Alex Rider 4/Eagle Strike
was er in dem Augenblick empfunden hatte, als er Yassen Gregorovich am Strand von Saint-Pierre wieder begegnet war, wie er ihm zum Restaurant gefolgt war, warum er am Ende dann doch nichts unternommen hatte.
Er hatte geglaubt, alles ziemlich schnell erklärt zu haben, aber als er fertig war, stellte er fest, dass er eine halbe Stunde lang ununterbrochen geredet hatte, bevor er auch nur bis zu seinem Zusammentreffen mit Yassen an Bord der Fer de Lance gekommen war. Während der ganzen Zeit hatte er vermieden, Sabina anzuschauen. Doch als er von dem Stierkampf zu erzählen anfing und beschrieb, wie man ihn als Matador verkleidet hatte und wie er vor Tausenden Zuschauern in die Arena hinausgetreten war, blickte er auf und sah ihren Blick auf sich gerichtet. Sie sah ihn an, als sähe sie ihn zum allerersten Mal. Ihr Blick war abweisend, fast hasserfüllt.
»Ich hab dir ja gesagt, dass das alles nicht leicht zu glauben ist«, schloss er lahm.
»Ale x …«
»Ich weiß, dass alles absolut verrückt klingt. Aber genau so ist es passiert. Es tut mir so leid wegen deines Vaters, und es tut mir leid, dass ich nichts dagegen tun konnte. Aber wenigstens weiß ich jetzt, wer für den Anschlag verantwortlich ist.«
»Wer?«
»Damian Cray.«
»Der Popstar?«
Alex nickte. »Dein Vater schrieb an einem Artikel über ihn. Ich hab ein Stückchen davon beim Haus gefunden. Und Crays Telefonnummer war in Yassens Handy gespeichert.«
»Also wollte Damian Cray meinen Vater offemsichtlich ermorden lassen?«
»Ja.«
Danach herrschte lange Zeit Schweigen. Viel zu lange, dachte Alex.
Endlich fing Sabina wieder an zu sprechen. »Tut mir leid, Alex«, sagte sie. »Aber ich hab noch nie im Leben einen solchen Scheiß gehört. Echt.«
»Sab, ich habe dich gewarn t …«
»Klar, hast du. Dass ich es nicht glauben würde. Aber dadurch wird dieser ganze Quatsch noch lange nicht wahr.« Sie schüttelte den Kopf. »Glaubst du tatsächlich, dass dir irgendjemand diese Hirnkrämpfe abkauft? Warum sagst du mir nicht einfach die Wahrheit?«
»Es ist die Wahrheit, Sab.«
Plötzlich kam ihm eine Idee, wie er sie überzeugen konnte.
»Komm mit. Ich beweise es dir.«
S ie nahmen die U-Bahn bis zur Station Liverpool Street und gingen zu einem Gebäude, das Alex nur zu gut kannte: Hier hatte die Abteilung Spezial-Operationen des MI6 ihre Büros. Dort blieben sie vor einer hohen, schwarz gestrichenen Tür, die ganz offensichtlich den Zweck hatte, Besucher zu beeindrucken, stehen. Neben dem Eingang war ein Messingschild an der Ziegelsteinmauer befestigt:
Sabina las das Schild, dann sah sie Alex zweifelnd an.
»Darauf brauchst du nicht zu achten«, sagte Alex. »Die Bank existiert überhaupt nicht. Es gibt nur das Schild, sonst nichts.«
Sie gingen hinein. Die Eingangshalle wirkte kalt und geschäftsmäßig, mit hohen Decken und einem grauen Marmorboden. Auf einer Seite stand ein großes Ledersofa und Alex erinnerte sich, wie er bei seinem ersten Besuch auf dem Sofa gesessen und darauf gewartet hatte, dass man ihm das Büro seines Onkels im 15 . Stock zeigen würde. Er ging geradewegs auf den Empfang zu, der hinter hohen Glasscheiben untergebracht war. Eine junge Frau saß hinter dem Tresen, ein Freihandmikrofon vor dem Mund. Sie nahm Telefonanrufe entgegen und begrüßte gleichzeitig die Besucher. Neben ihr saß ein älterer Mann; er trug die Uniform und Schirmmütze eines Sicherheitsbeamten.
»Kann ich euch helfen?«, fragte die Frau und lächelte Alex und Sabina an.
»Ja«, sagte Alex. »Ich möchte gern zu Mr s Jones.«
»Mr s Jones?« Die junge Frau runzelte die Stirn. »Weißt du, in welcher Abteilung sie arbeitet?«
»Sie arbeitet bei M r Blunt.«
»Tut mir leid.« Sie wandte sich an den Wärter. »Kennen Sie hier im Haus eine Mr s Jones?«
»Es gibt eine Mr s Johnson«, meinte der Wachmann. »Eine der Kassiererinnen.«
Alex’ Blicke wanderten zwischen den beiden hin und her. »Sie wissen genau, wen ich meine«, sagte er. »Rufen Sie sie einfach an und sagen Sie ihr, dass Alex Rider hier ist.«
»Es gibt keine Mr s Jones in dieser Bank«, unterbrach ihn die Empfangsdame.
»Ale x …«, sagte Sabina.
Aber so leicht wollte Alex nicht aufgeben. Er beugte sich vor, um der Empfangsdame vertraulich zuflüstern zu können: »Ich weiß, dass das hier gar keine Bank ist«, sagte er. »Das ist die MI6-Abteilung Spezial-Operationen. Würden Sie nun bitt e …«
»Soll das ein Witz sein?«, mischte sich der Wachmann ein. »Was soll der
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