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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Mickey Haggerty meinte, war klar. Über dieses Thema wollte Jury lieber nicht weiterreden. Er schwieg.
    »Es tut mir leid«, sagte DI Jenkins und sah auch danach aus.
    Jury nickte. »Und mir tut es leid, in Ihr Revier zu poltern. Hoffe, das ist in Ordnung.«
    »Nur zu, tun Sie sich keinen Zwang an. Ihr Sergeant sagte gerade, es gäbe hier möglicherweise eine Verbindung zu dem Mord in Chesham.«
    »Ganz richtig.«
    »Was für eine Verbindung?«
    Jury zögerte, dann sagte er: »Alter, Aussehen, mögliche Beschäftigung und Kleidung.« Er schaute auf die Füße des Opfers. »Die Schuhe zum Beispiel.«
    Jenkins sah ebenfalls hin, dann wieder weg. Er sagte nichts. Er wartete ab.
    »Christian Louboutin. Die roten Sohlen. Die sind sein Markenzeichen.«
    Jenkins sah erneut hin. »Richtig. Ich für meinen Teil habe
keine blasse Ahnung von Damenschuhen. Hatte die in Chesham auch solche an?«
    »Nein, die waren von Jimmy Choo.« Jury fügte hinzu: »Angezogen waren sie beide gleich: für eine Party, ein Rendezvous oder einen Kunden. Das Opfer in Chesham arbeitete für eine Escort-Agentur.«
    Jenkins runzelte die Stirn. »Nur weiter.«
    Erneut zögerte Jury. Er wusste, dass er mit seiner Vermutung auch absolut falsch liegen konnte. Womöglich gab es gar keine Verbindung zu Mariah Cox. »Bei dem Mordfall in Chesham hatten wir größte Mühe, das Opfer zu identifizieren. Schließlich stellte sich heraus, dass es tatsächlich eine Frau aus dem Ort war. Eine gewisse Mariah Cox, die aber unter dem Namen Stacy Storm für einen Escort-Service arbeitete. Sie war mit einem Mann – Simon Santos heißt er – auf einer Party in Chesham verabredet, wurde dort aber nie gesehen. Es gab dann ein Problem mit der Identifizierung, nicht einmal die Tante, bei der sie lebte, erkannte sie. Die Kleider, das Haar, der Schnitt, die Farbe.« Jury wusste auch nicht, wieso er Jenkins dann noch von Santos und seiner Mutter Isabelle und dem Porträt erzählte.
    »Ich glaube, deswegen bestand Santos so sehr auf Stacy als Begleitung. Er verlangte, dass sie ihre Haarfarbe veränderte, damit sie der Frau auf dem Porträt noch ähnlicher sah …«
    » Vertigo«, sagte Jenkins.
    »Was?«
    »Kim Novak. Sie erinnern sich doch an Vertigo – Aus dem Reich der Toten , oder?«
    »Ach, Sie meinen den Hitchcock-Film?«
    Jenkins nickte. »Sie werden mir vermutlich zustimmen, dass die Verbindung ziemlich wackelig erscheint …« Er veranschaulichte es mit einer Geste. »Lassen Sie mich nur eins sagen: Für eine bloße Taxifahrt hatte sie einen Haufen Zaster dabei. Siebenhundert Pfund!« Er deutete mit dem Kopf auf das schwarze Täschchen. »Solche Summen bekommt vielleicht ein Firstclass-Callgirl
– obwohl, wenn man sie so anschaut, würde ich sagen, oberste Kategorie war sie schon. Sie war für einen ganz speziellen Anlass gekleidet, klar. Für eine Party? Kam sie von einer oder ging sie wohin? Ziemlich früh, um schon zurückzukommen, es ist noch nicht mal zehn vorbei. Aber wohin ging sie? Das hier ist ja wohl eher keine Partygegend, auch nicht die Westlondoner Glitzerwelt, he?«
    Die Bidwell Street war eine Straße mit lauter kleinen Geschäften, die aber bereits geschlossen hatten: ein Lederwarengeschäft, in dem hauptsächlich Gepäckartikel verkauft wurden, die vermutlich nicht aus Leder waren, ein Waschsalon an der Ecke, ein Juwelier, der wohl eher nicht mit Diamanten handelte, ein Elektronikgeschäft und ein kleiner Lebensmittelladen. Der und der Waschsalon waren als Einzige noch geöffnet. Drinnen konnte Jury eine Kundin sehen, die den Tumult durchs Fenster betrachtete, die Autos und Lichter und Polizisten.
    Jenkins ließ den Blick über die oberen Stockwerke der umliegenden Häuser schweifen. »Ich habe meinen Männern gesagt, sie sollten sich mal die Wohnungen über den Läden vornehmen. Wo es einen Lebensmittelhändler und einen Waschsalon gibt, da sind auch Bewohner. Und mit ihr müssen wir auch reden.« Er deutete auf die Frau im Waschsalon.
    »Ich unterhalte mich dann mal mit dem Ladenbesitzer da an der Ecke, mit dem Lebensmittelhändler.«
    »Machen Sie das. Ich bin so ziemlich fertig hier.«
    »Könnte ich eins von Ihren Fotos haben wegen der Identifizierung?«
    »Klar.« Jenkins ging zu einem der Tatortspezialisten hinüber und fragte ihn, ob er ein Foto hätte. Das gab er Jury. »Wir halten uns gegenseitig auf dem Laufenden.«
     
    Der Lebensmittelhändler war Inder, ein groß gewachsener, dünner Mann mit glänzenden braunen, ängstlichen Augen.

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