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Alison Wonderland

Alison Wonderland

Titel: Alison Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Smith
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erwecken, dass am Fuß der Treppe weitere Angestellte in einer aquamarineblauen Formation tanzen könnten, aber anstatt in einen Tanzsaal, kommen wir in den Bereich, in dem Taron ihre Schätze aufbewahrt.
    Sie zuckt vor Freude, als sie mir den Inhalt zeigt. »Ich fühle mich wie Audrey Hepburn in
Frühstück bei Tiffany
, wenn ich hierherkomme«, erklärt sie mir, mit ihren Händen durch Berge von Modeschmuck wühlend. Es ist, wie wenn man Gast bei einer Abendgesellschaft ist, bei der man der altklugen Tochter des Gastgebers Gute Nacht sagen muss, gefangen mit ihr in ihrem Schlafzimmer, weil sie noch spielen will, bis jemand bemerkt, dass du verschwunden bist und dich findet.
    »Hier ist eine Perle in einer Auster«, sagt sie und hält einen durchsichtigen Behälter von der Größe einer Thunfischdose hoch.Da drin ist trübes, herumstrudelndes Wasser und ich kann eine Auster erkennen. Die Aufschrift auf dem Behälter sagt, dass die Auster eine Süßwasserperle von San Francisco enthält. »Hast du jemals
Singin’ in the Rain
gesehen, da gibt es diese Szene, in der sie immer Austern bestellen, weil sie eine Perle finden wollen und schließlich finden sie tatsächlich eine? Mein Mann gab sie mir, weil er weiß, dass ich den Film mag.« Ich frage mich, ob es ein Mindesthaltbarkeitsdatum auf dem Deckel gibt und schiele rüber, um es zu finden. Die Auster wirkt ein bisschen unhygienisch auf mich.
    »Ist der echt?« will ich von dem Modeschmuck wissen.
    »Ich tue so als ob.«
    »Was ist das?« Ich habe ein Stück Pergamentpapier gefunden, vergilbt und mit aufgekräuselten Seiten. Es ist sehr geheimnisvoll. Jemand hat mit Tinte in krakeliger Schrift etwas darauf geschrieben:
    Del *.*
    »Das hat mir meine Mutter gegeben. Sie sagte, die Symbole seien sehr mächtig. Eines Tages werde ich sie vielleicht brauchen. Wenn die Zeit kommt, werde ich es wissen.«
    »D E L, Sternchen Punkt Sternchen?«
    »Ja.«
    »Ist das eine Zauberformel?«
    »Ja.«
    Das Adressbuch ist auch da und als Taron es in den Händen hält, sieht ihr Gesicht aus, als sei sie verliebt. »Das war einmal mein ganzes Leben«, sagt sie weich.
    Als sie durch die Seiten blättert, kann ich sehen, dass sie neben den meisten Namen Symbole benutzt hat. »Was ist das da?«
    »Das sind Runen. Diese hier bedeutet
f
. Wenn ich das neben den Namen von jemandem schreibe, heißt das Fun oder freakig. Das ist
n
für nein. Wenn sie tot sind, vom Hals ab aufwärts. Dies hier ist
g
für geil. Und das bedeutet
w
wie witzig.« Es gibt eine Menge
w
-Symbole. »Das ist
i
und das hier
t
für Transe. Transen sind wirklich beliebt bei Hetero-Partys, weil die Hetero-Männerglauben, sie seien bei einer total wilden Nacht dabei, sobald sie ein paar Männer mit Riesenfrisuren und klebrigem Lippenstift herumlaufen sehen ... Dieses hier ist
r
für rockt.«
    »Wofür steht
i

    »
I
steht für
ICE
. Das heißt, dass sie dir auf einer Party normalerweise was beschaffen können, wenn du sie vorher anrufst.«
    Unser Ausflug zur Bank ist ein erfreuliches Zwischenspiel, aber als wir nachhause kommen und anfangen, Leute anzurufen und sie zu warnen, dass sie und wir in Gefahr sind, bekommen wir wieder Angst und fühlen uns angespannt. Was, wenn jemand bei einem von Tarons Freunden einbricht, während sie zuhause sind? Würde dieser Jemand sie fesseln oder umbringen? Was passiert, wenn er gar nichts findet – kommt er dann wieder zu uns zurück, wenn wir zuhause sind?
    Die Anrufe verlaufen alle nach demselben Muster. »Hi, hier ist Taron. Wie geht’s dir so? Super. Super. Blabla, blabla. Hör’ zu, irgendein Typ hat mir meine Tasche geklaut und nervt jetzt meine Freunde und mich. Tut mir total leid, aber er hat mein Adressbuch. Pass’ gut auf dich auf, okay? Nur vorsichtshalber. Lass uns bald mal wieder telefonieren. Mach’s gut.« Taron geht nicht zu sehr ins Detail, weil sie nicht will, dass die Leute denken, sie bringe eine Riesenscheiße in ihr Leben. Auf der anderen Seite ist es nur fair, sie zu warnen.
    Ein Anruf verläuft auf dramatische Weise anders.
    »Hi, hier ist Taron. Wie geht’s dir so?«
    »Taron. Schätzchen. Lange nichts von dir gehört. Mir geht’s beschissen. Total grauenhaft.«
    »Was? Du hörst dich ganz dumpf an, das muss eine schlechte Verbindung mit deinem Handy sein. Was ist denn los, Baby?«
    »Nein, ich klinge so dumpf, weil mein Mund komplett zugeschwollen ist. Ich bin verprügelt worden.«
    »Nein, das ist ja schrecklich. Was ist passiert?«
    »Zwei Männer

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