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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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raus. Sie können auf einmal nicht mehr zurück. Ich dachte, sie ist hingefallen. Das hatte ich ja gesehen. Ein paar Schrammen, klar. Eine Beule, okay. Selbst schuld. Und am nächsten Nachmittag höre ich, die Frau ist tot, und man fahndet nach dem Fahrer. Tot, Himmel noch mal! Sie machen sich keine Vorstellung, wie es mir gegangen ist, in den Wochen danach.«
    »Sie hätten immer noch zur Polizei gehen können und die Verantwortung übernehmen für das, was Sie getan haben.«
    »Was denn? Was habe ich denn getan? Welche Verantwortung denn? Ja, ich habe für eine Millisekunde nicht aufgepasst. Ja, ich habe nur nach links gesehen und nicht auch noch nach rechts. Aber sie ist auf der falschen Seite gefahren. Und wie sollte ich denn ahnen …?« Er schlug die sehnigen Hände vors Gesicht und weinte wieder.
    »Und im Herbst, als Sie längst dachten, Sie würden ungeschoren davonkommen, taucht plötzlich Lea bei Ihnen auf.«
    Er nickte hinter seinen Händen. Nickte noch einmal. »Im September«, flüsterte er und nahm die Hände herunter. »Irgendwann Ende September klingelt es, und da steht sie und sagt, sie muss mit mir reden. Sie war neu in der Klasse, und ich dachte natürlich, sie hat vielleicht irgendein Anliegen, das sie unter vier Augen mit mir besprechen möchte. Aber dann kommt sie mit diesem Unfall und verlangt Geld.«
    »Wie viel?«
    »Fünfzig. Es war so lächerlich. Ich meine, fünfzig Euro, was soll das? Aber sie war … Diese Göre war so was von abgebrüht. Fast, als würde sie jeden Tag Leute erpressen.«
    »Sie haben bezahlt?«
    »Was sollte ich machen? Fünfzig Euro … Ich habe ihr gesagt, sie soll sich bloß nicht einbilden, sie könnte jetzt jede Woche kommen. Sie hat mich nur angesehen, den Schein in die Hosentasche gesteckt und ist gegangen. Ohne ein Wort zu sagen. Einfach gegangen ist sie.«
    »Und anschließend haben Sie sicherheitshalber Ihr Auto aus dem Verkehr gezogen.«
    »Hätte ich schon früher machen sollen. Dann säßen Sie jetzt nicht hier.«
    »Ist sie wiedergekommen?«
    »Natürlich. Vier Wochen später, Ende Oktober. Diesmal wollte sie schon zweihundert.«
    »Und Sie haben wieder bezahlt.«
    Plakowsky starrte mit glasigem Blick auf den Tisch.
    »Wissen Sie, was das Luder gemacht hat? Sie hat mir angeboten, sie würde zum Trost mit mir schlafen. Damit ich auch was von dem Deal habe. Nehme an, das wäre dann die nächste Erpressung geworden.«
    Womit er vielleicht nicht ganz danebenlag.
    »Sind Sie darauf eingegangen?«
    Jetzt explodierte er. »Was denken Sie eigentlich von mir!«, brüllte er mit hasserfülltem Blick. »Denken Sie, weil ich einmal in meinem Leben eine Millisekunde lang nicht aufgepasst habe, bin ich ein Kinderschänder? Poppe mit Schülerinnen rum? Denken Sie das wirklich von mir?«
    »Beantworten Sie bitte meine Frage.«
    Erschöpft wandte er den Blick ab. »Entschuldigen Sie. Nein. Ich bin nicht darauf eingegangen. Ich bin nicht einen Augenblick in Versuchung gekommen. In diesem Punkt hat sie sich überschätzt, die kleine Schlampe.«
    »Ist sie im November wiedergekommen?«
    »Nein.«
    »Später?«
    »Nein.«
    »Das heißt also, im Oktober haben Sie zum letzten Mal bezahlt?«
    »Ja.«
    »Zweihundert Euro, und das war’s?«
    »Ich habe ihr gesagt, das Auto ist weg. Es gibt keine Spuren. Nur ihre Aussage. Und sie soll sich verpissen.«
    »Das hat Eindruck auf sie gemacht?«
    Er machte eine hilflose Handbewegung. Sah mir ins Gesicht. »Offenbar.«
    Ich beugte mich vor und fixierte seine stahlgrauen Augen. »Haben Sie sie umgebracht? Haben Sie Lea getötet? Weil sie im Dezember auf einmal doch wieder Geld verlangt hat? Und diesmal mehr als zweihundert? Viel mehr?«
    »Was?«, stammelte er. »Was sagen Sie da?«
    »Lea hat Sie zwei Tage vor ihrem Verschwinden angerufen. Am dreißigsten November, nachmittags um neunzehn Minuten nach fünf.«
    »Das stimmt überhaupt nicht.«
    Ich nickte Vangelis zu, die dem Gespräch bisher mit unbewegter Miene gefolgt war und ein wenig Protokoll geführt hatte.
    »Sie erinnern sich bestimmt noch, wir haben telefoniert«, sagte sie, als wäre es ihr peinlich. »Vor zwei Wochen ungefähr. Damals sagten Sie, es sei um eine Hausaufgabe gegangen.«
    Plakowsky griff sich an den Kopf. »Stimmt. Ich erinnere mich. Ja.«
    »Das Gespräch mit Lea hat etwa fünf Minuten gedauert.«
    »Kann sein.«
    »Um eine Differenzialgleichung sei es gegangen.«
    »Ja, ja, ja.« Plakowsky wurde mit jeder Sekunde angespannter und unruhiger.
    Nun ergriff ich

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