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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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hier behaupten sogar, sie könnten Boris Spasky besiegen, ohne ein Messer zu ziehen. Immerhin haben wir 24 Stunden Zeit, uns mit dem Spiel zu befassen. Jeder hat ein selbst gebautes Schachbrett in seiner Zelle und ruft seinem Partnerdie entsprechenden Züge durch die Zellentür zu. Niemals hast du das Vergnügen, deinem Spielpartner gegenüber zu sitzen, es sei denn, du hast einen Zellengenossen. Das ist hier leider selten der Fall. Ein paar ganz Besessene spielen Schach sogar via Briefverkehr. Das hält sie davon ab, verrückt zu werden.
    Pro Tag stehen dir 90 Minuten auf dem Mini-Hof zu. Wenn du diese Zeit nicht nutzt, verwelkt dein Körper so schnell wie der Geist der TV-Junkies. Außerdem ist das die einzige Gelegenheit, den Himmel über dir zu sehen, obwohl Crescent City, wo sich das Gefängnis von Pelican Bay befindet, in der Regel diesig und wolkig ist. Diese Augenblicke, in denen du durch Maschendrahtzaun einen Blick auf den Himmel werfen kannst, sind die einzigen, in denen du nach draußen gelassen wirst.
    Der Nachmittag gestaltet sich wie die Morgenstunden, und die Nacht wie der Nachmittag, bis man das Licht ausschaltet und zu Bett geht. Es ist verdammt einsam hier. Diese Einsamkeit frisst dich auf. Du bist allein und einsam und es gibt nichts, was du dagegen machen kannst. Selbst der Hass, von dem du zerrst, wird irgendwann zur Gewohnheit. Stell dir den Geruch einer schönen Frau vor: ihr Haar, ihr Körper und vielleicht sogar ihre Muschi.
    Und jetzt stell dir vor, du hättest diesen Geruch vergessen. Lass mich raten, du kannst es dir nicht vorstellen? Natürlich kannst du es dir nicht vorstellen, dein Gehirn reagiert nicht auf Verneinungen. Aber dein Gehirn vergisst. Und mit dem Vergessen kommt die Leere.
    Ich verbrachte etwa 10 Jahre in Pelican Bay und die Jahre, die ich zuvor im Knast verbracht hatte, waren ebenso in Hochsicherheitstrakten und Isolationshaft. Das alles zwang mich zu zwischenmenschlichem Kontakt. Oberflächlich fühlte ich mich gut, aber ich wusste tief in meinem Inneren, dass die Einsamkeit ihren Preis hatte.
    Im Hauptgebäude des Gefängnisses hörst du Krach von den sportlichen Aktivitäten, Basketball oder Fußball, du hörst Geschrei, Gespräche und Gemurmel. In den Zellenblöcken des Hochsicherheitstraktes herrscht Stille. Stille, die nur vom Öffnen und Schließen der Türen durchbrochen wird und von dem metallischen Geräusch, wenn die Mahlzeiten serviert werden.
    Je länger ich an diesem Ort eingesperrt war, um so mehr vermisste ich die Dinge, die mir fehlten. Nur zu gerne wäre ich barfuß über den Hof spaziert. Ich träumte davon, das machen zu können was ich will und wann ich will. Ich wollte bei Nacht die Sterne sehen können. Die einfachen Dinge des Lebens fehlten mir.
    Und dann gab es immer noch die Angst, einen Telefonanruf zu bekommen. Es gab nur zwei Sorten von Anrufen, die man in Pelican Bay bekam. Ein schwerer Krankheitsfall in der Familie oder der Tod eines Angehörigen. Und am 23. August 1999 kam dieser gefürchtete Anruf. Mein Vater war durch einen Herzinfarkt gestorben. Und ich hatte nichts tun können, ihm zu helfen. Denn ich war in eine Gefängniszelle eingesperrt, die hunderte Kilometer von ihm entfernt war. Verstehst du, Tränen sind für einen Mann wie mich ein Luxus. Tränen waren etwas, das man sich nicht leisten konnte. Tränen waren Schwäche. Die Bullen standen um mich herum, als ich den Anruf bekam. Ich kannte diese Beamten noch nicht mal. Jahrelang war ich in meine Zelle eingesperrt, einsam mit mir selbst. Aber in dem Moment, als ich diese Einsamkeit gebraucht habe, da gewährte man sie mir nicht. Da stand ich also, und irgendein Beamter, den ich nicht kannte, erklärte mir mit einer kalten, distanzierten Stimme, das mein Vater gestorben war. Das ist die einzige Schwierigkeit, der ich mich hier stellen musste. Und sie traf mich hart.
    Ehrlicher Weise muss ich mir eingestehen, dass wir, die Aryan Brotherhood, gefürchtete Todesengel sind. Wir töten mit einem schwarzen Humor und haben absolut kein Respekt vor menschlichem Leben. Aber wenn es unsere Familien trifft, dann zerschmettert es uns. Sollten wir vielleicht doch sterblich sein? Oder unsere Angehörigen? Wie können die Götter uns das antun? Der Tod trifft jeden. Das ist eine schmerzliche Wahrheit, die am Ende jeder von uns akzeptieren muss. Ich hatte meinen Dad in den letzten zehn Jahren nur dreimal gesehen.
    Zurück in meiner Zelle orderte ich Brian an, mir Heroin zu geben, viel Heroin. Ich

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