Alex Benedict 06 - Firebird
Name, gefolgt von seinen Daten: 1326–1393.
Zu den achtzehn Personen gab es eine Broschüre, auf deren Einband Fotos und Namen zu sehen waren. Die Vorderseite schmückte das Motto U NSERE T APFERSTEN .
Ich nahm mir eine und blätterte darin. Sie enthielt Kurzbiographien von jeder Person und Dutzende Bilder, überwiegend von Augenblicken aus dem Privatleben der Menschen vor dem Ereignis. Eines der Fotos von Cermak zeigte ihn Seite an Seite mit Robin.
Ich kaufte eine der Broschüren und nahm sie mit ins Hotel.
Cermaks Eltern hatten sehr gesetzt ausgesehen. Der Vater lächelte ein wenig unbehaglich für den Fotografen, die Mutter hingegen ließ die ganze Buchseite erstrahlen. Es war unschwer zu erkennen, von wem er sein gutes Aussehen geerbt hatte.
Auf einem anderen Bild stand er in einer Reihe Erstklässler vor der Cardwell-Grundschule. Dann, mit ungefähr zwölf Jahren, war er zusammen mit seinem Vater am Strand abgebildet. Und beim Palmballwerfen mit seinem älteren Bruder Gregory. Und sie hatten ihn beim Highschool-Abschlussball eingefangen, als er eine umwerfende Brünette im Arm hielt, die den Fotografen selbstgefällig anlächelte.
Dann gab es da noch ein Bild von Cermak an der Kryzinski-Universität. Und im Urlaub. Mit der Familie bei einer Hochzeitsfeier. Außerdem zwei Bilder aus der Flugschule. Und eines, das ihn direkt nach der Rückkehr von seinem ersten Soloflug zeigte. Er strahlte, und ich dachte daran, wie sich das für mich angefühlt hatte. Das war noch immer, so viele Jahre später, einer der herausragendsten Momente in meinem Leben.
Dann gab es da zwei Bilder aus seiner Zeit bei der Flotte, die ihn bei der Beförderung zum Lieutenant Commander zeigten.
Und schließlich gab es noch ein Foto von Cermak neben der Wellenbrecher an einer der Anlegestellen von Skydeck. Und eines mit Robin, der als »weltberühmter Physiker« ausgewiesen wurde. Robin wirkte ein wenig anmaßend und wichtigtuerisch, während Cermak einfach aussah wie jemand, der sich pudelwohl in seiner Haut fühlte.
Der ältere Bruder, Gregory, wohnte noch in der Gegend. Es gab keinerlei Hinweise auf seinen Beruf, also nahm ich, zurecht, wie sich herausstellen sollte, an, dass er sich mit der allgemeinen Grundsicherung zufrieden gab. Als ich ihn anrief und ihm erzählte, ich würde Nachforschungen über Eliot anstellen, gelang es ihm nicht, den Ärger aus seiner Stimme herauszuhalten. »Das ist lange her« , sagte er.
Ich fragte mich, ob er vielleicht neidisch war wegen all der Aufmerksamkeit, die Eliot erhalten hatte. Ob er das nach über vierzig Jahren immer noch übel nahm? »Darum stelle ich die Nachforschungen an«, sagte ich. »Ich dachte, Sie hätten vielleicht noch weiteres Material über Ihren Bruder, das ich mir ansehen könnte. Wir würden uns gern ein Gefühl dafür verschaffen, wer er wirklich war. Und von der Familie, aus der er hervorgegangen ist.«
»Was bezwecken Sie?«
»Die ganze Welt weiß, dass er ein Held war, aber die Menschen konnten sich nie ein Bild von dem Mann machen.«
»Ich glaube nicht, dass ich Ihnen da weiterhelfen kann. War nett, mit Ihnen zu reden …«
»Nein, warten Sie. Bitte brechen Sie das Gespräch nicht ab. Es ist wirklich wichtig, Mr Cermak. Und ich bin bereit, für Informationen zu zahlen.«
»So? Wie viel?«
Ich nannte ihm eine Zahl. Es war nur ein kleiner Betrag, aber ein Angebot im Bedarfsfall zu erhöhen, ist üblicherweise recht einfach.
»Okay« , sagte er. »Ich tue, was ich kann. Aber Sie müssen mich im Voraus bezahlen. Bitte.«
»Sehen wir erst einmal, was Sie zu bieten haben.«
»Was, genau, wollen Sie wissen?« Sein Ton wurde etwas milder. Nicht viel, aber ausreichend.
»Haben Sie noch irgendetwas aus seinem Besitz? Briefe? Ein Tagebuch? So was in der Art?«
Er musste erst nachdenken. »Es gibt ein Tagebuch. Eigentlich habe ich haufenweise Zeug. Meine Frau schmeißt nie etwas weg.«
»Was gibt es sonst noch?«
»Bilder. Jede Menge Bilder. Und eine Auszeichnung, die ihm verliehen wurde. In der Highschool war das, glaube ich. Briefe habe ich nicht.« Ihm wollte weiter nichts einfallen. »Vor allem sind es Bilder« , sagte er. »Und ein Notizbuch.«
»Wann können wir uns unterhalten?«
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Gregory Cermak je große Ähnlichkeit mit seinem Bruder gehabt hatte. Während Eliot wirkte wie ein Hauptdarsteller auf der Bühne des Lebens, hätte Gregory ein Kerl sein können, der den größten Teil seiner Zeit irgendwo im Wald zugebracht
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