Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
unser Haus zu entrümplen, wie man so schön sagt. Im Sommer 1999 hatten wir den Jungs ein Ultimatum gesetzt. Jeder, der Aryan Brotherhood werden wollte, konnte das tun. Alles was er dafür tun musste, war einen Typen von der Anti-AB Fraktion umzulegen. Das war ein Selbstreinigungsprozess, der nur die wirklich guten und harten Typen überlassen würde.
Die Nacht zum ersten August war also laut und geprägt von Schreien und Blutvergießen. Als ich aus meinem kleinen Fenster in der Tür sah, konnte ich die Bullen sehen, wie sie in unseren Block stürmten. Die Tür neben mir wurde geöffnet, in der Ray und ein Typ namens William Overton untergebracht waren. Kurz vorher hatte es in ihrer Zelle folgende Situation gegeben: William hatte Wind von der Sache bekommen und wollte Ray testen.Eigentlich war es mehr eine Mutprobe, der William sich freiwillig unterzog. Nachdem er vom Aufenthalt auf dem Mini-Hof gekommen war, holte William sein Messer aus dem „Tresor“, wusch es ab und legte es irgendwo hin, wo Ray danach greifen konnte. Und dann drehte er ihm den Rücken zu. Ich habe das selber ein paar mal gemacht, um meine neuen Zellenkumpanen zu testen, aber das hier war eine andere Situation. William wusste, dass Ray ihn töten wollte.
Und genau das hat Ray auch getan. Als die Bullen die Tür öffneten, sah ich, wie William aus der Zelle flüchtete und Ray ihn am Shirt festhielt. Dabei stach er in einer Tour auf ihn ein. Anscheinend dachten die Cops, es wäre eine waffenlose Schlägerei, denn sie brüllten nur „Auf den Boden!“. Doch dann sahen sie das Blut. Die Bullen wurden hysterisch und schrien „Erschießt ihn, er hat ein Messer!“
Aber Ray war ganz cool. Als der Schießbefehl kam, stand er auf, ging zurück in die Zelle und spülte das Messer im Klo runter.
William war voll von Blut und war über zwanzigmal getroffen worden. Bauch, Brust und Arme hatten zahlreiche Stichwunden. Aber er war am Leben. Als die Bullen ihn an Ray vorbei führten, murmelte er „Das war gar nichts“. William wusste, das ein echter Krieger keine Angst zeigt. Hut ab, du Wichser!
Ähnliche Szenen hatten sich in den anderen Zellen abgespielt und am Ende der Nacht gab es zwei tote Verräter und fünf ehemalige Nazi Low Riders, die jetzt in Schutzhaft lebten. Die Aryan Brotherhood aber hatte fünf neue Mitglieder.
So erfolgreich der Hausputz auch gewesen war, wir brauchten einen neuen Repräsentanten auf dem Gefängnishof. Jungs, die in die Fußstapfen der Nazi LowRiders treten konnten, und den Job genauso gut machten, wie meine Jungs. Unser Blick fielt auf eine Gruppe weißer Skinheads, die eine Vorliebe für Meth und Gewalt hatten. Eigentlich waren es gar keine Skinheads, sondern eine Ansammlung von weißem Abschaum, die einfach nur Lust hatten, Skinheads zu spielen. Sie nannten sich „PENI Death Squad“, wobei das PENI für „Public Enemy Number 1“ stand. Es waren junge Typen, die plötzlich da waren und meine Welt völlig durcheinander brachten. Spätestens als ich hörte, dass sie ursprünglich aus Long Beach, Orange County, kamen, hätte es bei mir klingeln müssen. Ihr Anführer war ein schmaler Typ, dem mittlerweile die Haare von alleine ausgegangen waren und den alle Popeye nannten. Erst durch Sheila erfuhr ich, wer dieser Popeye wirklich war. Seit meiner letzten Inhaftierung hatte sich eine Menge geändert in OC. Erinnerst du dich noch an diese Idioten, denen wir die Methlabore und eine schöne Stange Geld abgenommen haben? Richtig, diese Typen nannten sich jetzt PENI. Ich frage mich ganz ehrlich, wie dicht die waren, als sie sich diesen Namen haben einfallen lassen. Für mich waren sie nur die Penisse, und genauso nannte ich sie ab sofort auch nur.
Wie dem auch sei, mein Überraschung war ungleich größer, als ich erfuhr, dass es sich bei Popeye um niemand anderen als Donald Mazza handelte, Sheilas Exfreund. Der Typ lebte auf der Überholspur und wollte nichts anderes, als Mitglied der Aryan Brotherhood werden. Dafür bot er uns sogar die bedingungslose Unterwerfung seiner Bande an. Aber wir hatten eigentlich geplant, keine weiteren Mitglieder aufzunehmen. Das jemand für uns die Drecksarbeit machte, beförderte diesen Jemand nicht automatisch zu einem potenziellen Mitglied.
Mein alter Hass auf Mazza war wieder da, und meineBrüder merkten schnell, dass es einer guten Zusammenarbeit unserer Gangs im Weg stehen würde. Also ließ Mazza sich in unseren Zellenblock verlegen, um ein Gespräch mit mir zu haben. Er ließ
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