Alex Rider 4/Eagle Strike
Stier beigebracht hatte, schmerzte immer noch, vor allem, weil der Verband stark drückte, aber wenn man davon absah, begann die Erinnerung an Yassen und den Stierkampf bereits zu verblassen.
Alex blieb vor einer Buchhandlung stehen, die wie viele andere Buchläden die Kunden mit Kaffeeduft ins Innere zu locken versuchte. Nach kurzem Zögern trat er ein.
Im Regalabteil »Biografien« fand er schnell, wonach er suchte. Über Damian Cray gab es drei Bücher. Zwei waren eigentlich keine richtigen Bücher, sondern eher Hochglanzbroschüren, mit denen die Musikfirmen Werbung für den Mann machten, der ihnen mit seinen Schallplatten und CDs viele Millionen eingespielt hatte. Das erste trug den Titel Damian Cra y – Live! Daneben stand Cray-zee! Sein Lebe n – seine Musik. Auf beiden Umschlagbildern dasselbe Gesicht: rabenschwarzes Haar, kurz geschnitten wie das eines Internatsschülers, ein sehr rundes Gesicht mit Hamsterbacken und leuchtend grünen Augen. Die kleine Knubbelnase saß fast zu akkurat in der Mitte des Gesichts. Darunter unnatürlich volle Lippen und perfekte weiße Zähne.
Das dritte Buch war etliche Jahre später herausgekommen und auf den Fotos wirkte Crays Gesicht etwas älter. Die Augen verbargen sich hinter einer blau getönten Brille. Auf dem Umschlagbild stieg Damian Cray, bekleidet mit einem Versace-Anzug und einer elegant gebundenen Krawatte, aus einem weißen Rolls-Royce. Der Titel machte deutlich, was sich sonst noch alles verändert hatte: Sir Damian Cray: Sein Leben. Seine Musik. Seine Millionen. Alex schlug das Buch auf und blätterte darin, aber der Text war viel zu kompliziert und fast unverständlich geschrieben, sodass er schnell die Lust verlor weiterzulesen. Wahrscheinlich las der Autor zur Entspannung Einsteins Relativitätstheorie.
Schließlich ging Alex wieder, ohne ein Buch gekauft zu haben. Er musste mehr über Cray in Erfahrung bringen, aber er glaubte nicht, dass ihm diese Bücher dabei helfen konnten. Vor allem konnten sie ihm nicht die Frage beantworten, warum Crays Telefonnummer im Handy eines Berufskillers gespeichert war.
Er ging nach Chelsea zurück und bog in die kleine Straße mit den hübschen, weiß getünchten Reihenhäusern ein, in der er mit seinem Onkel Ian Rider gelebt hatte. Alex wohnte immer noch dort; er teilte sich das Haus mit Jack Starbright, einer Amerikanerin, die Ian Riders Haushälterin gewesen, nach dessen Tod aber Alex’ Vormund und engste Freundin geworden war. Eigentlich war sie der Grund dafür, dass sich Alex überhaupt darauf eingelassen hatte, für MI6 zu arbeiten. Damals hatten sie ihn eingesetzt, damit er verdeckt Harod Sayle und die Stormbreaker-Computerfabrik ausspionierte. Als Gegenleistung hatte MI6 dafür gesorgt, dass Jack Starbright eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erhielt, sodass sie in London bleiben und sich um Alex kümmern konnte.
Jack saß in der Küche und wartete auf ihn. Er hatte angekündigt, dass er um eins wieder zurück sein werde, und sie hatte ein schnelles Mittagessen vorbereitet. Jack war zwar eine gute Köchin, weigerte sich aber, Gerichte zu kochen, für die sie mehr als zehn Minuten brauchte. Sie war 2 8 Jahre alt, schlank, hatte widerspenstiges rotes Haar. Sie wirkte immer fröhlich, egal wie schlecht ihre Laune auch sein mochte.
»Na, wie war’s bei dir heute Morgen?«, fragte sie, als er hereinkam.
»Alles okay.« Alex setzte sich vorsichtig und presste die Hand auf die Wunde an seiner Hüfte.
Jack bemerkte es, sagte aber nichts. »Hoffentlich bist du hungrig.«
»Was gibt’s denn?«
Jack zögerte. »Ein, äh, Pfannengerich t …«
»Riecht gut«, meinte Alex tapfer.
»Altes chinesisches Rezept«, grinste Jack. »Steht jedenfalls auf der Packung. Hol dir eine Cola oder was du sonst trinken magst. Wir können gleich essen.«
Das Essen schmeckte tatsächlich recht gut, aber Alex hatte keinen großen Appetit und gab bald auf. Jack sagte nichts, auch nicht, als er den halb vollen Teller in den Müll kippte. Aber dann drehte sie sich plötzlich um.
»Alex, was in Frankreich passiert is t … Du kannst dir deswegen nicht ewig Vorwürfe machen!«
Alex hatte gerade hinausgehen wollen, drehte sich jetzt aber wieder zu ihr um.
»Höchste Zeit, dass wir beide mal darüber reden«, fuhr Jack fort. »Eigentlich müssen wir über eine ganze Menge reden! Setz dich!« Sie schob ihren Teller von sich und wartete, bis sich Alex wieder an den Tisch gesetzt hatte. »Okay. Wir wissen jetzt, dass dein Onkel
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