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Alex Rider 4/Eagle Strike

Alex Rider 4/Eagle Strike

Titel: Alex Rider 4/Eagle Strike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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auf der anderen, entfernten Seite, und Raoul entdeckte er rechts im Publikum. Zusammen deckten also die drei Männer mit ihren Waffen den gesamten Ring ab.
    Er musste kämpfen. Und den Kampf mindestens zehn Minuten lang überleben. Vielleicht waren es jetzt nur noch neun Minuten? Seit er die Kampffläche betreten hatte, kam ihm jede Sekunde wie eine Ewigkeit vor.
    Die Menge wurde still. Tausend Augenpaare warteten auf Alex’ ersten pase .
    Da erblickte ihn der Stier.
    Er brach seine Kreisbahn durch die Arena plötzlich ab und trabte auf Alex zu. Ungefähr zwanzig Schritte vor ihm blieb er stehen, mit gesenktem Kopf, die Hörner auf Alex gerichtet. Alex’ Magen verkrampfte sich; es war klar, dass der Angriff unmittelbar bevorstand. Zögernd ließ er die capa herabfallen, sodass sie von dem kurzen Stock in seinen Händen bis zum Sandboden hinunterhing. Großer Got t – in diesem lächerlichen Aufzug musste er wie ein Vollidiot aussehen, der keine Ahnung hatte, was er als Nächstes tun sollte. Entsetzt stellte er fest, dass immer noch niemand eingegriffen und den Kampf abgebrochen hatte. Yassen und die beiden anderen Männer verfolgten jede seiner Bewegungen, und Franco musste sowieso nicht groß überredet werden, die Pistole auf Alex abzufeuern. Alex hatte also gar keine andere Wahl: Er musste diese Farce bis zum bitteren Ende weiterspielen.
    Stille. Die Schwüle, die dem Sturm vorausging, legte sich drückend auf die Arena. Nichts und niemand rührte sich.
    Urplötzlich griff der Bulle an. Alex riss entsetzt die Augen auf, als er sah, wie sich das Tier verwandelte. Eben noch hatte es still dagestanden. Dann, so plötzlich, als habe ihm jemand einen Stromstoß versetzt, stieß der Stier auf ihn herab, mit massigen, muskelbepackten Schultern, jede Sehne aufs Äußerste gespannt und nur auf das eine Ziel gerichtet, das allein, verloren und ohne Waffen vor ihm stand. Das Tier war jetzt so nahe, dass Alex in seine Augen blicken konnte: schwarz, weiß und rot, blutunterlaufen, gereizt und wütend.
    Dann ging alles sehr schnell. Der Stier hatte Alex fast erreicht, die bösartigen Hörner stießen auf seinen Bauch zu, der Gestank des Tieres hüllte ihn ein. Alex sprang zur Seite, riss gleichzeitig das Tuch hoch, ahmte die Bewegungen nach, die er irgendwann einmal gesehen hatt e – im Fernsehen vielleicht oder im Kino. Der Stier streifte ihn beim Vorbeirasen; der kurze Kontakt reichte aus, um ihn die gewaltige Kraft des Tieres spüren zu lassen. Das rote Tuch wirbelte durch die Luft. Die ganze Arena schien sich zu drehen, die Menge war aufgesprungen, ein tausendfacher Aufschrei brauste auf. Der Stier hatte sein Ziel verfehlt, Alex war unverletzt geblieben.
    Unbewusst hatte Alex eine recht passable Imitation der verónica geboten, der ersten und einfachsten Aktion im Stierkampf, die dem Matador gewöhnlich Aufschluss über den Gegner gibt: Schnelligkeit, Kraft, mit welchem Horn der Stier vorzugsweise zustößt. Alex’ stümperhafte verónica hatte ihm allerdings nur zwei Informationen beschert: erstens dass Matadore doch mutiger sein mussten, als er geahnt hatt e – eigentlich geradezu verrückt, so etwas freiwillig zu tun ! –, und zweitens wusste er jetzt auch, dass er verdammt viel Glück brauchen würde, um auch nur den zweiten Angriff zu überleben.
    Der Stier war am anderen Ende der Kampffläche zum Stillstand gekommen. Er schüttelte den Kopf, wobei er graue Speichelfäden um sich schleuderte. Die Zuschauer klatschten immer noch. Alex sah Yassen Gregorovich mitten unter ihnen sitzen; er war der Einzige, der nicht applaudierte. Alex ließ das Tuch entmutigt herabhängen; zum hundertsten Mal fragte er sich, wie viele Minuten schon vergangen sein mochten. Er hatte jedes Gefühl für Zeit verloren.
    Dann spürte er förmlich, wie die Menge den Atem anhielt: Der Stier griff erneut an. Dieses Mal kam er noch schneller herangedonnert; seine Hufe trommelten durch den Sand. Wieder waren die Hörner tief gesenkt und direkt auf Alex’ Körpermitte gerichtet. Wenn sie ihn erwischten, würde er unweigerlich in zwei Hälften zerrissen.
    Im allerletzten Augenblick warf sich Alex zur Seite, mit derselben Bewegung wie zuvor. Aber dieses Mal hatte der Stier damit gerechnet. Obwohl er zu schnell herankam, um die Richtung noch ändern zu können, warf er doch den Kopf herum und Alex spürte einen stechenden Schmerz quer über seinen Bauch. Er wurde zur Seite geschleudert, überschlug sich rückwärts und knallte mit voller Wucht

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