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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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aus Hand von irrem Geiselgangster.
Großartig. Natürlich musste es unbedingt einen Weg geben, das im Bild festzuhalten.
    Während Marlon sich in Begleitung von Marcus und zwei weiteren Polizisten dem Eingang des Kindergartens näherte, ging ein Ruck durch die Journalisten. Kameras schwenkten auf die Gruppe, Reporter und Fotografen liefen auf sie zu, darunter auch Eddie, der aus der Wäsche guckte, als hätte er gerade Victoria Beckham an Marlons Seite entdeckt. Ein Polizeisprecher fing die Meute ab, um zu erläutern, was vor sich ging. Marlon genoss es, als er das entsetzte Gesicht des BILD -Reporters sah, der mit offenstehendem Mund zwischen Marlon und dem Polizisten hin und her blickte. Als sie die Absperrung passiert hatten, drängte sich Eddie an das Flatterband, ließ seine Kamera rattern und bedeutete Marlon mit einer Geste, dass er ihn für völlig durchgedreht hielt. Marlon antwortete mit zwei Handzeichen, um Eddie zu vermitteln, dass er darauf achten solle, ob sich irgendwo etwas öffnen würde. Eddie nickte, sah zu den Fenstern mit den Jalousien und dann wieder zu Marlon, der ihm zuzwinkerte. Unauffällig setzte sich der Fotograf von den Reportern ab.
    »Okay«, hörte Marlon Schwartz’ Stimme blechern in seinem Ohrstecker, »er weiß jetzt, dass Sie kommen. Reizen Sie ihn nicht. Sie lesen den Text in das Funkgerät, wir zeichnen auf.«
    Marlon nickte. Stimmen knarrten in der Ohrmuschel.
    »Er geht rein …«
    »… drei in Position …«
    »… habe ihn …«
    »… vier in Position …«
    »… Team stand-by …«
    Der Funkverkehr des SEK . Bei dem Gedanken, dass er sich im Fadenkreuz der Zielfernrohre einiger Scharfschützen befand, fröstelte Marlon. Marcus gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Die letzten Meter musst du alleine gehen. Wenn etwas schiefläuft, werden wir es sofort mitbekommen und handeln.«
    »Aber nicht, bevor ich mein Interview habe. Heute Abend Tennis? Ich habe noch eine Rechnung mit dir offen«, antwortete Marlon betont locker.
    Marcus schüttelte den Kopf. »Du bist unverbesserlich. Mach bloß keinen Mist.«
    Hinter der Glastür des Kindergartens hörte Marlon aus dem spärlich erleuchteten Flur den gedämpften Klang lachender Kinder, Spielgeräusche und eine Gitarre. Garderobenhaken reihten sich an der Wand in Brusthöhe aneinander. Jeansjäckchen, Sweatshirts und Butterbrottaschen hingen daran. Darunter standen Bänke mit Schuhfächern, in denen kleine Turnschuhe und Sandalen steckten. Ein Regal war bis oben hin angefüllt mit Gummistiefeln. An den Wänden hingen bunte Bilder, die Bienen und Schmetterlinge zeigten. Dennoch hatte das Grauen Einzug gehalten. Der böse Butzemann war gekommen. Er würde nicht zögern, das eine oder andere Kind in seinem Sack mit ins Dunkelland zu nehmen, und draußen hielten sich Dutzende Notärzte in Bereitschaft, um verletzte kleine Körper zu behandeln. Scharfschützen lagen auf den Dächern, Maschinenpistolen waren entsichert und Gasgranatenwerfer geladen. Die martialische Maschinerie würde auf Knopfdruck mit aller Gewalt und Härte zuschlagen. Marlon schauderte.
    Seine Sinne waren aufs äußerste geschärft. Jede Wahrnehmung, der leichte Duft nach Kakao, das Quietschen seiner Sohlen auf dem Linoleum – alles konnte wichtig sein. Ein Symbol, um den Lesern die Wahrheit hinter der Wirklichkeit zu verdeutlichen.
Ja, das ist das wahre Koks,
dachte er und zog die Nase hoch. Dumme Angewohnheit. Immer noch, obwohl er schon seit über einem Jahr clean war.
    Von links hörte er ein Geräusch, zuckte zusammen und sah in dem verdunkelten Waschraum die Silhouette einer Frau.
    »Frau Drawe«, hörte Marlon Schwartz über den Kopfhörer sagen, »die Erzieherin, die wir gebeten haben, den Kontakt zu uns aufrechtzuerhalten, damit wir wissen, was drinnen vor sich geht. Roth weiß nichts von ihr.«
    »Okay«, flüsterte Marlon, wischte sich die Nase und schlich weiter. Er hatte vergessen, dass sie in der Einsatzleitung über die Mini-Kamera in verrauschten Videobildern all das sehen würden, was in seinen Blick geriet. Dann stand er vor der roten Tür, aus der das Kinderlachen, die Spielgeräusche und der Gitarrenklang drangen. Auf das Holz war ein großer Frosch geklebt, der überdimensionierte gelbe Augen hatte und aus dessen Fratze eine endlos lange Zunge schoss.
    »Das ist die Tür«, sagte Schwartz. »Gehen Sie rein. Langsam. Unaufgeregt.«
    »Sie haben gut reden.«
    »Keine Angst. Solange Sie sich normal verhalten, wird nichts außer Kontrolle

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