Alibi für einen König
legte die beiden Bücher säuberlich aufeinander, und als die Amazone mit seinem Auflauf und seinen Dörrpflaumen erschien, überreichte er sie ihr mit einer freundlichen Dankesrede. Er war der Amazone wirklich sehr dankbar. Hätte sie ihre Schulbücher nicht aufgehoben, dann hätte er sich vielleicht niemals auf jenen Pfad begeben, der ihn schließlich zur Wahrheit über Richard Plantagenet geführt hatte.
Die Amazone war von seiner Freundlichkeit ganz verwirrt, und er fragte sich schuldbewußt, ob er sich vielleicht während seiner Krankheit so rüpelhaft benommen hatte, daß sie von ihm nur noch Grobheiten erwartete. Ein bedrückender Gedanke.
»Wir werden Sie vermissen«, sagte sie, und ihre großen Augen begannen gefährlich zu glitzern. »Wir haben uns so an Sie gewöhnt. Wir haben uns sogar an das da gewöhnt.« Und sie deutete mit dem Ellenbogen auf das Porträt.
Da kam ihm plötzlich ein Gedanke.
»Würden Sie mir einen Gefallen tun?« fragte er.
»Aber gern. Was kann ich für Sie tun?«
»Gehen Sie doch, bitte, mit dieser Fotografie ans Fenster und betrachten Sie sie so lange, wie Sie brauchen, um den Puls zu messen.«
»Wenn Sie das wollen – gern. Aber weshalb?«
»Das spielt keine Rolle. Tun Sie es einfach mir zu Gefallen. Ich werde auf die Uhr sehen.«
Sie nahm das Porträt und trat ans Fenster.
Er sah auf den Sekundenzeiger seiner Uhr.
Er ließ ihr fünfundvierzig Sekunden Zeit, dann sagte er: »Nun?« Und da sie nicht sofort antwortete, wiederholte er: »Nun?«
»Komisch«, sagte sie. »Wenn man es eine Weile betrachtet, dann ist es eigentlich ein ganz nettes Gesicht, nicht wahr?«
***
www.boox.to
Weitere Kostenlose Bücher