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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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schien. Hier herrschte so etwas wie Seelenfrieden, fand Jury, während sein Blick über den mit breiten Rabatten aus Nelken, Lavendel und Rosen gesäumten Weg schweifte, deren kräftiger Duft die Luft erfüllte, über üppig wuchernde Anemonen, Kornblumen und Mohn, über das unbegrenzte, grenzenlose Leben.
    »Ganz schön beschissen, das Leben, was?«, sagte Bobby schließlich mit tränenerstickter Stimme. Jury hatte nicht vor, den Gefährten neben ihm auf der Bank darauf hinzuweisen, dass er eigentlich Glück hatte. »Ganz schön beschissen, ja«, erwiderte er. Und als wollte er einen Gartengott besänftigen, fügte er hinzu: »Manchmal.«

66. KAPITEL
    »Was«, wollte Jury wissen, »haben Sie eigentlich in Slough gemacht?«
    »Versucht, rauszukommen«, erwiderte Melrose.
    Sie stapften die alte Landstraße entlang, die zum Man with a Load of Mischief führte, dem Pub oben auf der sanften Anhöhe über dem kleinen Dorf Long Piddleton. Sie waren auf der Suche nach Melroses Hündin Mindy, die oft hier heraufkam, um im Hof ein Schläfchen abzuhalten. Joey trottete neben Jury her und sauste gelegentlich einem leisen Rascheln im Unterholz nach.
    Melrose fuhr fort: »Ist Ihnen noch nicht aufgefallen, dass sich da sämtliche Autobahnen zusammenballen? Die M4, die M40, die M25 …« «
    »Die M25 ist die Ringautobahn.«
    Melrose blieb stehen. »Danke. Ich weiß, dass es die Ringautobahn ist.«
    »Wieso sind Sie überhaupt zurück nach London gefahren? Sie hatten doch alles erledigt. Und, das muss ich sagen, auch ordentliche Arbeit geleistet.«
    »›Ordentliche Arbeit‹, mehr ist das nicht?«
    »Okay, dann also: recht gute Arbeit.«
    Melrose blieb wieder stehen. »Überschlagen Sie sich bloß nicht vor lauter Anerkennung. Ist Ihnen eigentlich schon mal aufgefallen, dass ich alle blöden Arbeiten zugeschoben kriege? Alle undankbaren Jobs? Sie dagegen sind zuständig fürs Glamouröse. Sie dürfen halb London über den Haufen schießen…«
    »Ich trage gar keine Waffe, wie Sie wissen. Kann mir nicht
denken, was Sie bei Boring’s vergessen hatten, dass sich die ganze Fahrt zurück gelohnt hat.«
    Melrose seufzte. »Ist doch völlig unerheblich.« Er drehte sich um und versetzte dem Hund einen freundlichen Klaps.
    »Aggro«, sagte Jury und dann noch einmal, falls Melrose der verdrießliche Unterton in seiner Stimme entgangen war. »Aggro. Was für ein bescheuerter Name.«
    Melrose schüttelte den Kopf. »Stimmt gar nicht. Der passt zu den Namen von meinem Pferd und meinem Ziegenbock.«
    Wie konnte er das sagen, ohne Gefahr zu laufen, dass Jury ihm gleich an die Gurgel ging?
    »Wissen Sie was«, fuhr Melrose fort, »Sie können froh sein, dass ihm Theo Wrenn-Browne keinen Namen verpasst hat. Der war für Aardvark, also Erdferkel.«
    Jury zuckte gequält zusammen.
    »Ich wies ihn darauf hin, dass ›Aardvaark‹ kein ›g‹ drin hat, das war also gestrichen.«
    »Tatsächlich? Der einzige Grund, der gegen Aardvaark sprach, war das fehlende ›g‹?«
    »Aggrieved, Aghast, Aggro. Pferd, Ziegenbock, Hund. Einfach genial.«
    Jury verdrehte die Augen irgendwohin in die Luft. Zeitverschwendung, sie zu Melrose Plant hin zu verdrehen. »Er heißt Joey«, wiederholte er zum x-ten Mal.
    Und wurde zum x-ten Mal von Melrose ignoriert.
    Jury seufzte. »Alles, was im Jack and Hammer entschieden wird, endet in Tränen.«
    Joey (alias Aggro) trottete gemächlich neben Jury einher, der immer wieder stehen blieb, um dem Hund den Kopf zu kraulen. Jedes Mal, wenn er das tat, stieß Joey einen kehligen Laut aus und hüpfte an Jurys Hand hoch.
    Melrose ergriff einen langen Stecken und schwang ihn ziellos in der Luft herum. Es war die Tageszeit, in der alles – Bäume, Straße, Heckenreihen – wie glänzend poliert aussah. »Das Geniale
an dem Plan war, dass keine der beiden Frauen eine Verbindung zu dem jeweiligen Opfer hatte.« Sie hatten gerade den Fall erörtert. »Aber Chris Cummins kannte Stacy Storm sehr wohl, sie kannte sie als die Bibliothekarin Mariah Cox.«
    »Stimmt«, sagte Jury. »Bloß wusste sie das vorher nicht. Sonst hätte sie die Sache vielleicht gar nicht durchgezogen. Es hat ihr einen ganz schönen Schock versetzt, als sie erkannte, wer die Frau, die sie ermordet hatte, in Wirklichkeit war.«
    »Gütiger Himmel, für ihren Mann muss es ganz schön hart sein. Hart in jedem Fall, aber für einen Polizisten? Sitzt sie jetzt im Kittchen?«
    »Ja, aber wahrscheinlich nicht lange. Sie wird vor Gericht gestellt und dann… wer

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