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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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mich hier nicht auf die Freundschaftstour an, indem du versuchst, mich mit dummen alten Geschichten weichzukochen und mich in Verlegenheit zu bringen …«
    »Marlon …«
    »Nein! Nix
Marlon!
Hier steht außer deinem alten Kumpel und dem Ex-Freund einer zerstückelten Redakteurin der
Neuen Westfalenpost
auch der Bluthund ebendieser Zeitung vor dir, und ich verspreche dir, das verspreche ich dir hoch und heilig, dass wir dir auf die Finger gucken, dass wir jeden Schritt verfolgen und dass die Redaktion bis ins Letzte informiert sein will, und wenn du nur einen Fehler machst oder nicht in die Gänge kommst, Bruder, dann zieh dich warm an!«
    Marcus sah Marlon scheinbar völlig unbeteiligt an, und in diesem Moment spürte Marlon, dass etwas zwischen ihnen zersprungen war, in dem es schon lange einen Riss gegeben hatte.
    »Du bist ein dummes Arschloch. Und du warst schon immer ein schlechter Verlierer«, sagte Marcus tonlos.
    »Dann hättest du mich eben gewinnen lassen sollen.«
    »Hatte Sandra Streit mit ihrem Freund?«
    »Keine Ahnung«, zischte Marlon und wischte sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »Mit irgendwem anders?«
    »Weiß ich nicht …«
    »Wo warst du Dienstagnacht?«
    »Im Bett.«
    »Liebst du sie noch – falls du weißt, was das ist?«
    »Falsche Frage!«, spie Marlon mit sich überschlagender Stimme aus. Speicheltropfen flogen aus seinem Mund. »Total falsche Frage, Mann!«
    »Ey«, hörte Marlon eine Stimme vom Nebenplatz. »Hört auf, hier so rumzuschreien! Macht euren Ehekrach zu Hause aus!«
    Marlon wirbelte herum. Die Stimme gehörte einem dicken Mittfünfziger mit Schnauzbart, der versuchte, seinen Aufschlag gegen einen etwa gleichaltrigen, hageren Mann vorzubereiten, dessen Haut dunkelbraun wie Teakholz war.
    »Dich«, rief Marlon, »fege ich noch lange vom Platz, Fettsack!« Dann drehte er sich um, ignorierte die wütende Entgegnung des Dicken und steuerte mit schnellen Schritten auf das Clubhaus zu. Hastig nahm er die Treppen, ging in die Umkleidekabine und fingerte den Schlüssel zu seinem Spind aus dem Seitenfach seiner Sporttasche. Mit einem Klirren fiel er zu Boden.
    »Fuck«, knurrte Marlon, bückte sich, und als er wieder hochkam, sah er, dass das Fach einen Spaltbreit offen stand. Mit zitternden Händen griff er nach dem Portemonnaie, dem Autoschlüssel, dem Pieper und …
    »Ganz schön leichtsinnig, nicht abzuschließen.«
    Marcus stand in der Tür und blickte Marlon aus müden, traurigen Augen an.
    »Du siehst aus wie ein Bernhardiner«, spöttelte Marlon und suchte weiter in seinem Fach. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um hineinzusehen, trat einen Schritt zurück und musterte den Spind aus dem Abstand heraus, fand nicht, wonach er suchte, und seufzte.
    »Alles klar?«, fragte Marcus.
    »Nein«, brummte Marlon. »Wie es aussieht, habe ich einen neuen Job für dich, Superermittler.« Er drehte sich zu Marcus um. »Mein Scheißhandy ist gestohlen worden, und …«
    Der Rest des Satzes ging in Röcheln unter. Marlons Kehle fühlte sich an, als wäre sie mit einem heißen Stein verplombt worden. Und dieses Mal kam der Schwindel mit voller Wucht. Alles schien zu implodieren, um mit doppelter Gewalt wieder nach außen geschleudert zu werden. Es war genau wie früher … Es …
    Er musste raus. Sofort. Luft. Sauerstoff. Platz. Weg hier, bevor …
    Marlon warf sich sein Shirt über, drängte sich an Marcus vorbei, hastete über den Parkplatz, warf die Sporttasche auf den Rücksitz des TT und raste mit quietschenden Reifen davon.

[home]
    20 .
    V iviane tauchte mit einem Kopfsprung in den See ein. Das Wasser war eiskalt, und es durchfuhr sie wie ein Schlag, als es auf die aufgeheizte Haut traf. Prustend tauchte sie nach einigen Schwimmzügen wieder auf und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. Es war herrlich. Erfrischend. Reinigend. Sie begann erst mit verhaltenen, dann mit immer kräftigeren Schwimmzügen durch das Wasser zu gleiten und hielt in gerader Linie auf das gegenüberliegende Ufer zu, das sie in einer knappen Viertelstunde erreichen sollte.
    Viviane genoss die abendliche Ruhe. Mit jedem Schwimmzug gingen die wenigen Geräusche des inzwischen fast verlassenen Strandes mehr und mehr in dem sanften Plätschern der Wellen und ihrem gleichmäßigen Atem unter. Auf dem See war sie allein mit sich und dem Element und nahm die kleine Jolle kaum wahr, deren Segel sich in einer plötzlichen Bö aufblähte. Ein frischer Wind wehte ihr kühl ins Gesicht, und auf den

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