sie blieben in bewaldeten, unbewohnten Gegenden, um nicht entdeckt zu werden; die wenigen Leute, denen sie begegneten, hielten sie für Vater und Tochter, denn es war nach der Pest häufig zu sehen, daß hinterbliebene Familienmitglieder zerstörte Städte verließen, um anderswo ein hoffnungsvolleres Leben zu suchen. Niemand, der sie auf ihrer Flucht sah, fragte sich, was ein so dunkelhäutiger Mann mit schwarzen Augen zu einem so hellhäutigen kleinen Mädchen kam; das änderte sich erst, als die Leute von Chandos befragt wurden, der die Gruppe der Verfolger anführte. Da erinnerten sich viele an das seltsame Paar auf dem Pferd, und die Nachricht von den Flüchtigen verbreitete sich rasch in der Gegend zwischen Canterbury und London.
    Als sie am zweiten Tag anhielten, um zu trinken, kauerte Alejandro sich an den Rand eines stillen Teichs und prüfte in dessen spiegelnder Oberfläche seinen wachsenden Bart. Er war glatt rasiert gewesen, seit Eduardo Hernandez ihn aufgefordert hatte, den Bart abzunehmen, weil das besser zu seiner Verkleidung paßte. Nun ließ er ihn wieder wachsen, um sich erneut zu verkleiden. Als er sich über den Hals strich, spürten seine Fingerspitzen unter dem Kinn einen kleinen, harten Knoten, und vor Schreck über diese Entdeckung setzte er sich schlagartig nieder und stützte sich mit einer Hand ab. Kate beobachtete all das und eilte in panischer Angst an seine Seite.
    »Nein!« schrie sie, als sie seinen Hals sah. »Nein! Ihr dürft nicht sterben!«
    Bald werde ich zu schwach zum Reiten sein, dachte Alejandro bei sich, während er sich an das Pferd und das Kind klammerte. Und obwohl er die Methode kannte, sich zu heilen, fehlte es ihm an den Mitteln dazu. Er lenkte sein Pferd unverzüglich auf den Weg zu Mutter Sarahs Hütte und hoffte wider alle Vernunft, noch rechtzeitig anzukommen, um sich von ihr behandeln zu lassen. Sie ritten durch Städte und Dörfer, ohne anzuhalten; das Pferd hinterließ Staubwolken, wenn sie an gaffenden Passanten vorbeikamen. Alejandro wußte, wenn die Suchtruppe des Königs zufällig auf jemanden traf, der sie gesehen hatte, würden sie leicht zu finden sein. Doch er hatte keine Wahl, er konnte sich nicht die Zeit nehmen, einen Weg einzuschlagen, auf dem man sie weniger leicht entdeckt hätte.
    Als sie die Wiese überquerten, konnte Alejandro die dunkelbraune Oberfläche vieler frisch zugeschütteter Gräber sehen, und er fragte sich, wie viele hundert Leichen unter der Erde lagen. Als er sich den Eichen näherte, spürte er, wie sich Wind erhob und ihr Fortkommen erschwerte; wieder mußte er dem erschöpften, widerwilligen Pferd die Peitsche geben, um es anzutreiben. Als sie zwischen den knorrigen Bäumen hindurchritten und Mutter Sarahs Tal erreichten, wieherte und schnaubte das Pferd protestierend, doch kaum waren sie sicher auf der anderen Seite, beruhigte sich das erschrockene Tier, und sie erreichten bald die Hütte.
    Alejandro hatte dieses kleine Haus nie vorher betreten. Er fand es ordentlich, sauber und karg möbliert. Einen Moment lang dachte er: Das wird ein angenehmer Platz zum Sterben sein. Doch dann verbannte er diesen unwillkommenen Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Er rief nach Mutter Sarah, erhielt aber keine Antwort. Also setzte er seine Suche im Haus fort. In einem kleinen Zimmer auf der Seite befand sich ein Bett aus frischem Stroh mit einer zusammengefalteten Decke an einem Ende.
    Genau in der Mitte des kleinen Hauses stand ein schwerer Eichentisch aus rohen Brettern, auf beiden Seiten von Bänken flankiert. In der Mitte des Tisches fand Alejandro eine Flasche mit der vertrauten gelblichen Flüssigkeit und eine Schale mit dem kostbaren grauen Pulver. Daneben lag sein Buch. Es war, als habe Mutter Sarah seine Bedürftigkeit vorhergesehen und ihn erneut beschenkt.
    Er sagte Kate, sie solle sich auf die eine Bank setzen, und nahm selbst auf der anderen Platz. »Paßt jetzt genau auf«, sagte er, »denn ich werde Euch dasselbe Heilmittel zeigen, das ich benutzt

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