Alison Wonderland
waren in der Wohnung. Es war irreal. Total übel. Sie waren wie die James-Bond-Bösewichte. Von Kopf bis Fuß schwarz angezogen und mit Waffen. Ich wusste nicht, ob ichabhauen und mich verstecken sollte oder nach dem Namen ihres Schneider fragen.«
»Alvin, nein. Wie furchtbar. Was wollten die denn? Warum du?«
»Oh ja, das war ja das Seltsame. Sie fragten mich immer wieder nach einer Frau, die ich nicht kenne. Als ich ihnen nichts sagen konnte, prügelten sie vierzig verschiedene Schattierungen von Scheiße aus mir heraus. Ich hoffte die ganze Zeit, dass sie mich nicht aufritzen würden, weil ich meinen sehr geschmackvollen, brandneuen, hellen Teppich nicht mit meinen eigenen auslaufenden Körperflüssigkeiten dekorieren wollte.«
»Und, Alvin, haben sie? Irgendwas aufgeritzt?«
»Nein, ich habe nur schreckliche Blutergüsse. Hab’ immer noch eine Landkarte von Kleinasien auf meiner linken Pobacke. Sie haben mir auch ein paar meiner Zähne kaputt geschlagen. Drei Jahre kosmetischer Zahnbehandlung sind durch die Ritzen meiner Holzdielen gefallen.«
»Das tut mir so leid. Du hörst dich wirklich schlecht an. Ich denke an dich. Ich schicke ein paar gute Schwingungen durch die Leitung. Oh, übrigens, wer war die Frau?«
»Das war keine Frau, Herzchen. Nur die Männer in Schwarz.«
»Nein, die Frau, nach der sie gefragt haben?«
»Oh Gott, das war auch irreal. Es erinnerte mich an den theatralischen alten Roger Moore. Templar, glaube ich. Weißt du, wie in dieser Serie aus den Sechzigern,
The Saint.
Sein Name war Simon Templar. Hast du die jemals gesehen?«
»Haben sie dir nicht ihren Vornamen gesagt?«
»Alison. Alison Templar. ›Sag das Alison‹, haben sie gesagt. Ich war nicht in der Position zu diskutieren, zusammengekrümmt auf dem Boden, mit meinem Gebiss zwischen meinen Beinen und meinen Händen über den Ohren. Kannst du dir das vorstellen, Taron? Sie haben mir in die Eier getreten und ich hatte die Hände über meinen Ohren. Jetzt habe ich zu viel Angst, wieder nachhause zu gehen. Tja, du kennst mich ja. Ich bin für Liebe, nicht Krieg.«
»Wie Michael Jackson.«
»Ja. Ich wohne gerade bei Jane Memory. Kennst du sie? Sie schreibt hier und da was für eines dieser Style-Magazine. Sie kann vielleicht was gegen meine Qualen tun. Wir müssen uns mal wieder sehen. Ruf’ mich an.«
»Ja, müssen wir. Mach’s gut.«
Taron legt das Telefon auf und dreht sich zu mir um. »Alison, wir müssen weg aus London.«
»Ich muss arbeiten.«
»Du hast doch gehört, was mit Alvin passiert ist. Wir wollen sowas nicht riskieren. Das ist eine Warnung. Nimm dir Urlaub. Wenn du dir Sorgen machst, weil du nicht arbeitest, kannst du mir ja helfen, ein Baby zu finden.«
»Taron, du wirst niemals eins finden.«
»Hilf mir trotzdem beim Suchen.«
»Okay, es ist eine gute Idee, zu verschwinden und eine Weile nachzudenken. Wir können die Dinge in die richtige Perspektive rücken. Was müssen wir noch erledigen, bevor wir gehen?« Ich fange an, Dinge aufzulisten, damit ich mich organisiert und professionell fühle. »Ich muss mit Mrs. Fitzgerald sprechen und ihr sagen, was vor sich geht. Ich muss mit Jeff reden ...« Das ist es eigentlich schon. Das sind die einzigen wichtigen Menschen in meinem Leben, neben Taron.
»Ich werde meiner Mutter gar nichts hiervon erzählen, bis wir nicht ein paar gute Neuigkeiten haben. Ich werde zurück in meine Wohnung gehen, rufe noch ein paar Leute an und packe. Hol mich morgen früh ab, ja?«
»Wohin sollen wir gehen?«
»Weil das hier ja Urlaub ist, sollten wir irgendwo ans Meer fahren, aber dahin, wo wir voraussichtlich ein Baby finden.«
Ich bin die Nachrichten durchgegangen und habe herausgefunden, dass es eine Menge Babys gibt, die in und um London gefunden werden. In Krankenhäusern, in Abfalleimern, außerhalb von Zeitungskiosken. Irgendjemand hat vor kurzem eines auf der Damentoilette im Flughafen Heathrow gelassen. Das hilft uns also nicht wirklich, aus London rauszukommen und außerdem willTaron ja, dass wir die Küste ansteuern. Ich plane, Richtung Süden in die Wärme zu fahren und entscheide mich schließlich für Weymouth, weil es so aussieht, als läge es von London aus am Ende einer ziemlich geraden Strecke. Die Machenschaften von
Projekt Brauner Hund
spielen sich in dieser Gegend ab, also kann ich mich vielleicht ein bisschen umsehen. Prinz Andrew war einmal in der Nähe auf dem Marinestützpunkt von Portland stationiert; vielleicht treffen wir ihn ja in einem
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