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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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noch Mahmut, Dr. Osman oder einer der übrigen Ärzte - hatte Rainers Erklärung je in Zweifel gezogen. Es passte einfach zu gut: Das Mädchen hatte sich auf der Flucht vor ihrem Peiniger tief in sich selbst zurückgezogen. Sie stellte sich quasi tot, hoffte zu überdauern, bis bessere Zeiten anbrachen.
    »Wir haben sie allein gelassen. Die Gefahr eines Rückfalls ins Koma ist zu hoch, als dass uns eine andere Wahl geblieben wäre. Sie ordnet jede Person, die sie sieht, in ihre Phantasie ein. Aber wenn sie ihren eigenen Vater sieht … vielleicht ist das anders.« Dr. Osman trat zur Seite, gab die Tür frei. »Ich wünsche Ihnen viel Glück.«
    »Danke.«
    Rainer öffnete vorsichtig die Tür, verharrte lauschend. Vom Bett drangen Atemzüge. Kräftiger als gewöhnlich glaubte er. Er trat in das Zimmer, schloss die Tür hinter sich. Es war riesig, übergroß, wie alles in den USAA, und bot den mehrfachen Raum eines Bahnabteils, des einzigen sinnvollen Maßstabs, der für Blitz’ kurzes Leben gegolten hatte. Die Datenwände, die Dr. Osman für seine Farbtherapie benutzt hatte und die für gewöhnlich dazu dienten, die Illusion von Fenstern hervorzurufen, glimmten im matten Senfgelb der Standby-Schaltung. Links und recht von Blitz’ Bett, in großen Haufen, reihten sich die Geschenke des Personals auf. Es waren Hunderte.
    Auf Zehenspitzen, als habe er Angst, sie aufzuwecken, ging er zum Bett. Bevor er es erreichte, hob Blitz den Kopf und flüsterte: »Wieselflink?«
    Niemand hatte ihn mehr so genannt, seit er mit der reglosen Blitz über der Schulter aus dem Frankfurter Hauptbahnhof geflohen war, der von Huntern, Bahnpolizisten und Soldaten gestürmt wurde. Und er hatte gehofft, dass es so bleiben würde. Wieselflink, der Überschussmensch, war ein Ausrutscher gewesen, ein Zerrbild seiner selbst. Wieselflink war für immer in dem Bahnhof zurückgeblieben. Es gab ihn nicht mehr.

    »Wieselflink?«, flüsterte Blitz ein zweites Mal, als er nicht antwortete. »Bist du es?«
    Er gab sich einen Ruck. »Ja, ich bin es.« Er brachte es nicht über sich, Blitz zu korrigieren.
    »Es ist so dunkel«, sagte Blitz. »Ich kann dich kaum sehen. Wieso schaltest du nicht das Licht an?«
    »Das Licht ist an. Du musst dich erst wieder an Licht gewöhnen«, sagte er. Und als ihm aufging, wie sehr seine Worte Blitz beunruhigen mochten, fügte er hastig hinzu: »Es wird bestimmt nicht lange dauern. Du bist in guten Händen.«
    Er trat an das Bett. Blitz lag auf dem Rücken. Das Weiß ihrer Augen war getrübt, ihre Pupillen waren auf ihn gerichtet, ohne ihn wahrzunehmen. Ein Fortschritt, sagte er sich. Im Wachkoma war ihr Blick hin- und hergeglitten, ohne je einen fixen Punkt zu fassen zu bekommen, verloren, ohne Halt. Er nahm ihre Hand, hielt sie fest.
    Blitz - die sich niemals und von niemandem anfassen ließ, nicht freiwillig - zuckte, aber sie versuchte nicht, ihre Hand freizubekommen.
    »Du …«, flüsterte sie, »du … hast mich gekriegt.« Und dann lächelte sie.
    »Ja, das habe ich.«
    »Bitte, lass mich nie wieder los.« Ihre Finger spannten sich an, umklammerten seine Hand.
    »Ja.«
    »Versprich es mir!«
    »Ich verspreche es.«
    Sie ließ ihn los. »Wo bin ich?«, fragte sie.
    Er zog einen Stuhl heran und setzte sich. »In Kairo. In einer teuren Privatklinik. Du warst in einem Wachkoma, seit …« Er brachte den Satz nicht zu Ende.
    Blitz nickte. Sie erinnerte sich. »Kairo? Dann hast du es geschafft?«
    »Ja. Dank dem Geld und der Papiere, die Wolf uns gegeben hat. Das Korps und die Polizei waren damit beschäftigt, sich um hunderttausend Aliens zu kümmern. Ich bin mit dir davongeschlüpft.
Niemand hat uns aufgehalten. ›Meine Kleine‹, habe ich auf der Flucht immer gesagt, ›wenn sie erst mal schläft, dann kann sie nicht einmal das Ende der Welt aufwe cken.‹ Wir sind nach Italien. Schlepper haben uns für unser letztes Geld an die libysche Küste gebracht.«
    Blitz blinzelte, blickte suchend umher. Ihre Wahrnehmung schien zurückzukehren. »Wer bezahlt das hier?«
    »Mahmut al-Shalik. Ein ägyptischer Geschäftsmann. Er hat sich unserer angenommen.«
    »Wieso?«
    »Ein alter Studienfreund hat uns vermittelt. Und Mahmut hat unendlich viel Geld und glaubt daran, dass diese Welt verloren ist, wenn nicht jeder gibt, was er kann. Er hat ein großes Herz.«
    Blitz’ Kopf sank zurück. Den Kopf oben zu halten, musste sie anstrengen, trotz des regelmäßigen Muskeltrainings, das Dr. Osman ihr verordnet hatte. Jeden Tag hatte

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