Alien Earth - Phase 1
raus auf See!«
Ekin meldete ihr Team für Außeneinsätze, und das Korps gab sie ihnen. Mächtig. Vier Zugriffe in der ersten Woche, fünf in der zweiten.
Sie fingen die Bälle auf, die ihnen das Korps hinwarf, und jonglierten sie mit Bravour. Daniel erwies sich als ein Reflexwunder, beinahe, als trieben in seinem Blut konstant Restkonzentrationen von Neurobeschleunigern. Im Einsatz redete er nur das Nötigste, war er ganz auf die Aufgabe konzentriert. Eine angenehme Professionalität, die Ekin rasch zu schätzen lernte. Er und Ekin griffen sich acht von neun Aliens dank ihrer effizienten Arbeit als Team. Den neunten schnappte ihnen ein anderes Team weg. Nicht gerade auf die feine Art, fand Ekin: Die Konkurrenz arbeitete mit Neurobeschleunigern. Ärgerlich auf der einen Seite, auf der anderen schon wieder so etwas wie ein unfreiwilliges Kompliment. Nur Fouls konnten sie und Daniel aufhalten.
Fouls - und Ekins Gedanken.
Ekin war auf der Hut vor ihnen, fühlte sich, dank ihrer neu gefundenen Ausgeglichenheit, vor dem Schlimmsten gewappnet.
Nur: Es kam noch schlimmer.
Ein Grundsatz der Hunter war Schnelligkeit. Kein Zögern. Hatte man den Alien im Visier, drückte man ab. Schnelligkeit minimierte das Risiko für den Hunter. Schnelligkeit erhöhte die Chance, dass sich die Manifestation nicht verflog, dass die
Vernehmungsspezialisten Aussichten hatten. Schnelligkeit gab den Alienisten keine Chance, sich zu sammeln und über die Hunter herzufallen, die im Augenblick des Zugriffs nur noch ihr Wild sahen und leichte Beute darstellten. Schnelligkeit. Und Umsicht. Ekin hatte schon Monate, bevor das Korps es verboten hatte, keine Geschenke mehr von Zivilisten angenommen. Zu groß war die Chance, dass das Geschenk ein Sprengsatz war oder das Glas Wasser vergiftet.
Ekin war schnell, aber nicht so schnell wie ihr neuer Partner. Kein Problem, sagte sie sich, Daniel war jünger, unverbrauchter, und schüttelte den Gedanken ab. Aber er ließ sich nicht abschütteln. Im Einsatz trennte sich ein Teil von ihr ab, betrachtete ihre Handlungen, als stünde er neben ihr. Und was dieser Teil sah, war, dass sie sich anlog. Sie war nicht langsamer als Daniel. Sie legte an, zielte so schnell wie ihr neuer Partner. Was sie unterschied, war ein Sekundenbruchteil des Zögerns, bevor sie abdrückte. Ein Zögern, das nicht sein durfte.
Der nächste Einsatz kam.
Das Setting war perfekt. Eine Wüstung auf dem flachen Land, eine Hand voll verlassener Häuser, die mit jedem trockenen Sommer und jedem schneereichen Winter näher an den Punkt rückten, an dem sie in sich zusammenrutschen würden - das hieß keine Alienisten, die ihnen in den Rücken fielen, und freies Schussfeld. Die halbe Miete. Der Alien versteckte sich im Erdgeschoss einer Ruine. Daniel gab ihr Feuerschutz. Ekin wollte ihn aus dem Weg haben.
Kein Zögern!
Sie holte tief Luft. Ihr Stiefel rammte in die Tür. Holz splitterte, dann rutschten die beiden Hälften der Tür mit der Trägheit eines schweren Bühnenvorhangs zur Seite und gaben die Sicht frei auf … ein Ungeheuer. Ein vielarmiges, vielklauiges, glubschäugiges Monster mit dem Gebiss eines Raubsauriers.
Kein Zögern!
Ekin drückte ab, noch bevor die Trümmer der Tür auf den Boden prallten, sah, wie sich die Betäubungspatrone aus dem
Lauf löste, sich in die Seite des Ungeheuers bohrte, sah, wie es stürzte.
Kein Zögern!
Ekins Hunter-Training übernahm. Sie sprang vor, um den Alien zu sichern, beugte sich über das Ungeheuer, in der einen Hand das G5 im Anschlag, in der anderen die Plastikschnüre für die Handgelenke. Sie packte einen muskulösen Arm - er war fiebrig heiß -, riss ihn hoch, wollte die Plastikschnur um ihn schlingen, bemerkte, dass sie viel zu kurz war, dass es unmöglich war … unmöglich … und dass …
… dass sie kein Ungeheuer vor sich hatte.
Keinen Alien.
Einen Menschen.
Ein Bündel stinkender alter Mensch.
»Ekin, was hast du?«, brüllte Daniel hinter ihr, adrenalinaufgekratzt. Unsicher. »Alles in Ordnung?«
»Ja …« antwortete Ekin. Ihr Hunter-Training übernahm wieder, sie setzte die Bewegung fort. Sie schlang die Plastikschnüre um die dünnen Handgelenke; sie waren viel zu weit. »Ja, alles in Ordnung«, log sie.
Nein, nichts war in Ordnung.
Ekin wollte es nicht wahrhaben. Sie machte weiter. Ein neuer Einsatz, ein neues Ungeheuer, das sich als Mensch erwies, erwartete sie. Dann noch eines. Und noch eines.
Nach zwei Wochen hatte Ekin genug. Sie setzte die Zugriffe
Weitere Kostenlose Bücher