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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Chili
    Ich war ins Rosenheimer Klinikum gekommen, um zu sterben.
    Kemal war sofort tot gewesen. Kemal Hastemir vom
K4,
Drogen. Kemal hatte mich schon dreimal zum Essen eingeladen. Das letzte Mal zu
seinem Lieblingstürken zwei Tage vor Ottakrings Hochzeit. Hatte ich mich da in
Kemal verliebt? Ich weiß es nicht mehr. Der Schmerz über seinen Tod hat sich
wie ein Dolch in mein Herz gebohrt. Natürlich mache ich mir heute Vorwürfe.
Hätte ich meine P7 mitgehabt, hätte ich mich wehren können. Das
gilt für Kemal natürlich in gleichem Maß. Doch wer nimmt schon auf eine
fröhliche Hochzeit die Dienstwaffe mit? Oder zieht seine schusssichere Weste
an? Wir sind nicht in Krasnodarsk, Chicago oder Neapel. Wir sind im glücklichen
Oberbayern.
    Ja, fröhlich sollte es werden. Endlich hatte
Ottakring sich aufgerafft, Lola einen ernsthaften Heiratsantrag zu machen. Und
er hatte sein Versprechen gehalten. Nicht aus Mitleid, da bin ich mir sicher.
Auch wenn Lolas Augeninfektion wieder aufgekeimt ist und immer noch die Gefahr
besteht, dass sie ein Auge verliert. Die Feierlichkeit war noch in vollem Gang,
als dieser Typ vor uns stand und sofort feuerte.
    Ich hab viel Blut verloren. Hässliche, rot
verschmierte Klumpen aus Stoff und Haut klebten an mir. Im ersten Moment hatte
ich keinen Schmerz gespürt, nur einen fürchterlichen Schlag. Grelle Blitze zuckten
vor meinen Augen, als ich mit dem Kopf gegen die Wand krachte. Als
Polizeibeamtin ist man auf so etwas vorbereitet. Es kann immer und überall
passieren. Offenbar selbst auf einer Hochzeit in unserem beschaulichen
Landstrich. Ottakring, der nachher mitkriegte, wie ich noch einmal die Augen
öffnete und mich wohl ziemlich neugierig umgesehen habe, hatte da schon unter
Schock gestanden.
    Im Notarztwagen fuhren sie das Fenster herunter,
obwohl ich am Sauerstoff hing. Automatisch atmete ich ein und aus. Jeder
Atemzug konnte der letzte sein. Schmerz! Da war ein stumpfes Drücken in meiner
Brust. Schon da wusste ich, dass dieser Schmerz bald zu einer alles
vernichtenden, hungrigen Bestie heranwachsen und mich bei lebendigem Leib
auffressen würde. Weiß glühender Schmerz.
    Schreien wollte ich. Doch ich brachte keinen Ton
über die Lippen. Mit jeder Minute auf dem Weg ins Klinikum wurde es schlimmer.
Mein Atem wurde schwächer. Ich spürte, ich würde sterben. Die Geräusche wurden
weniger und leiser. Töne vibrierten. Das Licht wurde weniger. Leicht wie eine
Feder nahte der Tod.
    Das Licht geht wieder an. Es ist weich
und matt. Ich sehe Gegenstände. Sie sehen verwischt und unscharf aus, als ob
sie im Schatten lägen. Ein unbekanntes Gesicht taucht auf, ein weiblicher Kopf
mit üppigem Haar. Das Gesicht nimmt einen besorgten Ausdruck an, und die Stirn
über mir legt sich in harte Falten. Hände machen sich an meinem Körper zu
schaffen. Ihre Bewegungen und der Geruch verraten mir, dass ein Verband
gewechselt wird.
    Sagen Sie nichts, Frau Toledo.
    Der Mund der Ärztin bewegt sich. Ich sehe
blendend weiße Zahnreihen. Hören kann ich die Ärztin nicht.
    Sie dürfen noch nicht reden.
    Sie nimmt das Stethoskop ab, setzt sich neben
mein Bett und legt eine Hand auf meinen Arm.
    Sie sind seit drei Tagen hier. Sie waren auf der
Hochzeit Ihres Chefs. Da kam einer und hat auf Sie geschossen. Sie haben Glück
gehabt. Können Sie mich verstehen? Reden Sie nicht. Zeigen Sie.
    Mit den Fingern forme ich ein Okay-Zeichen. Ich
nicke schwach. Jedenfalls kommt es mir vor, als ob ich nicke. Ich hänge am
Tropf. Lebenserhaltende Flüssigkeiten. Sie haben meinen Körper bewegt und
massiert, damit die Muskeln sich nicht zurückbilden. Sie haben mich und mein
Bett sauber gehalten.
    Das weiche Morgenlicht taucht das Krankenzimmer
in mattes, cremiges Weiß. Ich kann ohne Schmerzen atmen.
    Sämtliche Phänomene, die sich angeblich an der
Grenze zum Tod abspielen, sind bei mir nicht eingetreten. Ich sah kein Licht am
Ende eines Tunnels. Mein Leben zog nicht wie ein Film an mir vorbei. Meine
Seele verließ auch nicht den Körper und blickte von oben auf ihn herab. Ich bin
am Leben.
    Dachte ich.
    Eine Sekunde später fällt das Atmen wieder
schwer. Ich lasse mich aufs Kissen zurückfallen. Die Ärztin wischt mir mit
einem Tuch übers Gesicht. Unter der Haut spüre ich Hitze, und ein kribbelndes
Gefühl kriecht mir die Arme hoch. Ich merke noch, wie der Schweiß ausbricht.
Dann spüre ich einen kurzen Nadelstich im Oberarm und falle wieder in Schlaf.
    Dass es ein Gebirgsschütze gewesen sein
soll, ist mir erst

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