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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Zack. Sie hat eine Polizeiausbildung und sich im Studium auf Kriminalpsychologie spezialisiert. Sie bringt alles mit. Und sie ist ehrgeizig. Ich halte sie für einen Glücksgriff.«
    »Attraktiv ist sie auch …«
    »Das kommt dazu.«
    »… und eine Zicke.«
    »In der Tat.«
    Marlon grinste und bückte sich, um einige Bälle aufzuheben. Als er wieder hochkam, um sie in der Seitentasche verschwinden zu lassen, sah Marcus ihn fragend an.
    »Einen ziemlichen Kratzer hast du da auf dem Rücken.«
    Sandra …
    »Oh, habe ich?« Marlon versuchte, sich selbst auf die Schulter zu sehen, und fasste mit einer Hand an den Rand der Kruste. »Ach ja. Seit zwei, drei Tagen. Ich bin vom Klo aufgestanden, und das Fenster hinter mir stand auf. Tat fies weh …«
    Marcus nickte stumm und schulterte seine Tasche. Marlon tat es ihm gleich und verließ ohne ein weiteres Wort den Court.
    Marcus folgte ihm. »Wir werden Ärger bekommen, weil wir den Platz nicht abgezogen haben.«
    »Kannst mich ja verhaften.«
    »Quatsch.«
    »Und, hast du gute Sicht auf meinen Kratzer?«
    »So schön ist er auch wieder nicht.«
    »Eben hat er dich noch so interessiert.«
    »Ganz ehrlich, deine Kratzer sind mir vollkommen egal.«
    »Ah, stimmt«, nickte Marlon im Gehen, »du hast dich ja immer nur für deine eigenen Verletzungen interessiert.«
    »Was soll das jetzt?«
    Marlon zuckte mit den Achseln. »Nur eine Feststellung, mehr nicht.«
    Marcus blieb abrupt stehen. Marlon wandte den Kopf und sah, wie sich seine Brust hob und seine Miene verfinsterte. Ja, da war er, der Marcus, so sah er aus, wenn er seine andere Seite zeigte, und genau so würde er sein, wenn er Marlon zu einer Vernehmung antanzen ließe.
    »Willst du meine ehrliche Meinung hören, Marlon?«, fragte er.
    »Sicher, wenn du eine hast.«
    »Ich kenne niemanden, der sich derart in seinen eigenen Verletzungen suhlt wie du. Immer fein raushalten, wenn es um Verantwortung geht. Du bist egozentrisch bis zur Selbstaufgabe, und du hast Sandra wie ein Stück Dreck behandelt, und zwar von Anfang an. Und soll ich dir sagen, warum? Weil du Angst vor ihr hattest.«
    »Ha«, blaffte Marlon.
    »Angst wie ein kleiner Junge vor deinen eigenen Gefühlen. In dir ist nur Platz für die Liebe zu dir selbst. Du hast noch nie Liebe für andere empfunden. Du hast Sandra benutzt und sie dann weggeworfen wie eine alte Puppe.«
    Marlon verschränkte die Arme vor der Brust. »Tja, wahrscheinlich stand sie drauf. Männer sind entweder Arschlöcher oder Waschlappen, wie es so schön heißt, nicht?«
    »Wie kannst du jetzt so über Sandra reden?«, zischte Marcus kopfschüttelnd.
    »Und wie spielst du dich hier auf? Wie ein lächerlicher Moralapostel. Ja, Sandra ist tot, sicher. Scheiße. Große Scheiße. Und? Was habe ich damit zu tun?«
    »Ja!« Marcus ballte die Fäuste. »Genau das ist es. Du hast nie mit irgendetwas zu tun. Du hast es ja damals nicht einmal geschafft, zur Beerdigung meiner Frau zu kommen. Nicht einmal das, Marlon. Nicht einmal das.«
    Marlon verdrehte die Augen und rieb sich über das Gesicht. Schwindel erfasste ihn. Er schwitzte immer noch, und jetzt schoss ihm die kalte Wut durch die Adern. »Wie oft«, fragte er kalt, »willst du mir das noch unter die Nase reiben? Nein, ich war nicht da, sicher, jeder weiß das …«
    Aber keiner weiß, von wem jedes Jahr die weißen Blumen kommen, von denen du mir mal gesagt hast, es seien ihre Lieblingsblumen, Marcus …
    »Und es wird sich nichts daran ändern, dass ich solche Dinge nicht kann. Die Toten sind tot, und die Lebenden leben – was im Übrigen eine Sache ist, mit der du dich mal abfinden solltest, mein Freund.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Marcus.
    »Dass du dich an etwas festhältst, das es nicht mehr gibt. Anna ist tot. Es war ein Unfall. Solche Dinge geschehen. Du machst sie nicht wieder lebendig«, sagte Marcus kalt und drehte sich weg, als Marcus nach seiner Schulter langte und sie mit festem Griff fasste.
    »Jetzt hör mir mal zu, du Scheißkerl!«
    »Nein«, rief Marlon und drehte sich unwirsch um, »jetzt hör du mir mal zu!« Marcus’ Gesicht war nur eine Handbreit von seinem entfernt. Er roch den Schweiß, einen leichten Rest von
Obsession
und Zigaretten. Und da war wieder dieser Schwindel. Marcus hatte mit seinem Hämmerchen eindeutig zu oft auf den Zünder geschlagen. »Wenn du mich wegen Sandra vernehmen willst«, fauchte Marlon, »ist das okay! Das ist dein Job! Aber dann lade mich in deine Kaserne ein und mach

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