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All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

Titel: All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido M. Breuer
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dass ich dazu entweder nicht willens oder gar nicht in der Lage bin, Frau Klinkenberg«, antwortete Brenner freundlich.
    »Herr Brenner«, sprach Sybille Klinkenberg weiter. »Sie sind ja ein freier, selbstbestimmter Mensch, der in einer außerordentlich liberalen Seniorenresidenz lebt.«
    »Oh«, sagte Brenner, da die Klinkenberg eine Pause machte und er glaubte, ihr eine Entgegnung schuldig zu sein.
    »Aber meinen Sie nicht auch, dass es um diese Uhrzeit unangemessen ist, durch das Haus zu geistern? Es ist halb drei Uhr nachts! Wissen Sie das?«
    »Ich wusste es nicht, aber selbstverständlich glaube ich Ihnen und danke Ihnen sehr für die freundliche Information.«
    Brenner verschränkte die Arme hinter dem Rücken und machte mit einer Hand Winkbewegungen, die Lorenz als Zeichen deutete, den Ort des Geschehens zu meiden und unerkannt sein Zimmer aufzusuchen. Dieser machte dann auch kehrt und nahm den Weg, der um den Speisesaal herum von der anderen Seite in den Wohnflügel führte. Er hörte Sybille Klinkenberg sagen: »Lieber Herr Brenner, Sie sind doch ein langjähriger Gast des Hauses, und als ein solcher ist Ihnen sicherlich bekannt, dass zu Ihrer eigenen Sicherheit das Verlassen des Gebäudes zu nächtlicher Stunde untersagt ist.«
    »Oh«, sagte Brenner wiederum, doch Sybille Klinkenberg ließ sich nicht beirren. »Sie müssen die Heimordnung wohl nicht erst noch lernen. Sind Sie vielleicht von Herrn Bertold angestiftet worden? Den habe ich im akuten Verdacht, ständig des Nachts das Haus zu verlassen. Nun sagen Sie es mir, es dient nur zur Sicherheit aller Insass..., äh, aller Mitbewohner des Hauses. Sie wollen doch, dass ich Sie ernst nehme. Dann geben Sie mir bitte auch die Gelegenheit dazu!«
    Lorenz Bertold konnte nicht mehr hören, was Brenner darauf antwortete, jedoch nahm er sich vor, dem Alten später zu danken. Gedankenverloren schlich er durch die Gänge. Er erreichte sein Zimmer ohne weitere Zwischenfälle. Er ging hinein, schloss die Tür ebenso leise, wie er es anderthalb Stunden zuvor getan hatte, und seufzte. Dann legte er seine Kleidung ab, wusch sich kurz mit kaltem Wasser und begab sich zu Bett. Er verspürte eine angenehme Müdigkeit und löschte das Licht. Nach kurzer Zeit, als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er den Schatten an der Decke sehen, den das Mondlicht warf. Er schloss die Lider. Nichts war zu hören außer seinem Atem. Früher hatte er immer gerne auf die langen, ruhigen Atemzüge seiner Frau gelauscht. Maria hatte die wunderbare Gabe, wenige Momente nach dem Gutenachtkuss Schlaf zu finden. Dann hatte er von der Seite ihr Profil betrachtet, das liebe Gesicht mit der kleinen runden Nase, das ruhige Heben und Senken ihrer Brust. Manchmal schnarchte sie auch ein wenig, aber nur sekundenweise. Dann brach sie ab, so als hätte sie sich mit diesem Geräusch selbst überrascht, und atmete ruhig und tief weiter. So war dann auch wenig später Lorenz auf eine sehr angenehme Weise müde geworden und eingeschlafen. Wenn das nicht genügte, hatte er manchmal ihre Hand in die seine genommen und sanft gestreichelt. Spätestens darüber war er dann eingeschlafen.
    Maria war in den gemeinsamen zweiundfünfzig Jahren niemals krank gewesen. Trotzdem hatte man bei ihr vor einem Jahr Brustkrebs entdeckt, und sechs Monate später war sie gestorben.
    Sie hatten ein schönes Haus gehabt und einen großen Garten, der Marias ganzer Stolz war. Lorenz hatte nie viel mit der Pflege der Blumenbeete und Sträucher zu tun gehabt. Nach Marias Tod begannen der Garten und auch das Haus bald, nicht mehr so schön auszusehen. Die Kinder hatten Lorenz überredet, das Haus zu verkaufen, um von dem Erlös Unterkunft und Pflege in einem Altenheim bezahlen zu können. Man hatte sich über die zu finanzierende Dauer und die daraus resultierenden monatlichen Auszahlungen gestritten. Vor vier Monaten dann war er nach Nideggen gezogen. Sein Sohn hatte die Möglichkeiten des Hauses gepriesen, den gleitenden Übergang vom betreuten Wohnen zur Pflege. Dieser Prozess des Älter- und auch Schwächerwerdens wäre mit Maria schön gewesen, ganz gleich wo, am liebsten aber in dem Haus, das sie gemeinsam gebaut und in dem sie ihre Kinder hatten aufwachsen sehen. Es hatte nicht sein sollen.
    Lorenz atmete tief ein und langsam wieder aus. Damit kehrten seine Gedanken in das dunkle Zimmer zurück. Er bemaß die Zeit nicht, die es dauerte, bis er eine Art von Müdigkeit verspürte, die den Schlaf

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