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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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zu folgen.
    Dr. Osman kam ihm auf halbem Weg entgegen. »Da sind Sie ja!«, rief er, als er Rainer sah. Sein Englisch hatte einen harten Akzent, ungewöhnlich für einen Mann seines Standes: Ein oder mehrere Praxisjahre im amerikanischen Teil der USAA, inklusive der Aneignung eines lokalen Akzents, gehörten für einen Arzt zum guten Ton. Rainer hatte Osmans Akzent erst einordnen können, als ihm Mahmut von seiner Herkunft erzählt hatte. Dr. Osman war kein Araber, er stammte aus der
ehemaligen Türkei. Er hatte sich hochgearbeitet, weit über das Maß hinaus, das einem Neubürger aus den annektierten Gebieten für gewöhnlich anstand, hatte sich Respekt und eine Stellung in einer exklusiven Privatklinik erworben - und stellte in gewisser Weise ein Vorbild für Rainer dar. Mahmut hatte ihn nach einem ihrer gemeinsamen Besuche bei Blitz darauf aufmerksam gemacht. Dr. Osman war in den USAA angekommen, mit Leib und Seele. Sein Akzent war ein letztes, angesichts seiner Begeisterung für die Ideale der USAA verzeihliches Überbleibsel seiner früheren Existenz. Er, Rainer, musste dasselbe Kunststück vollbringen.
    Dr. Osman war unerträglich.
    Rainer hegte nicht den geringsten Zweifel an seiner fachlichen Qualifikation, aber alles Übrige an dem Mann missfiel ihm: Dr. Osman redete zu laut, bewegte sich zu forsch - Rainer kam es vor, als versuche er seine Hingabe an die USAA durch Zackigkeit zu belegen -, glaubte zu bedingungslos an die Verlautbarungen der Regierung und stand ihm politisch zu weit rechts. Ginge es nach Dr. Osman, würden die USAA aufräumen, mit den Aliens sowieso, aber auch mit den übrigen Staaten der Erde. Wer sich der Oberherrschaft der USAA beugte, durfte nach ihren strengen, aber gerechten Regeln weiterexistieren; den Rest der Welt konnte das Neutronenbombenarsenal der Air Force innerhalb von Tagen gründlich reinigen, um ihn einer vernünftigen Nutzung zuzuführen.
    »Was ist mit Blitz?«, fragte Rainer rasch, um einen Handschlag zu vermeiden. »Geht es ihr schlechter?«
    Dr. Osman schüttelte den Kopf. »Nein, das kann man so nicht sagen.«
    »Was ist dann mit ihr?«
    »Sie hat das Wachkoma verlassen.«
    »Das … das ist großartig!«
    Rainer hatte sich diesen Tag oft ausgemalt. Und hatte sich gefragt, ob er auf ihn hoffen oder ihn fürchten sollte. Er wusste nicht, was ihn erwartete. Nicht nach dem, was man Blitz angetan hatte. Fischer, Wolfs Unterführer, hatte Blitz in
Frankfurt mit Medikamenten ruhiggestellt und ihr ein Alienband übergezogen, damit sie die Reise nach Sigma V mit antrat. Im Moment des Seelentransfers war es Rainer gelungen, Blitz das Band auszuziehen - beinahe wenigstens, es hatte immer noch ihre Stirn berührt. Seit diesem Moment hatte Blitz das Bewusstsein nicht mehr wiedererlangt. Existierte sie überhaupt noch? Oder war ihre Seele in den Körper eines Aliens gesprungen, der im Gegenzug in den ihren gefahren war? Oder war ihre Seele gespalten zwischen dem Körper eines Aliens auf Sigma V und ihrem eigenen auf der Erde?
    Dr. Osman nickte eifrig. »Ja. Ich glaube, sagen zu können, dass dieser Erfolg zu großen Teilen meiner Farbtherapie zu verdanken ist.« Der Arzt war ein Mann, der es selten versäumte, auf seine Verdienste hinzuweisen.
    »Ich gratuliere Ihnen«, sagte Rainer, der wusste, wie sehr sich sein Gegenüber nach Anerkennung sehnte. Und wie sehr er selbst auf Osman angewiesen war. »Ich werde es Mr. al-Shalik gegenüber erwähnen.«
    »Ich danke Ihnen.« Dr. Osman deutete eine Verbeugung an.
    »Kann ich sie sehen? Wie geht es ihr? Kann ich sie sprechen?«
    Sie waren vor der Tür von Blitz’ Zimmer angelangt. Dr. Osman schickte den Wächter, der sie begleitet hatte, mit einer beiläufigen Kopfbewegung fort.
    »Ja, Sie können zu ihr. Sie sollen es sogar. Aber versuchen Sie, Ihre Erwartungen im Zaum zu halten. Sie ist nicht orientiert. Noch nicht ganz, jedenfalls.« Er zog einen Ärmel seines Kittels hoch. Über den Unterarm zogen sich tiefe Kratzspuren. »Ich vermute, dass Ihre Tochter im Augenblick den Missbrauch neu erlebt, dem sie über Jahre ausgesetzt war.«
    Rainer hatte den Ärzten davon erzählt, was Fischer Blitz angetan hatte. Es war ohnehin nicht zu verbergen gewesen. Die physischen Spuren waren eindeutig, und darüber hinaus hatte sich der Missbrauch als praktische Erklärung für das Wachkoma erwiesen, in dem Blitz lag. Niemand - weder die Agenten der Homeworld Security, die sich von Berufs wegen
nie mit einer einfachen Erklärung zufrieden gaben,

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