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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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hat allerdings telefoniert. Ich habe aber nicht gehört, was sie sagte.«
    »Von einem Handy aus?«
    »Ja. In ihrem war die Batterie leer, also habe ich ihr meines geliehen.«

    »Tatsächlich? Haben Sie es hier?«
    Ondine trat an einen Verkaufstresen, griff dahinter und kam mit einem Mobiltelefon zurück, das sie Jury aushändigte. Er rief eine Liste von Anrufen auf, es waren ungefähr fünfzig Stück. »Haben Sie irgendwelche Nummern gelöscht?«
    »Schon länger nicht. Ich hab’s einfach vergessen.«
    Jury gab ihr das Handy zurück. »Sehen Sie die mal durch, ob Nummern dabei sind, die Sie nicht kennen.«
    Ondine ließ den Blick über die Liste schweifen und wollte gerade etwas sagen, als es an der Tür summte und ein Paar eintrat, beide etwa in den Siebzigern, sichtlich wohlhabend und ziemlich zart und feingliedrig. Sie bewegten sich mit leicht vorgebeugtem, jedoch nicht gekrümmtem Oberkörper voran, so dass es aussah, als wollten sie sich selbst überholen. Beide trugen hellgraue Capes, er als Teil seines Mantels, ihres war ein Mantel. Sie erinnerten Jury an Schnepfen.
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, flüsterte Ondine und ging hinüber, um den beiden ihre Hilfe anzubieten. Jury konnte nicht hören, was sie sagte, und empfand es als recht angenehm, dass in diesem eleganten, gediegenen Raum außer einem Murmeln nichts zu vernehmen war. So gutbetucht diese Leute auch sein mochten, so teuer die Sachen hier auch waren – von Protz war nichts zu spüren.
    Ondine war wieder da. »Lassen Sie mal sehen …« Sie nahm das Handy und deutete auf eine Nummer. »Ich glaube, die war es: Die kenne ich nicht, die wurde ungefähr in der Zeit eingegeben, als sie hier war.«
    Jury zog sein Notizbuch hervor, schrieb sie auf, eine Londoner Nummer.
    Im selben Augenblick hob das grauhaarige Paar, das offenbar alle Bewegungen simultan ausführte, die Hand, um Ondine herüberzuwinken.
    »Verzeihung«, flüsterte sie erneut. »Ich bin heute hier die Einzige. Charlotte ist schon wieder krank.« Sie seufzte. Als
würde Jury diese Charlotte und ihre simulierten Krankheiten kennen.
    Jury sah sie zu den anderen hinüberschweben. Wieder Gemurmel.
    Der Laden würde sich wirklich als Meditationszentrum eignen. Bei der Vorstellung, mehrere Mönche würden hier auf Seiden- und Satinkissen herumsitzen, musste er lächeln. Er sah, wie Ondine zum Verkaufstresen ging, offenbar um etwas nachzuschauen, möglicherweise den Preis des grauen Kleides, das die beiden – Mann und Frau – zwischen sich hochhielten. Falten in grauem Chiffon und Seide. Der Mann fühlte sich in diesen geheiligten Frauenhallen offenbar völlig unbefangen.
    In dem Moment kam Wiggins durch die Glastür. »Chef. Blanche …«
    Wiggins landete bei Zeugen immer recht schnell beim Vornamen.
    »… war ziemlich kooperativ, und vielleicht hatten Sie ja recht mit den Rexroths: Beim Abgleich der Namen kam nichts heraus, aber Blanche sind zwei Simons eingefallen – ein gewisser Simon St. Cyr und ein Simon Smith.« Er sah in sein Notizbuch und blätterte eine Seite auf. »Laut Aufzeichnungen bei Valentine’s war Simon Smith fünf Mal für Stacy Storm eingetragen. Die Daten habe ich. Fünf ist nicht viel für eine heiße Liebesgeschichte, aber die fünf Mal stand er im Buch, und ich habe so eine Ahnung, dass es da noch mehr Verabredungen gab.«
    Jury nickte. »Laut Rose Moss hatte sie was mit einem, aber außer der Reihe. Ich nehme nicht an, dass Blanche Vann ihn beschreiben konnte.«
    Wiggins schüttelte den Kopf. »Die Kunden kommen bei denen nicht einfach so vorbei, die rufen bei Valentine’s an und machen Termine. Das Büro ist nichts Besonderes, bloß ein Raum. Aber hübsch ausgestattet: groß, luftig, frische Blumen und Obst. Die Mädchen schauen ab und zu vorbei. ›Meine Mädchen‹, nennt sie sie. Wie eine Glucke. Ich hatte den Eindruck, sie mochte Stacy
wirklich gern. War ziemlich erschüttert über ihren Tod. Und sehr überrascht über dieses Doppelleben, das sie führte.«
    »Wie hat sie es erfahren? Aus der Zeitung?«
    »Nein, von Ihrer Adele Astaire. Blanche sagte, die hätte angerufen und es ihr erzählt. Blanche liest nicht oft Zeitung.«
    »Okay, dann rufen Sie jetzt bei der Thames Valley Police an, bei Sergeant Cummins, und lassen sich die Adresse von diesem Simon Smith geben, oder vielmehr, der soll herauskriegen, ob die Rexroths eine Ahnung haben, wer dieser ›Smith‹ sein könnte.«
    Wiggins nickte, drehte sich beiseite und tippte die Nummer in sein

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