Alex Rider 7: Snakehead
wichtiger – keins nach draußen drang. Er konzentrierte sich auf den Mann, der ihm gegenübersaß, und fragte sich, was er antworten sollte. Blunt wusste bestimmt ohnehin schon Bescheid. Wahrscheinlich hatte er Zugang zu Alex’ Schulzeugnissen, bevor sie überhaupt geschrieben wurden.
Alex besuchte jetzt seit einer Woche wieder die Brookland-Schule. Das wusste Blunt mit Sicherheit. Alex zweifelte keinen Augenblick daran, dass er rund um die Uhr überwacht wurde, seit er in Heathrow gelandet, im Eiltempo durch die Sicherheitskontrollen geschleust und in einen bereitstehenden Wagen verfrachtet worden war. Nach seiner letzten Operation gegen Scorpia hatte man auf ihn geschossen, und der MI6 legte großen Wert darauf, dass so etwas nicht noch einmal geschah. Er glaubte, seinen Beschatter einmal gesehen zu haben: ein ziemlich junger Mann, der an einer Straßenecke stand und anscheinend auf ein Taxi wartete. Als Alex eine Sekunde später noch einmal hingesehen hatte, war der Mann verschwunden. Vielleicht war er es gewesen, vielleicht aber auch nicht. Blunts Agenten wussten sich sehr gut zu tarnen.
Jedenfalls ging er nun endlich wieder zur Schule.
Für die meisten Jungen in seinem Alter bedeutete das Unterrichtund Hausaufgaben, endlose Stunden und schlechtes Essen. Für Alex war es all das und noch etwas mehr. Als er an einem kalten Montagmorgen die Schule betrat, war er nervös. Es war lange her, dass er die vertrauten Gebäude das letzte Mal gesehen hatte: das rote Mauerwerk und die großen Fenster. Miss Bedfordshire, die Schulsekretärin, die immer eine Schwäche für ihn gehabt hatte, erwartete ihn.
»Alex Rider!«, rief sie. »Was war es denn dieses Mal?« »Drüsenfieber, Miss Bedfordshire.«
Alex’ Krankheiten waren in den vergangenen zwölf Monaten geradezu legendär geworden. Er fragte sich, ob Miss Bedfordshire wirklich daran glaubte oder ob sie bloß mitspielte.
»Du wirst das Schuljahr wiederholen müssen, wenn du nicht aufpasst«, sagte sie.
»Ich passe sehr gut auf, Miss Bedfordshire.«
»Das will ich auch hoffen.«
In Sydney hatte Alex sich Sorgen gemacht, dass er sich nicht mehr in die Schule einfügen könnte, aber kaum war er wieder da, kam es ihm vor, als sei er nie weg gewesen. Alle freuten sich, ihn zu sehen, und er hinkte dem Unterrichtsstoff auch gar nicht so weit hinterher, wie er befürchtet hatte. In den Weihnachtsferien sollte er Nachhilfeunterricht bekommen, und danach wäre er mit etwas Glück auf demselben Stand wie alle anderen. Umgeben von seinen Freunden und eingespannt in das alltägliche Einerlei erkannte Alex, dass er nicht einfach nur wieder zur Schule ging. Er war zurück im normalen Leben.
Aber er hatte damit gerechnet, dass Alan Blunt sich mit ihm in Verbindung setzen würde, und dann hatte er ihn tatsächlich auf seinem Handy angerufen. Blunt hatte ihn gebeten,am Freitagnachmittag zu einer Besprechung zu kommen. Der kleine Unterschied war Alex aufgefallen. Blunt hatte ihn gebeten . Er hatte es nicht verlangt.
Und jetzt saß er also hier mit seinem Rucksack voller Bücher für die Hausaufgaben übers Wochenende: eine ausgesprochen gemeine Mathearbeit und George Orwells Farm der Tiere . Ein britischer Schriftsteller, dachte er. Den hätte Major Yu bestimmt auch gemocht. Alex trug seine Schuluniform – dunkelblaues Jackett, graue Hosen und eine absichtlich schief sitzende Krawatte. Jack hatte ihm in Washington einen Schal gekauft, den er sich lose um den Hals gelegt hatte. Davon abgesehen, fühlte er sich wohl damit, so auszusehen wie alle anderen.
»Es gibt da einige Dinge, die du vielleicht wissen möchtest«, sagte Blunt. »Zunächst eine Nachricht von Ethan Brooke. Er hat mich gebeten, dir seinen Dank auszusprechen. Er wünscht dir weiterhin alles Gute. Er sagt, falls du jemals auf die Idee kommen solltest, nach Australien auszuwandern, werde er persönlich dafür sorgen, dass du ein Dauervisum bekommst.«
»Das ist sehr freundlich von ihm.«
»Du hast aber auch bemerkenswerte Arbeit geleistet, Alex. Du hast nicht nur die Bombe gefunden, die man uns gestohlen hat, sondern auch noch diese gefährliche Snakehead-Gruppe zerstört. Die Chada Handelsgesellschaft hat sich ebenso wie Unwin Toys aus dem Geschäft zurückgezogen.«
»Ist eigentlich irgendwem aufgefallen, dass das ein Anagramm ist?«, fragte Mrs Jones. Sie saß entspannt in einem Sessel neben dem Schreibtisch, ein Bein über das andere geschlagen. Sie war ganz offensichtlich froh, dass Alex wieder dawar.
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