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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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durchs Esszimmer, als gleich darauf auch schon Mrs. Tobias aufkreuzte.
    Dicht gefolgt von der Katze Schrödinger.
    Die Küchentür schloss sich hinter ihnen.
    »Aber schau doch, was du wieder angestellt hast!«, ertönte es gellend von jenseits der Küchentür.
    Mungo lag mit Morris unter dem Sofa im Wohnzimmer und
weidete sich am Anblick einer kreischenden Schrödinger, die aus der Küche geschleudert wurde. Es war fast so spaßig, wie Jasper auf dem Hinterteil landen zu sehen.
    Dann kam er zur Sache:
    Harry wird bald zurück sein. Er wird heute Abend mit dem Wagen zum Old Wine Shades fahren. Jetzt geht es drum, dich ins Auto zu kriegen …
    Wieso?
    Wirst schon sehen. Das Fenster auf der Beifahrerseite klemmt auf halber Höhe, lässt sich nicht mehr ganz schließen. Wenn du erst mal durch den Schlitz bist, kletterst du einfach nach hinten und legst dich auf den Boden. Wenn wir zum Wagen kommen, wird er überhaupt nichts merken.
    Du hast noch gar nicht gesagt, wieso wir dahin gehen, sagte Morris.
    Weil die Spürnase vielleicht dort ist.
    Wie soll ich mich aus dem Haus schleichen, ohne dass Harry mich sieht?
    Ganz einfach. Wenn er kommt, belle ich und hopse herum, als würde ich mich – zur Abwechslung mal – wirklich freuen, ihn zu sehen. Das lenkt ihn ab. Du musst dich dann bloß dicht an der Wand hinter der Tür halten, und wenn er die aufmacht, schlängelst du dich um die Ecke und raus. Selbst wenn er dich sieht, wird er denken, du bist Schrödinger. Die rennt dauernd nach draußen.
    Sie hatten es geschafft, das blaue Halsband abzubekommen, indem sie an dem Klettverschluss herumgestupst hatten. So konnte Mrs. Tobias die beiden Katzen nicht mehr auseinander halten. Harry (der ja sowieso nicht besonders aufmerksam hinsah) konnte den Unterschied bloß erkennen, wenn Schrödinger bei ihren Kätzchen war. Das bedeutete nämlich, dass die zusätzliche Katze Morris war. Harry legte ihr das Halsband wieder an und wunderte sich, wieso es nicht dranblieb.
    Mungo hatte es wieder abgemacht. Hier nahm ja eigentlich
niemand die geringste Notiz davon. Morris hätte sich den Union Jack umbinden können, und keiner würde was merken. So war das, wenn man zu sehr mit sich selber beschäftigt war – Mrs. Tobias mit ihren Kuchen und dem gedünsteten Lachs, Harry mit, nun ja, eben Harry.
    Sie warteten noch eine Stunde ab, Seite an Seite auf einem Fensterplätzchen hinter Harrys Schreibtisch im Wohnzimmer.
    Endlich kam der Jaguar vorgefahren. Es war noch nicht dunkel, doch wurde das Licht allmählich weicher, blauer, schwächer.
    Na los! Auf die Plätze!, sagte Mungo.
    Sie sprangen vom Fensterplatz, rannten auf die Haustür zu, Mungo vorneweg, Morris dicht an der Wand. Als sich die Tür öffnete, fing Mungo wie wild an zu bellen, und Morris schob sich auf dem flachen Bauch um die Türkante. Alles, was sie sah, war ein mit geschmeidigem braunen Korduanleder beschuhter Fuß.
    Lautes Gebell.
    Harry guckte verwundert. »Was?«
    Ha, das würdest du wohl gern wissen? Diese Botschaft konnte Harry aber natürlich nicht empfangen, er war schließlich ein Mensch (obwohl das, fand Mungo, alles andere als geklärt war). Mungo sauste ins Wohnzimmer und hüpfte auf das Sitzplätzchen am Fenster, um Morris zu beobachten, die noch nicht im Wagen war, es aber probierte. Ein Versuch – Ho! Schaffte es nicht, die Katze. Noch einer – Hoppla! Fast, aber nicht ganz. Dann sah er, wie Morris sich auf typische Katzenart sammelte, jeden kleinen Muskel anspannte, sich konzentrierte… Da! Morris zog sich mit den Pfoten am Fenster hoch und war drin. Mungo hätte am liebsten applaudiert.
    Da war Harry wieder mit der lächerlichen Leine, die sich Mungo anstandslos am Halsband befestigen ließ. Hm, hm. Als ob er die bräuchte. Als ob die ihn irgendwie einschränken könnte. Trotzdem versuchte Mungo, vom Sitz zu »hopsen«, weil er dachte, Hopsen entspräche eher Harrys Vorstellung
von Hundhaftigkeit. Vom Schwanzwedeln sah er jedoch ab, die Blöße würde er sich nicht geben.
    Und schon waren sie draußen, die weißen Stufen hinunter zum Wagen. Die hintere Wagentür ging auf, Mungo sprang auf den Sitz und schaute zu Morris hinunter, die seelenruhig auf dem Boden lag.
    Die ganze Arbeit, dachte Mungo, die ganze Arbeit bleibt an mir hängen. Er schickte Morris eine Botschaft:
    Wenn wir dort ankommen, machst du einfach das Gleiche noch mal, bloß umgekehrt – wartest, bis wir ausgestiegen sind, manövrierst dich vorsichtig durchs Fenster und folgst uns.
    Von

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