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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Marlon. Roth schloss die Augen, um seinem Vermächtnis zu lauschen, und verschränkte die Hände vor dem Hemd, auf dem sich der purpurne Drache schlängelte.
    »Dieses ist das Vermächtnis eines Verfolgten und von Radiation in seinem Gedächtnis Beschädigten. Der BND und der KGB planen unter dem
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die Übernahme Mitteleuropas. Dazu sind verdeckte Gelder des CIA und der Al Qaida aus den Attentaten im Einsatz, es wird auch Geldbeschaffung zur Ausrüstung einer Armee unter unseren Augen betrieben …«
    Um Gottes willen, lese ich das wirklich vor?
    »… in Anschlägen auf mein Leben sollte meine Methode zur Einsatzverteilung und Gewinnquotierung in sogenannten Glücksspielen und beim Lotto vernichtet werden, indem mittels Medikamenten, Strahleneinsatz und künstlichem Schlafentzug mein Gedächtnis gelöscht werden sollte. Weitere Anschläge wurden auf mein Vermögen verübt, indem die von mir entwickelte Methode sabotiert wurde, was den staatlichen Einfluss auf das angebliche Glücksspiel Lotto beweist.«
    Jetzt wusste Marlon, was mit der Pistole nicht stimmte. Durch einen Spalt in der Jalousie fiel etwas Sonnenlicht auf die Waffe, und nun sah er es deutlich. Sie hatte oben und unten Klebegrate. Außerdem war sie verkratzt und an einigen Stellen nicht schwarz, sondern dunkelblau. Dann fiel ihm das große Schiebefach hinter der Zieleinrichtung auf. Es war eine angemalte Erbsenpistole. Ein Spielzeug.
    Marlon war erleichtert. Hier würde nichts passieren. Nichts, außer einer guten Möglichkeit zum Fotografieren für Eddie. Und im Ernstfall würde er mit einem Spielzeugpistolen schwingenden Irren auch noch selbst fertigwerden. Marlon presste den Rücken an die Wand und spürte, wie sich die Druckknöpfe in seine Lende bohrten. Mit einem Ruck sprang der Motor an. Die Jalousie ging nach oben.
    »Was ist das?«, fragte Roth.
    »Was ist was?«, entgegnete Marlon verblüfft.
    »Kraft, was geht da vor? Die Jalousie öffnet sich …«, funkte es in seinem Ohr.
    »Was passiert da?«, kreischte Roth und stürzte zum Fenster. Gleißendes Sonnenlicht fiel in den Raum. Die Jalousie hatte sich bereits um ein gutes Drittel gehoben.
    »Was machen Sie da?« Roth stürzte auf Marlon zu, der sich umdrehte und sagte: »Oh, Mist, ich habe mich wohl an den Knopf gelehnt …«
    Mit einem kurzen Seitenblick prüfte Marlon, ob sich die Jalousie bereits weit genug geöffnet hatte. Er sah das rote Absperrband. Eddie kniete dahinter und hielt sich die Kamera vors Gesicht. Gut so. Das war’s. Und dann stand Roth vor ihm und schleuderte Marlon gegen die Wand.
    »Was tun Sie da?«, brüllte er.
    Einige Kinder begannen zu weinen.
    »Nur die Ruhe, ich bin zufällig an den Schalter gekommen …«
    »Kraft, was passiert da?«, hörte Marlon es krächzen. »Team bereit.«
    »Sind nicht mehr blind.«
    »Zwo in Position!«
    Um Himmels willen!
    Dann riss Roth die Erbsenpistole hoch und ging auf Marlon los, der das Funkgerät fallen ließ, um den Angriff abzuwehren.
    »Machen Sie das wieder runter!«, schrie Roth.
    »Ziel hat Waffe«, hörte Marlon.
    »Achtung, Zugriff!«
    Sie tun es. Jetzt. Sie tun es wirklich.
    »Es ist eine Erbsenpistole, Schwartz! Ein Spielzeug!«, brüllte Marlon aus Leibeskräften in das Mikro auf seiner Brust. Die Jalousie war fast oben. Lichtreflexe tanzten auf den Dächern. Polizisten zerrten Eddie zur Seite und warfen sich mit ihm auf den Boden.
    Die Stimmen in Marlons Ohr überschlugen sich, während er mit Roth rang.
    »Zwo keine Möglichkeit …«
    »Wir hören Sie nicht, Kraft …«
    »Sie kämpfen, es gerät außer Kontrolle.«
    »Sechs hat Chance, siebzig Prozent.«
    »Eins hat jetzt Chance, achtzig Prozent.«
    Sie begriffen nicht. Sie verstanden nicht. Oder sie konnten ihn nicht verstehen. Das durfte nicht geschehen.
    »Fünf hat neunzig Prozent.«
    »Das reicht«, hörte Marlon die kalte Stimme von Schwartz, während ihm der heiße Atem von Roth ins Gesicht schlug.
    »Runter!«, brüllte Marlon. »Alle runter!«
    »Was …«, sagte Roth tonlos und hielt in seiner Attacke inne.
    Dann zerbarsten die Fensterscheiben. Kinder kreischten und schrien um ihr Leben. Rauschen und Pfeifen in seinem Ohr. Ein Teddy zerplatzte. Unter der Decke zerfetzten Lampen. Marlon sah einen Stuhl. Den Autoteppich. Einen Kung-Fu-Drachen. Und das Reh. Ja, das Reh. Seine toten Augen.
    Dann wurde alles rot. Purpurrot.

[home]
    2 .
    Drei Jahre später
    B ang, bang, bang. Die Schüsse krachten durch den Raum. Alex zwang sich, durch den

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