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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Seherinnen der Epoche.)
    Und so weiter. Wir vernahmen, daß eine Ermittlung durchgeführt werden würde, doch die würde natürlich wahrscheinlich nichts ergeben. Es gab schließlich nicht viel zu ermitteln, abgesehen von Passagier- und Frachtlisten, Flugplänen und so weiter.
    Die Fluggesellschaften veröffentlichten neue Statistiken, die bewiesen, daß die Reise zwischen Rigel und Sol sicherer war als eine Fahrt durch eine mittlere Großstadt.
    Etwa zehn Tage nach dem Verlust erhielt ich einen Funkspruch von einem Vetter auf Rimway, mit dem ich seit Jahren nicht mehr in Verbindung gestanden hatte. Für den Fall, daß du es nicht gehört hast, teilte er mir mit, Gabe war an Bord der Capella. Es tut mir leid. Laß mich wissen, ob ich etwas tun kann.
    Und damit fing für mich alles an.
     
    Am nächsten Morgen traf eine elektronische Sendung von der Rechtsanwaltskanzlei Brimbury & Conn ein, die laut der Begleitinformationen ebenfalls auf Rimway ansässig war, bestehend aus zwei Erwiderungs-Programmen. Ich speiste sie ins System ein, ließ mich in einen Sessel fallen und legte das Stirnband um. Das Bild einer stehenden Frau bildete sich, etwa einen halben Meter über dem Boden und vielleicht um dreißig Grad geneigt. Der Ton war auch nicht ganz in Ordnung. Ich hätte die Einstellung leicht korrigieren können, wußte jedoch, daß mir die Mitteilung nicht gefallen würde, und machte mir also gar nicht erst die Mühe. Die Frau sprach zum Boden geneigt. Ich blendete sie aus.
    Die Frau war auf eine bürokratische Art und Weiseattraktiv. »Mr. Benedict, bitte erlauben Sie uns, Ihnen unserMitgefühl um den Verlust Ihres Onkels auszudrücken.« Pause. »Er war ein geschätzter Kunde hier bei Brimbury & Conn, und auch ein Freund. Wir werden ihn vermissen.«
    »Wie wir alle«, sagte ich.
    Das Bild nickte. Die Lippen der Frau zitterten, und als sie fortfuhr, lag genug Unsicherheit in ihrer Stimme, um mich trotz der aufgezeichneten Ansprache zu überzeugen, daß sie echte Trauer empfand. »Wir wollten Sie darüber informieren, daß Sie in seinem Testament als Alleinerbe eingesetzt wurden. Sie werden die nötigen Dokumente ausfüllen müssen, die im Anhang dieser Sendung verzeichnet sind.« Sie schien ein wenig zu stocken. »Wir haben die notwendigen Schritte eingeleitet, Gabriel offiziell für tot zu erklären. Es wird natürlich einige Verzögerungen geben. Die Gerichte haben kein Interesse daran, am Fall eines Vermißten zu rühren, selbst in solch einer Situation nicht. Doch wir wollen vorbereitet sein, bei der frühestmöglichen Gelegenheit zu Ihren Gunsten zu handeln. Daher sollten Sie die Papiere ohne Verzögerung an uns zurückschicken.« Sie setzte sich und strich ihren Rock glatt. »Ihr Onkel hat uns auch eine versiegelte Kommunikation für Sie zur Aufbewahrung gegeben, die im Fall seines Todes an Sie ausgeliefert werden soll. Sie kann im Anschluß an diese Nachricht durch Ihre Stimme aktiviert werden. Sagen Sie irgend etwas. Bitte zögern Sie nicht, uns zu informieren, ob wir Ihnen irgendwie behilflich sein können. Und, Mr. Benedict« – Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern – »ich werde ihn wirklich vermissen.«
     
    Ich hielt die Mitteilung an, führte einen Test durch und stellte das Bild ein. Dann kehrte ich zu meinem Sessel zurück, blieb jedoch lange sitzen, bevor ich das Stirnband wieder umlegte.
    »Gabe.«
    Das Licht erlosch, und ich befand mich zu Hause in dem alten Arbeitszimmer im ersten Stock, saß in einem dick gepolsterten Sessel, der einst mein Lieblingsmöbelstück gewesen war. Nichts schien sich verändert zu haben: die getäfelten Wände wirkten vertraut, genau wie die alten, schweren Möbel und die mahagonifarbenen Vorhänge. Im Kamin knisterte ein Feuer, und Gabriel stand neben mir.
    Er war kaum eine Armlänge entfernt, groß, schmal, grauer, als ich ihn in Erinnerung hatte, das Gesicht teilweise im Schatten. Wortlos berührte er meine Schulter und drückte sie. »Hallo, Alex.«
    Es war nur eine Simulation. Doch ich wußte in diesem Augenblick, wie sehr ich den alten Mistkerl vermissen würde. Ich brachte der Sache gemischte Gefühle entgegen. Und sie überraschte mich: Ich hätte erwartet, daß Gabe sein Schicksal akzeptieren würde, ohne jemandem einen rührseligen Abschied aufzuzwingen. Das sah ihm gar nicht ähnlich.
    Ich wollte die Illusion durchbrechen, einfach nur dasitzen und zusehen, doch man muß etwas erwidern, oder das Bild reagiert auf das Schweigen, indem es einen zum Sprechen

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