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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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die Fingerabdruckund Handflächenlinienidentifikation, blickte in das stecknadelgroße Loch in der Wand, hinter dem eine Kamera seine Gesichtszüge, den Durchmesser seiner Pupillen und die Beschaffenheit seiner Retina überprüfte, und stand still, während ein Ganzkörperscanner seinen Leib auf ungewöhnliche Verformungen und Haltung überprüfte.
    Eine Minute verging, dann öffnete sich die Eintrittsschleuse. Er hatte die Prüfung bestanden. Er trug keine Waffen oder verdächtige Fremdkörper an oder in sich, und er war er selbst, Rainer Hegen, geblieben. Kein Alien hatte sich seit der letzten Überprüfung angeschickt, sich in seinem Kopf einzunisten.
    Rainer betrat die Klinik. Sie roch nach Rosenwasser und einem kühlen Morgen am Pool, wie immer. Neben ihm öffnete sich die Tür des gepanzerten Wachraums. Der Wächter
streckte den Kopf durch den Spalt - dabei sah er sich schuldbewusst um; er wusste, dass er etwas Verbotenes tat - und zischte ein leises »Wait, Sir!«. Der Kopf verschwand, und gleich darauf streckte der Wächter einen Arm durch den Spalt, in der Hand eine Puppe. »For the poor girl!«, flüsterte er verschwörerisch.
    Rainer nahm die Puppe. Es war ein billiges Spielzeug, wie man es an jeder Straßenecke in Kairo bei den illegalen, aber stillschweigend geduldeten fliegenden Händlern für ein paar Cent kaufen konnte. Der Wächter - oder seine Frau - hatte die Puppe sorgsam frisiert und mit selbst geschneiderten Kleidern angezogen. Sie roch nach süßlichem Rauch wie die Cafés der Stadt, in denen die Männer saßen und Wasserpfeife pafften. Noch bevor Rainer Gelegenheit bekam, sich zu bedanken, fiel die Panzertür wieder ins Schloss.
    Das war alles. Rainer hatte in den Monaten, in denen er beinahe täglich in die Klinik gekommen war, nie mehr als einige Worte mit den Wächtern gewechselt. Sein Arabisch war trotz der Bemühungen seines geduldigen Privatlehrers zu bruchstückhaft, um mehr zu ermöglichen, und das Englisch der Wächter, des Pflege-, Putz- und Wartungspersonals war kaum besser als sein Arabisch. Es waren einfache Leute, die ständig in der Gefahr schwebten, wegen einer geringen Verfehlung gegen die strengen Klinik-Regularien ihre Stelle zu verlieren. Millionen warteten allein entlang des Nils, ihren Platz einzunehmen, ganz zu schweigen von den zahllosen Überschussmenschen außerhalb der USAA, die zu allem bereit waren, um ihrem elenden Los zu entfliehen. Vor einem Jahr noch hatte Rainer Hegen zu ihnen gehört. Vor einem Jahr noch hätte er alles dafür gegeben, 14 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche in dieser Klinik - in irgendeiner Klinik, irgendeiner Anstalt dieser Erde - den Fußboden zu scheuern.
    Ein zweiter Wächter erschien, um ihn zu Blitz zu bringen. Rainer verbarg die Puppe hastig in der Jackentasche. Es war eine unnötige Mühe: Der Mann zwinkerte ihm verschwörerisch zu. Er wusste Bescheid.

    Einfache Leute, ja. Aber gute Leute. Kein Besuch verging, ohne dass ihm nicht irgendwer ein Geschenk für Blitz zusteckte: Puppen, immer wieder Puppen, aber auch kleine Tonfiguren, zahme GenMods, die nach ein paar Tagen aus eigenem Antrieb in einen Recyclingschacht krochen und ihre Existenz beendeten, und alte ägyptische Gottheiten - die beiden Letzteren oft nur mit Mühe voneinander zu unterscheiden, wenn überhaupt - und natürlich Spielsachen, Modellautos, Malstifte, Knete, Bauklötze und und und. Geschenke, die vorgaben, Blitz sei ein gewöhnliches Mädchen, oder wenigstens, dass sie es eines Tages wieder sein würde. Manche der Geschenke sollten ihr helfen, es wieder zu werden: Einmal war Rainer eine Tonfigur aus der Hand gerutscht und auf dem Boden zerbrochen. In den Scherben hatte er einen Zettel gefunden. Er hatte ihn eingesteckt, um in seiner Wohnung die mit der Hand geschriebenen arabischen Worte mithilfe eines altmodischen gedruckten Wörterbuchs zu übersetzen. Es war eine Anrufung des altägyptischen Totengotts Osiris gewesen. »O Herr, gib sie frei!«
    Rainer hatte den Zettel verbrannt. Niemand durfte von ihm erfahren, schon gar nicht Mahmut. Mahmut, der stundenlang über die siebentausendjährige Kontinuität der ägyptischen Kultur referieren konnte und seine Häuser vorzugsweise mit pharaonischen Statuen ausstattete, verabscheute Aberglauben. Hätte er von der Anrufung erfahren, er hätte die Klinik aufgefordert, das gesamte nichtmedizinische und pflegerische Personal zu entlassen. Und die Klinik hätte sich beeilt, der Aufforderung des mächtigen Mahmut al-Shalik

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