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Alison Wonderland

Alison Wonderland

Titel: Alison Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Smith
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sie in mein Adressbuch geschrieben habe. Aani, Aaron, Alexis.«
    Wer, außer Taron, ordnet alphabetisch nach den Vornamen? Zuerst bin ich mehr betroffen von der Tatsache, wie irritierend sowas ist, als von der Gefahr für ihre Freunde. Dann sehe ich den Zusammenhang, den sie herstellt – dass, wer auch immer meine Wohnung durchwühlt hat, die gleiche Person sein muss, die auch ihre Tasche mit dem Adressbuch gestohlen hat und es jetzt auf jeden Namen darin abgesehen hat, während sie sich peinlich genau durch die Liste der Transvestiten, Perfomance-Künstler, Drogendealer und Club-Kids arbeitet.
    »Ich denke, wir sind alle in Gefahr. Das muss irgendetwas mit deiner Arbeit zu tun haben. Ich wette, dass wer auch immer meine Tasche geklaut hat, dachte, sie gehöre dir.«
    »Hast du eine Kopie deines Adressbuchs, damit wir deine Freunde erreichen können?«
    »Nein.«
    Ihre Freunde sind die Sorte Menschen, die nicht nur ihre Gefühle offenlegen, sondern gleich alle Aspekte ihres Lebens, inklusive ihrer häuslichen Arrangements. Sie haben ein unordentliches, schrankgroßes Zimmer, das sie Zuhause nennen, das ich aber eher als Ankleidekiste bezeichnen würde, übersät mit Theaterkulissen und falschen Wimpern, Drogen, billigem Alkohol und Kaugummi. Sie essen auswärts, übernachten woanders und baden bei Freunden, wenn möglich. Sie kommen nur zurück, um sich umzuziehen und den Anrufbeantworter abzuhören. Es ist erstaunlich, dass einer von ihnen überhaupt sagen kann, dass bei ihm eingebrochen und seine Sachen durchwühlt wurden.
    »Vielleicht in alten Tagebüchern oder in deinem Mobiltelefon?«
    »Sie haben das Handy, das war in meiner Tasche. Warte mal. Mir ist gerade was eingefallen. Ich habe eine Kopie von meinem Adressbuch, aber es ist in meinem Banktresor.«
    »Du hast einen Banktresor?«
    »Er ist bei der Barclays Bank in Piccadilly, willst du morgen dahin kommen und es dir ansehen?«

Kapitel 13 – Alvin
    Wie die meisten fetten Menschen hat Alvin wunderschön gepflegte Hände. Wenn Kinder Verstecken spielen, glauben sie, dass man sie nicht sieht, wenn sie selbst nichts sehen. Weil fette Menschen für den Großteil des Tages nur ihre eigenen Hände sehen, glauben sie deswegen etwa, dass auch der Rest der Welt nur die sieht und lassen ihre Körper verlottern?
    Alvin ist im Begriff, seine Wohnung zu verlassen. Er schaltet den Fernseher mit der Fernbedienung aus und schaut dabei flüchtig auf seine Hände. Sie sind das letzte klare, normale Bild, das er sieht, bevor der Horror beginnt.
    Er blickt auf und sieht zwei Männer in seiner Wohnung. Sie sind, genau wie er, modisch in schwarz gekleidet. Da hört die Ähnlichkeit aber schon auf. Alvin ist einer dieser Hetero-Männer, die die Kunst der Tuntenhaftigkeit kultiviert haben, um amüsant zu sein. Seine Mischung aus Witz und Schwabbeligkeit ist sehr gefragt in der Partyszene und macht ihn besonders beliebt bei Frauen, die auf der Suche nach einer harmlosen Beziehung ohne Sex sind. Die Männer in seiner Wohnung sind fiese Schlägertypen. Sie signalisieren diese Tatsache mit ihren Haarschnitten und kratzigen Stoppeln. Außerdem hält einer der beiden ein Jagdmesser offen vor sich.
    Alvin schaut wie gebannt auf die Waffe in der Hand des Mannes, gefährlich, scharf. Er schaut dem Mann nicht direkt in dieAugen, um zu vermeiden, sich beide zu seinen Gegnern zu machen. Sie haben sich weder bewegt noch gesprochen, seit er sie zum ersten Mal gesehen hat. Absurderweise fragt sich Alvin, ob sie ihn überhaupt gesehen haben. Vielleicht, wenn er wirklich ganz still dasteht ...?
    »Wir wissen, dass du ein Geschäftspartner von Alison Temple bist«, sagt der eine Mann bedrohlich. »Was hast du dazu zu sagen?« Alvin ist erleichtert. Er hat noch nie von ihr gehört. Anscheinend lässt sich das hier alles aufklären. Er ist fast beruhigt. Er verhält sich so, wie er sich in einem Restaurant verhalten würde, wenn er merkt, dass eine Flasche Wein zu viel auf der Rechnung steht. Genauso wie Alvin eben nicht schnippisch wird und genauso wie die Tatsache, dass er hetero ist. So viele übergewichtige Homosexuelle sind überzeugt, vom Geiste Oscar Wildes durchdrungen zu sein. Doch hier, in einer Situation wie dieser, ist kein Platz für Epigramme.
    »Oh, ich glaube, hier liegt ein Fehler vor.«
    »Es gibt hier keine Fehler«, sagt der drohende Mann. »Siehst du dieses Messer? Was glaubst du, könnte ich damit machen?« Alvin bedenkt seine Antwort sehr sorgfältig. Er will nichts

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