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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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auffordert oder einem versichert, es sei alles in Ordnung. Darauf konnte ich verzichten. »Hallo, Gabe.«
    »Da ich hier bin«, sagte er traurig, »muß wohl etwas schiefgegangen sein.«
    »Es tut mir leid«, sagte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Das kommt vor. Der Zeitpunkt hätte kaum schlimmer sein können, doch man hat nicht immer alles unter Kontrolle. Ich nehme an, du kennst die Einzelheiten. Oder vielleicht doch nicht, wenn ich darüber nachdenke. Wohin ich gehe, besteht die Aussicht, daß wir einfach verschwinden und nie wieder auftauchen werden.«
    Ja, dachte ich. Aber nicht so, wie du es erwartet hast. »Wohin gehst du?«
    »Auf die Jagd. In die Verschleierte Dame.« Er schüttelte den Kopf, und ich sah, daß er starkes Bedauern empfand. »Es ist schon ganz schön beschissen, Alex, wie sich die Dinge manchmal entwickeln. Doch was auch passiert ist, ich hoffe, daß es auf dem Rückweg passiert ist. Ich möchte nicht sterben, bevor ich diese Sache geklärt habe.«
    Die Bitte – denn darum handelte es sich – hing im Raum. »Du hast es nicht einmal bis nach Saraglia Station geschafft«, sagte ich.
    »Oh.« Er runzelte die Stirn und schien zusammenzubrechen. Er wandte sich von mir ab, ging um einen Beistelltisch, der schon seit Jahren dort stand, und ließ sich mir gegenüber steif in einem Sessel nieder. »Schade.«
    Er wurde langsamer: Seine Bewegungen erschienen nun bedächtiger, und der weltfremde Gesichtsausdruck war nüchterner geworden. Man konnte nur schwer sagen, ob es sich um Spuren des Alters oder einfach nur die Reaktion auf die Nachricht seines Todes handelte. Auf jeden Fall lag eine Düsterkeit auf dem Gespräch, eine zitternde Unsicherheit und das Gefühl, es sei etwas ungetan geblieben.
    »Du siehst gut aus«, sagte ich hohl. Eine unter den gegebenen Umständen unheimliche Bemerkung. Ihm schien es nicht aufzufallen.
    »Es tut mir leid, daß wir keine Gelegenheit hatten, wenigstens noch einmal miteinander zu reden. Das ist ein schlechter Ersatz.«
    »Ja.«
    »Ich wünschte, die Dinge hätten besser zwischen uns gestanden.«
    Es fiel mir nicht leicht, darauf zu antworten. Er war das einzige Elternteil gewesen, das ich gekannt hatte, und es hatten sich die üblichen Spannungen ergeben. Doch da war mehr gewesen: Gabe war ein Idealist. »Du hast es mir sehr schwergemacht«, fuhr er fort. Er meinte damit, daß ich mir einen bequemen Lebensunterhalt geschaffen hatte, indem ich seltene Artefakte an Privatsammler verkaufte. Eine Tätigkeit, die er für unmoralisch hielt.
    »Ich habe gegen kein Gesetz verstoßen«, sagte ich. Streiten war sinnlos: Nichts von dem, was ich sagte, erreichte den Absender der Mitteilung. Gabe stand jetzt jenseits dieser Art der Kommunikation. Es blieb nur die Illusion.
    » Hier hättest du ein paar gebrochen. Keine aufgeklärte Gesellschaft erlaubt die Tätigkeit, der du ungeregelt nachgehst.« Er atmete tief ein und langsam wieder aus. »Belassen wir es dabei. Ich habe für meine Prinzipien einen höheren Preis bezahlt, als ich es mir gewünscht hätte, Alex. Es ist lange her.«
    Die Gestalt vor mir war nichts als Software, wußte nur, was mein Onkel im Augenblick der Abspeicherung gewußt hatte.
    Sie hatte keinen wirklichen Zugang zu den Prinzipien, von denen sie sprach, kein wirkliches Empfindungsvermögen für das Bedauern, das ich empfand. Doch es ermöglichte ihm, etwas zu tun, an dem mir wirklich sehr viel gelegen gewesen wäre: »Es tut mir leid«, sagte er. »Wenn ich mich noch einmal entscheiden könnte, hätte ich es dabei bewenden lassen.«
    »Aber du hättest es trotzdem mißbilligt.«
    »Natürlich.«
    »Gut.«
    Er lächelte und wiederholte zufrieden meinen Kommentar.
    »Es gibt noch Hoffnung für dich, Alex.« Er stand auf, öffnete ein Barfach und holte eine Flasche und zwei Gläser heraus. »Mindinnebel«, sagte er. »Dein Lieblingsgetränk.«
    Es war schön, zu Hause zu sein.
     
    Bei diesem Widerer verstieß ich gegen eine persönliche Regel: Ich gab mich den Bildern hin und ließ zu, daß ich die Illusion als wirklich akzeptierte. Und ich begriff, wie sehr ich das getäfelte, buchumsäumte Arbeitszimmer im hinteren Teil des Hauses vermißt hatte. Es war immer eins meiner beiden Lieblingszimmer gewesen. (Das andere lag im Dachboden, ein magischer Ort, von dem aus ich viele Male den Waldrand nach der Annäherung von Drachen oder feindlicher Armeen abgesucht hatte.) Es roch nach Fichten und frisch gestärkten Vorhängen und alten Buchumschlägen und

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