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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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sich einen Job als Kübelträger geben, bei dem er die täglichen Mahlzeiten von Zelle zu Zelle brachte. Als er bei mir angekommen war, konnte ich den Vogel zum ersten mal nach mehr als zehn Jahren sehen. Er war älter geworden. Seinen Spitznamen hatte er nicht von seinen Bärenkräften, sondern einzig und allein von seinem Mutantenkinn, dass weit nach vorne abstand. Er kam gleich auf den Punkt.
    „Cowboy, wir sollten unsere alten Rivalitäten aufgeben, wir sind Kameraden. Dieser Streit lässt uns beide in einem schlechten Licht dastehen.“
    Er steckte seinen kleinen Finger durch die Luke und wir besiegelten so unseren Friedenspakt. Aber ich wusste, dass es nicht von langer Dauer sein sollte.
    In den nächsten Tagen warf er mir immer wieder harte Blicke zu, wenn er das Essen ausgab. Wenn er in die Bruderschaft wollte, ging er definitiv nicht den untersten Weg, das muss man ihm lassen. Aber auch ich hatte in der Zwischenzeit aufgerüstet. Mit einem Bindfaden hatte ich ein Stück Plastik aus der Rückseite meines Fernsehers geschnitten. Mit ein wenig Hitze und Reibung hatte ich eine stabile und scharfe Klinge daraus geformt. Jedes mal, wenn das Arschloch an meiner Zelle vorbei kam, hatte ich die Waffe bereit. Was glaubte dieser Penner, wer er war? Hatte er wirklich gedacht, er könnte hierher kommen und einfach meiner Gang beitreten, nach allem was geschehen war?
    Ein paar Tage später konnte ich meinen Mund einfach nicht halten. Ich rief „Hey Mazza, wie laufen meine Geschäfte?“ in Anspielung auf sein Methlabor, das ich ihm genommen hatte.
    „Komm mir nicht blöd, Junge! Leg dich nicht mit mir an!“
    Er hatte sich breitbeinig vor meiner Zelle aufgebaut, so dass ihn jeder sehen konnte. Seine Gesten waren weit ausladend und aufgesetzt.
    „Mazza, du redest wie wie ein Nigger!“ antwortete ich. Schwarze machen immer den Lauten und spielen sich auf. Nicht grade das angemessene Benehmen für einen Bruder in spe. An einem Ort wie diesen war das eine harte Beleidigung und alle wussten das.
    „Halt’s Maul, oder ich nehm dich aus wie einen Fisch!“ kam seine Drohung zurück. Dieser Typ war einfach nur lächerlich. Mein Interesse an ihm war wieder verflogen.
    „Verpiss dich, sonst werde ich dir sehr weh tun, Junge“
    Das waren auch damals meine letzten Worte gewesen, als ich ihm bei Sheila die Tür vor der Nase zugeknallt hatte.
    Am nächsten Tag lag ich auf meiner Pritsche und hörte, wie sich andere Zellentüren in unserem Block öffneten. Gegen die Sicherheitsvorschriften handelnd, gestatteten es die Bullen Mazza, das Essen in die Zelle zu bringen. Sofort sprang ich auf und schnappte mir mein Messer. Lauernd stand ich in meiner Zelle, die Waffe hinter meiner linken Hand versteckt. Die Zellentür öffnete sich eine Spalt weit und Mazza schob seine Hand in meine Zelle.
    Meine Hand schnellte nach vorne, sein Herz im Visier. Doch ich erwischte nur Luft, denn mein Opfer war zurück nach hinten gesprungen. Die Tür knallte zu.
    „Warum kommst du nicht raus, Cowboy?“ rief dieser Feigling.
    „Arschloch, warum bist du nicht reingekommen?“ gab ich zurück. Und dann gab ich ihm einen letzten verbalen Stich. „Weil du Angst um dein Leben hast, du Punk Arschloch!“
    Ich plante noch ein paar Tage, Mazza abzustechen,wenn sich die Gelegenheit bieten würde. Vielleicht auf einem Transport zur Krankenstation oder dem Weg zur Bücherei. Niemals habe ich also meine Zelle ohne Messer und nachgemachten Schlüsseln verlassen.
    Doch diesmal stand ich auf verlorenem Posten. Es war Johnny „Youngster“ Stinson persönlich, der mir eine Nachricht zukommen ließ. Er ermahnte mich, meine persönlichen Interessen nicht über die Interessen der Bruderschaft zu stellen. Mazzas Penis-Gang war anscheinend wichtig für uns und sein Einfluss sollte die Bande in unserem Interesse steuern. Sobald die Verhältnisse geklärt waren, könnte ich meine Differenzen mit ihm klären, vorher aber nicht. Man wollte diesem Arschloch sogar die Chance geben, der Bruderschaft beizutreten, nachdem man ihm verschiedenen Tests unterzogen hatte. Die Sache stank mir, aber ich musste die Schnauze halten. Hinzu kam noch, dass mein Drogenkonsum vielen meiner Brüder ein Dorn im Auge war. Du kannst dir meine Wut nicht annähernd vorstellen.
    Ende 1999 wurde Popeye aus der Haft entlassen. Er hatte den Auftrag, einen Verräter aus den eigenen Reihen zu liquidieren, um sicher zu stellen, dass er sich voll und ganz der Autorität der Bruderschaft unterwerfen

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