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Alex Benedict 06 - Firebird

Alex Benedict 06 - Firebird

Titel: Alex Benedict 06 - Firebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Hätten die Kerzen gebrannt, ich glaube, ich hätte ernsthaft angefangen, eine göttliche Präsenz zu unterstellen.
    Wir gingen den Mittelgang hinunter und blieben vor einem Geländer stehen, das den Altarraum vom Rest der Kirche trennte. »Wir sind wahrscheinlich seit Tausenden von Jahren die ersten Menschen, die hierherkommen«, sagte Alex. »Der Kelch ist wirklich schön.«
    »Das ist er.«
    »Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass er einen hübschen Preis auf dem Markt erzielen würde.«
    Vermutlich bin ich zusammengezuckt. »Das habe ich auch gerade gedacht.«
    »Und das gefällt dir nicht.«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Ich wüsste nicht, wer dabei zu Schaden kommen könnte.«
    »Ich glaube, wir sollten einfach die Finger davon lassen.«
    »Warum?«
    »Alex, wie wäre es, wenn wir uns auf das konzentrieren, was uns hergeführt hat?«
    »Deine religiöse Vorgeschichte macht sich bemerkbar.«
    »Ich habe keine große religiöse Vorgeschichte. Es fühlt sich nur einfach nicht richtig an.«
    »Okay«, sagte er, wandte sich von dem Kelch ab und trat auf die Jesusstatue zu. »Du schuldest mir was.«
    »Einverstanden.«
    Er berührte die Statue. »Die ist auch recht nett.«
    »Alex, das hier ist etwas anderes als das, was wir gewohnt sind. Wenn diese Kirche eine Ruine wäre und die Statue begraben unter einer Tonne Schutt, hätte ich keine Bedenken, sie mitzunehmen. Aber das … « Ich sah mich um, musterte die Bänke, die Buntglasfenster, den Altar. »Colter und seinesgleichen werfen dir immer Plünderung vor. Nimm etwas von hier mit, und ich komme zu dem Schluss, dass sie da ein stichhaltiges Argument haben.«
    »Es wird allmälich schwer, mit dir zu arbeiten, Chase.«
    »Meinetwegen. Versuch es mal so: Das Ding passt nicht in die Landefähre.«
    Ich übermittelte Bilder an Gabe, warum, weiß ich nicht recht. Gabe neigt dazu, haufenweise Fragen zu stellen, und ich war nicht besonders daran interessiert, mich gerade jetzt mit ihm zu unterhalten. Aber er schien verärgert, weil er nicht wusste, was vor sich ging. Alle paar Minuten informierte er mich, dass es »keine erkennbare Regung irgendwo in der Umgebung« gäbe, und versuchte dabei, mich in ein Gespräch zu verwickeln.
    »Was meinen Sie, Chase?« , fragte er. Oder: »Haben Sie irgendetwas Interessantes entdeckt?«
    »Negativ, Gabe. Ich gebe Bescheid, wenn wir auf etwas stoßen.«
    »Ich habe Religion nie verstanden. Warum glauben die Menschen, ein transzendentes Wesen wäre daran interessiert, dass irgendwelche Leute auf Kirchenbänken sitzen und ihm Hymnen singen?«
    »Später, Gabe.«
    Irgendwann gaben wir auf und gingen wieder hinaus. Draußen drehte Alex sich um und musterte die Kirche. »Tja«, sagte er, »ich fürchte, das hat uns nicht viel weitergebracht.«
    Und Gabe meldete sich wieder zu Wort: »Näherkommendes Luftfahrzeug.«
    »Wie weit entfernt?«
    »Es wird in ungefähr sechs Minuten hier sein.«
    Wir hasteten zurück zur Landefähre, kletterten hinein und hoben ab. Das anfliegende Luftfahrzeug sah anders aus als alles, was ich bis dahin zu sehen bekommen hatte. Es hatte ungefähr die Größe eines kleinen Frachtfliegers, große Tragflächen und keine Antigravitationstechnik. Es flog von Osten her auf uns zu. »Gabe«, sagte ich, »geh auf zwei-vier-null, gib ihr drei Viertel. Bringen wir sie hoch.«
    Das Luftfahrzeug tauchte vor einer Reihe von Hügeln auf. Es schien uns zu folgen. Unsere Landefähre war nicht gerade für ihre überragende Beschleunigung berühmt, folglich hielt ich den Atem an, als wir nach Südwesten schwenkten und auf absolute Höchstgeschwindigkeit gingen. Der Frachter kam rasch näher.
    »Wenn das alles ist, was er schafft« , sagte Gabe, »dürften wir keine Probleme bekommen.«
    Es war nicht alles, und für einige Minuten stand es arg auf der Kippe, aber allmählich wurden wir schneller. Die Geschwindigkeit seiner Annäherung ließ nach, und schließlich zogen wir davon.
    »Um uns herum ist sonst nichts in der Luft« , sagte Gabe. »Wir fliegen mit sechshundertzwanzig Knoten.«
    Ich drehte mich zu Alex um. »Zurück zu Belle?«
    »Lass uns eine andere Kirche suchen.«

Neunzehn
    Per Definition sollte eine Kirche ein Ort sein, an dem man Alltagsfragen mit seinem Schöpfer erörtern kann. Bedauerlicherweise sind allzu oft andere anwesend, die abweichende Absichten verfolgen.
    Kory Tyler, Gedankenspiele , 1312
    Wir flogen mit der Landefähre weiter in westlicher Richtung über die Prärie und dann über einen

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