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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Nachbarin von oben«, erklärte Jury, »besitzt nämlich ein Paar und hat mir haarklein alles über diese Schuhe erzählt.« Carol-Anne gab ihm auch detaillierte Berichte über ihre wechselnde Garderobe. Zu Chris Cummins sagte Jury: »Ich fürchte, ich weiß nicht so recht, worauf Sie hinauswollen, Mrs. Cummins.«
    »Chris, bitte. Worauf ich hinauswill?« Sie sah verwundert vom einen zum anderen, ihren Gatten bezog sie in ihr Kopfschütteln mit ein. »Und ihr schimpft euch Detectives. Na gut, Liebling, zeig uns mal das Foto«, forderte sie David auf.
    Jury musterte Cummins fragend.
    Der schlug die gleiche Mappe auf, in der auch das Foto mit den Jimmy Choo-Schuhen gelegen hatte und nahm ein anderes heraus, das er seiner Frau reichte.
    »Sehen Sie hier?« Sie deutete auf den Abdruck eines Schuhs, oder vielmehr des Absatzes von einem Schuh. Der Rest war unter Erde und Laub verschwunden. »Das hier«, sie tippte auf den Absatz, »hätte von diesem Schuh stammen können.« Wieder hielt sie den klobigen Manolo Blahnik-Schuh in die Höhe.
    David Cummins hatte bereits ein Vergrößerungsglas gezückt, das er Jury wortlos reichte.
    Jury verglich den Abdruck mit dem Absatz in seiner Hand, dann gab er Lupe und Foto weiter an Wiggins. »Hat man davon schon einen Gipsabdruck gemacht?«
    Cummins nickte. »Ja.«
    »Wenn es ein Schuh ist, wo wäre dann der Rest von dem Abdruck geblieben, was glauben Sie?«

    »Die Sohle vermutlich auf der harten Terrassenfläche. Der Steinbelag ist ziemlich bündig mit dem Erdboden.«
    »Glauben die von der Spurensicherung, dass es sich um den Abdruck eines Absatzes handelt?«
    »Durchaus möglich. Die waren mit ihrem Latein ziemlich am Ende, dachten, der könnte vielleicht von den Straßenbaumaschinen stammen.«
    Chris seufzte unwillig auf. »Ich sage Ihnen, das ist ein Manolo Blahnik.«
    Jury bezweifelte es, lächelte sie aber aufmunternd an. »Bravo, Chris.« Weil er merkte, wie entzückt sie über ihre Entdeckung war, fügte er nicht hinzu, dass vermutlich eine ganze Reihe von Dingen, darunter auch Schuhe, zu dem Abdruck auf dem Foto hätten passen können. Im Grunde war er aber durchaus beeindruckt: Die Dame besaß einen ausgezeichneten Blick fürs Detail.
    »Sie glauben, bei dem Mörder handelte es sich um eine Frau?«, sagte Jury.
    »Wir tun alles Mögliche, Superintendent«, versetzte sie in hochironischem Ton. »Wischen Fußböden, backen Plätzchen, bringen Leute um. Ja, das glaube ich: eine Frau, die Manolo Blahniks trägt.«
    Ihr Mann wandte ein: »So eindeutig ist das nicht, Chris.«
    »Und doch …« Jury nahm den Schuh in die Hand. »Können wir uns den ausleihen?«
    »Ja, natürlich.« Sie blickte lächelnd auf ihre Wand voller Schuhe. »Ich wusste ja, dass die eines Tages zu etwas nütze sein würden.«
    »Was würden Sie sagen… London?« Er wackelte ein wenig mit dem Schuh in der Hand.
    »In Amersham kriegen Sie die nicht. Ich würde es als Erstes in der Sloane Street versuchen. Dort ist ja der Manolo Blahnik-Laden. Vielleicht findet man Schuhe von ihm auch heruntergesetzt in einem Designergeschäft oder im Secondhand. Ich habe selbst einige Paare in einem Laden namens Design Edge gefunden,
in der Haupteinkaufsstraße in Kensington. Dort könnten Sie es mal versuchen.«
    »Sie gehen in London einkaufen?«
    »Ach, Sie meinen, deswegen?« Sie versetzte dem Rollstuhl einen Klaps und lächelte. »Nein. Aber Davey fährt an seinen freien Tagen nach London. Sie erinnern sich – er hat auch die Kate Spades mitgebracht.« Sie lachte.
    Und David machte wieder ein grimmiges Gesicht. Die Kate Spade-Schuhepisode war allmählich abgenudelt.
    Chris rollte zurück an den Tisch in der Zimmermitte und griff nach einem großformatigen Buch, auf dessen Hochglanzeinband ein Paar smaragdgrüne Highheels prangten, die aussahen, als wären sie gerade lässig abgestreift worden. Ein Schuh lag umgekippt auf der Seite.
    Der Titel, fand Jury, klang etwas affektiert: Schuhsüchtig . Er lächelte. »Ich nehme an, Sie kennen diese Art von Sucht, nicht wahr?«
    Sie lachte. »Das haben Sie mir aber nett untergejubelt, vielen Dank, Superintendent. Ja, klar kenne ich das. Das Buch hat David mir am Freitag von Waterstone’s mitgebracht. Ein Prachtband.«
    »Nicht annähernd so prächtig wie die Wirklichkeit«, meinte Jury mit einem Blick auf die Wand voller Schuhe. Dann stand er auf. »Vielen Dank für den Hinweis auf Manolo Blahnik. Und natürlich den Tee. Wir werden der Sache nachgehen.«
    Sie seufzte. »Dann

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