Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
vorsichtig.
Der Bischof hob die linke Braue, schob angriffslustig das kantige Kinn vor. „Aber nein, reizt mich nicht zum Zorn!“, entgegnete er ihr ungehalten, um ihr dann zu erklären, dass Alix bei aller Schönheit und Intelligenz zwei große Fehler habe. Zum einen sei sie hoffärtig, und zum anderen besitze sie eine scharfe Zunge. „Und unter dieser Prämisse, meine liebe Agnès, wäre eine Verbindung mit Pedro von Anfang an zum Scheitern verurteilt, schließlich gilt er ebenfalls als hitzköpfig und aufbrausend. Aber nun Schluss mit den Visionen!“
Mit diesen Worten zog er Agnès zu sich aufs Lager. Durch das dünne Unterkleid hindurch streichelte er ihre Brust. Um seine Wolllust so lange wie möglich zu genießen, lenkte er seine Gedanken auf den alten Wilhelm, der klug, gütig und vorausschauend, oft aber viel zu vertrauensselig gewesen war. In der wichtigen Angelegenheit jedoch, auf die es ihm, Bartomeu, ankam, hatte er sich merkwürdig verschlossen gezeigt. Offenbar hatte Wilhelm auch mit Agnès nie darüber gesprochen.
Eines konnte man mit Fug und Recht behaupten: Die Bürger hatten Wilhelm geliebt, die Konsuln ihn geschätzt. Agnès hingegen war völlig ungeeignet, über Montpellier zu herrschen, und ihr unmündiger Sohn, der zwar stolz den Namen des Vaters trug, war gar so dumm wie das Hinterteil eines Schafes. Die einzige, die in Wilhelms Fußstapfen hätte treten können, wäre tatsächlich Marie gewesen. Marie, oder - nun ja, Alix.
Der Bischof wurde zudringlicher, schmeichelte: „Die Schönheit und den Verstand hat die Alix von Euch, meine liebe Agnès, aber leider auch Euren Dickschädel. Ob sie … ob sie wohl auch das kleine schwarze Dreieck mit den Samthärchen von Euch geerbt hat?“
Mit diesen Worten richtete er sich ein Stück auf und langte Agnès unter den Rock.
„Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr das über kurz oder lang herausbekommen werdet, mein lieber Bartomeu!“, antwortete die Kastilierin ungerührt. „Doch Ihr kennt meine Bedingung: Ihr setzt in Rom alles daran, dass Alix Herrin von Cahors wird! Versprecht es mir noch einmal! Anderenfalls lasse ich sie nicht mit Euch ziehen!“
„Der HERR hält seine Versprechen und liebt, die ihre Versprechen halten! Und nun entkleidet Euch!“
Getrieben von der Härte ihres Herzens und ihrem krankhaften Ehrgeiz, öffnete Agnès mit aufreizender Langsamkeit die letzten Bänder und entledigte sich auch ihres Unterkleides. Sie kannte ihre Pflicht gegenüber dem Bischof. All diese Händel - auch der Verkauf ihres eigenen, noch immer schönen Körpers - waren der Preis für die Herrschaft über Montpellier gewesen.
Der Bischof, überschlank, großgewachsen, mit spitzen Schultern und kahlem Haupt, amüsierte sich insgeheim nicht wenig über diese intrigante spanische Hure, deren Silber nicht immer gut geputzt war, die aber auserlesene Weine und Wildbret darreichte und ihm auch sonst jeden Wunsch von den Lippen ablas. Mit ihrer Hilfe hatte er sein Ziel in Montpellier nicht ganz, aber doch teilweise erreicht. Es war jedenfalls nicht ausgeschlossen, dass ihm eines Tages Alix, Wilhelms Lieblingstochter, den Weg zeigte, den er suchte. Sie und keine andere. Es brauchte nur Geduld. Alles kommt von selbst zu dem, der warten kann!
Erregt von dem Gedanken an Alix` herrlich jungen Körper, an ihren Duft, der sicherlich nicht nach alter Schminke, sondern nach Gras oder frischer Erde schmeckte, des war er sich gewiss, zog Bartomeu mit einer schwungvollen Handbewegung das mit allerlei Blüten bestickte Laken beiseite, das seine Blöße bedeckte, und präsentierte sich Doña Agnès in seiner ganzen bischöflichen Pracht.
Aufgereiht wie auf einer Perlenschnur waren sie am nächsten Morgen vor der breiten Freitreppe gestanden, die in den Ehrenhof führte: die Herrin von Montpellier, ihre Kinder und Damen, Pater Nicolas, sowie das gesamte Gesinde.
Ein Stück abseits, unter der mächtigen Eiche, die einen Teil des Hofs überschattete, warteten der Bischof und sein Diener Rashid. Die Zügel einer Handvoll Packpferde waren um den Stamm der Eiche gebunden, am Boden kauerten gelangweilt die Begleitsoldaten. Selbst Estrella hatte sich bereits eingefunden. Sie gluckste aufgeregt und ihre kleinen flinken Augen huschten beständig von einem Punkt zum anderen.
Nur die bischöfliche Pferdesänfte, die das junge Mädchen aufnehmen sollte, schaukelte noch immer leer zwischen zwei unruhigen Passgängerpferden hin und her. Leise klingelten die Glöckchen, die am
Weitere Kostenlose Bücher