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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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einige der meinen, gewisse Teilstückchen, die sie aus keinem anderen hätten herausholen können. Er wollte mir nicht sagen, welche es waren. Er sagte nur, jetzt wüßten sie einiges, was sie vorher nicht gewußt hätten. Und – er lächelte bösartig – ein paar Namen, die ihrer Aufmerksamkeit bisher entgangen waren.
    Er lächelte wieder, als er ankündigte, sie wären fertig mit mir, ich sei nun gesund genug, um in die menschliche Gesellschaft zurückzukehren. Diesen Teil seiner Ankündigungen hatte ich nie richtig geglaubt, und so war ich erstaunt, daß er die Wahrheit gesprochen hatte. Meine Belohnung dafür, daß ich ihnen Informationen gegeben hatte, deren Wert ich nicht einsah, bestand darin, daß ich in die Welt zurückgeschickt wurde. Im Austausch für unspezifizierten Verrat wurde mir eine weitere Lebensspanne gewährt.
    »Hat sich irgend etwas verändert?« fragte ich, nachdem ich länger als eine Stunde sinnlos getobt hatte. Obwohl das die übliche erste Frage eines Erneuerten war, hätte ich in den letzten Tagen nicht gedacht, daß ich sie stellen würde.
    »Ein bißchen. Nichts, an das Sie sich nicht anpassen könnten. Die meisten Erneuerten haben eine viel längere Periode der Dunkelheit hinter sich als Sie und deshalb größere Schwierigkeiten. Sie kommen schon zurecht.«
    »Ich kann mir denken, daß die Ausgemusterten immer noch aktiv sind, sonst hätten Sie meine Informationen nicht gebraucht.«
    »Oh, es wird Sie freuen zu hören, daß sie noch aktiver geworden sind. Überall herrscht regelrechter Aufruhr. Nichts, womit wir nicht fertig würden, aber es hält uns munter. Und glücklich.«
    »Glücklich?«
    »Mein Beruf. Ich genieße soziale Aufstände, sie geben mir eine Daseinsberechtigung.«
    Mit Michael konnte man nicht reden. Mir schien, es hatte eine Ewigkeit gedauert, bis ich es lernte.
     

 
16
     
    Was Michael über die Welt gesagt hatte, stimmte. Es gab keine Veränderungen, denen ich mich nicht anpassen konnte. Man kann allem ins Gesicht sehen, wenn es einen nicht besonders interessiert. Mir gelang es sogar, eine Art normalen Lebens vorzutäuschen. Das war nicht zu schwer mit meinem neuen Körper und all dem. Ja, mein neuer Körper half mir besonders dabei. Auf dem Gebiet hatten sie mich recht gut behandelt.
    Michael hatte für einen Körper gesorgt, der in besserer Kondition war als meine beiden vorigen. Er stammte von einem ausgemusterten Revolutionär in den Vierzigern, der bei einem Überfall festgenommen worden war. Der Körper war älter als sonst – offenbar der älteste, den sie auf Lager gehabt hatten –, weil sie keinen jungen und kräftigen Körper an mich verschwenden wollten. Ich war glücklicher mit diesem. So brauchte ich mich nicht in Jugendlichkeit zu üben, wie es die meisten frisch Erneuerten zwangsläufig tun. Und außerdem war der Körper recht ansehnlich. Das Gesicht nicht zu hübsch, aber gut geschnitten. Aus der ursprünglichen Intensität des Blicks schloß ich, daß der Vorbesitzer ein gemeiner Bastard gewesen war, ein zweiter Gorman Triplett. Mir verschaffte es einen Nervenkitzel, mir selbst vorzumachen, ich hätte tatsächlich Tripletts Körper geerbt. (Eine Weile war ich verrückt, aber ich möchte nicht in Einzelheiten gehen.) Meine Haare waren dunkel und lockig, meine Augen braun, meine Nase mußte mindestens dreimal gebrochen gewesen sein.
    Meine Lippen waren fleischig, und ich kann den unedlen Ausdruck, den sie meinem Gesicht geben, einfach nicht loswerden. Offensichtlich war der Körper ein paarmal verwundet worden, denn Schmerzen in der Brust kehrten immer wieder, und ich hatte Schwierigkeiten, mit meinem rechten Arm zu werfen. Ansonsten hätte ich mir keinen besseren Körper bestellen können, um darin erneuert zu werden, um mich darin zu verstecken.
    Eine Weile dachte ich, der beste Zug an dem Körper sei, daß seine Geschlechtsorgane funktionierten. Ich lachte hysterisch, als ich zum erstenmal spürte, daß sich in jener Region etwas regte. Michael, der natürlich von meinem Leiden in meiner früheren Lebensspanne nichts wußte, wunderte sich über mein Lachen. Sobald ich aus dem Verhörzimmer weg von ihm war, erreichte ich endlich, was ich mir so viele Jahre lang gewünscht hatte, die Freuden des unzüchtigen Lebens. Einige Zeit war das das Einzige, was mich in Gang hielt. Ich hatte so viele Frauen, daß ich sie nicht mehr zählen konnte. Ich erwarb mir einen Ruf als Satyr. Und mir gefiel es. Es war wundervoll.
    Ich konnte nicht einmal meinen

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