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Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Titel: Alicia - Gefaehrtin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Michelsen
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denn traditionell hatte der Fürst die erste Wahl. Erst wenn er seine Beute erwählt und zugebissen hatte, durfte das Fest für den Rest des Stammes beginnen. Bis zum Anbruch der Morgendämmerung durften sich alle der Sklaven bedienen, sogar die Inzepat, die nur selten lebendige Beute vor die Reißzähne bekamen, und schon gar keine, in denen reines Salizarenblut floss.
    «Alicia, Schwester und Gefährtin des Fürsten, du darfst das Blutfest beginnen.»
    Ein Raunen ging durch die Menge der Salizaren. Laurean nickte mir zu. Ich ließ meinen Blick kurz über das Gewimmel nackter Körper zu unseren Füßen schweifen. Dann deutete ich auf eine Sklavin, die frisch und unversehrt aussah.
    «Die dort will ich, Herr, wenn du gestattest !»
    S ogleich sprangen zwei Wächter eilfertig herbei und ergriffen ein zartes Wesen mit porzellanweißer Haut. Sie hoben es mühelos an und trugen es die Treppe aus der Gruft zu uns herauf. Ich knurrte gierig, konnte es kaum erwarten, meine Zähne in den weichen, biegsamen Hals zu bohren.
    «Halt, Laurean, du hast nicht das Recht, mit den alten Sitten zu brechen. Du willst deiner Menschenhure bei Sânge Prospăt den Vortritt lassen? Sie ist unreiner als ein Inzepat!»
    Ich erkannte Desans Stimme sofort, weil sie genau wie die Laureans klang, der Ton ging mir durch und durch. Außerdem hätte kein anderer Salizar es gewagt, sich der Entscheidung des Fürsten offen zu widersetzen, mochte ein Befehl ihm nun zusagen oder nicht. Die Nobilat wichen zur Seite und sahen Laurean an. Wie würde er reagieren, was würde er ihnen befehlen?
    Desan trat aus der Menge heraus und stellte sich vor die zitternde Blutsklavin. Die Wächter knurrten unbestimmt in seine Richtung, sie wussten sichtlich nicht, was sie nun tun sollten. Der Befehl ihres Herrn war eindeutig gewesen, andererseits war Desan des gleichen Blutes, stammte wie Laurean direkt von Androlus ab und war damit höhergestellt als sie selbst. Doch schon trat Laurean seinem widerspenstigen Bruder entgegen.
    « Du magst von meinem Blute sein, Desan, doch das ändert nichts daran, dass du der Verräter unseres Stammes bist! Also wage es nicht, Alicia eine Hure zu nennen. Sie ist euer aller Schwester und meine Gefährtin für alle Zeiten und steht damit weit über dir.»
    Desan stieß ein höhnisches Lachen aus und entblößte die spitzen Zähne. Das unruhige Raunen der wartenden Menge wurde lauter: Niemand wagte es, dem Fürsten der Salizaren mit entblößten Reißzähnen entgegenzutreten, es sei denn, er lud dazu ein.
    «Alicia, wie du sie nennst, ist in Wahrheit ein Mensch und sie wird es auch immer bleiben.»
    Desan spuckte die Worte beinahe aus, die edlen Gesichtszüge, die Laureans auf so verblüffende Weise glichen, waren von Verachtung und Hass verzerrt.
    «Sie ist kein Mensch mehr, denn mein Blut fließt durch ihre Adern, und auch deines, wie ich hörte. Willst du mir vielleicht sagen, dass du dich gegen deinen Willen von einem Menschen hast beißen lassen, wo du doch so stark und unbesiegbar bist? Alicia hat dein Blut getrunken, und mit meiner Erlaubnis wird sie es so oft tun, wie es sie danach gelüstet.»
    «Und wenn schon», knurrte Desan wütend, doch er wich einen Schritt zurück. Es war bereits offensichtlich, wer als Sieger aus dieser Auseinandersetzung hervorgehen würde. «Sie wird niemals Jezebel gleichen. Du hast unsere Schwester durch eine Menschenhure ersetzt! Was glaubst du, was Androlus dazu sagen würde? Er hätte dich verstoßen, er hätte einen Blutsklaven aus dir gemacht!»
    Laurean machte aus dem Stand einen gewaltigen Sprung nach vorne. Unmittelbar vor Desan kam er zum Stehen.
    «Du redest von Androlus und Jezebel, wo du doch schuldig bist an ihrer Vernichtung? Du hast uns an die Mönche verraten, weil du mir neidetest, dass der mächtige Fürst Androlus mich bevorzugte, ebenso wie Jezebel es tat, und wenn du es auch leugnest, so bleibt es dennoch wahr. Du bist tiefer gesunken als der unwürdigste Inzepat, darum wirst du ihnen für die Dauer des heutigen Blutfestes Gesellschaft leisten. Die Verbannung konnte dich ja offenbar nicht eines Besseren belehren, vielleicht gefällt es dir ja besser, dich mit den Inzepat zu paaren und ihnen dein Blut zu schenken?»
    Laurean wandte den Kopf zur Seite, so als könne er den Anblick seines Bruders nicht länger ertragen und winkte vier kräftige Nobilat heran.
    «Das kannst du nicht tun», heulte Desan auf. Noch im Moment der Niederlage funkelten seine Augen böse, denn Laureans

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