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All the lonely people

All the lonely people

Titel: All the lonely people Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Wlodarek
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hatten, kümmerte sich wenigstens eine Haushälterin um sie. Meistens waren sie jedoch sich selbst überlassen. Kein Wunder, dass sich auf die Dauer der Gedanke einstellte: »Ich bin nicht wichtig.«

Zeigten Ihre Eltern kein Interesse?
    M angelnde Zeit ist keineswegs der einzige Faktor, der uns glauben macht, dass wir nicht zählen. Schließlich kommt es auch darauf an, |30| wie die Zeit genutzt wird. Manche Kinder hatten den Vorteil, dass ihre Mutter nicht berufstätig war und dass sogar der Vater regelmäßig am Familienleben teilnahm. Zeit war also für sie genug da. Trotzdem ging es ihnen nicht besser als denen, die viel allein gelassen wurden, weil ihre Eltern nicht wirklich an ihnen interessiert waren. Was sie beschäftigte, war unwichtig. Sie hatten dem Wunschbild der Eltern zu entsprechen und zu funktionieren. Im Kleinen zeigte sich das elterliche Desinteresse meist in Ungeduld. Manchen Eltern war es einfach lästig, sich intensiv mit ihrem Kind zu beschäftigen.
    Sophie malte gerne. Wenn sie ihrer Mutter ein neues Bild zeigte, sagte die nach einem flüchtigen Blick: »Hübsch, mein Schatz.« und wandte sich wieder ihrer Beschäftigung zu.
    Marco wollte seinem Vater dabei helfen, ein Regal aufzubauen und reichte ihm nicht auf Anhieb den richtigen Schraubenschlüssel. Der Vater winkte entnervt ab: »Lass mal, ich mach das lieber selbst, das geht schneller.«
    Die emotionale Übersetzung lautet: »Du interessierst mich nicht.« Wenn Sie das nicht nur gelegentlich, sondern immer wieder erlebt haben, glauben Sie am Ende selbst, nicht zu genügen.
    Noch gravierender zeigt sich der Mangel an echtem Interesse, wenn Eltern das Verhalten ihres Kindes nach ihren Vorstellungen formen wollen.
    Jennys Mutter kam nicht damit zurecht, dass ihre Tochter ein lebhaftes kleines Mädchen war. Sie selbst war ein introvertierter Typ, der gerne las und musisch begabt war. Sie akzeptierte nicht, dass ihre Tochter kein Buch in die Hand nahm, lieber draußen herumtobte und mit kaputten Knien nach Hause kam. Immer wieder bestrafte sie Jenny und zwang ihr ihre Vorstellung von einem braven Mädchen auf.
    In meiner Praxis saßen auch schon zahlreiche Menschen, die durch den Willen ihrer Eltern in falsche Berufe gedrängt worden waren. Sie zeigten durchaus Erfolg als Rechtsanwälte, Ärzte oder Banker, fühlten sich aber unglücklich. Inzwischen bereitete es ihnen große Mühe, die eigenen Neigungen überhaupt noch zu entdecken oder den Mut zu finden, sie umzusetzen.
    |31| Es ist schwer, sich zu akzeptieren, wenn man als Kind erfahren musste: »Du bist nicht richtig.« Zurück bleibt das anstrengende Gefühl, anderen immer etwas vorspielen zu müssen. Nur allein darf man sich so geben, wie man wirklich ist.

Hatten Sie als Kind ein körperliches Handicap?
    I ch mag das Foto, das ein Fotograf von meiner Einschulung gemacht hat. Ein munteres sechsjähriges Mädchen lacht mich darauf an, mit wachem Blick, neugierig auf die Schule. Gleichzeitig werde ich traurig. Denn auf dem Bild ist auch deutlich zu sehen, was mich während meiner Kindheit belastet hat: Ich schiele, mein linkes Auge rutscht deutlich zur Nase. Erst mit zwölf Jahren gelang es, die Augen gerade zu richten. Bis dahin hatte ich erlebt, was Kinder mit einer körperlichen Beeinträchtigung erwartet. Die Umgebung kann ziemlich grausam sein. Es war an der Tagesordnung, mich mit »Schielauge« und »Brillenschlange« zu hänseln. Auch dass Kinder mit einem Defizit häufig aus der Gruppe ausgeschlossen werden, bekam ich zu spüren. Ich erinnere mich noch schmerzlich an einen Kindergeburtstag, an dem die kleinen Mädchen kichernd von innen die Türe abschlossen und mich draußen stehen ließen.
    Mich haben diese Erfahrungen in meinem Beruf als Psychotherapeutin für Menschen sensibilisiert, deren Wurzeln für ihre Einsamkeit in einem Handicap liegen. Etwa für den erfolgreichen Unternehmer, der als Kind ständig wegen seiner abstehenden Ohren aufgezogen wurde. »Da kommt Dumbo angeflogen« war noch einer der netten Scherze. Dumbo war der kleine Elefant bei Walt Disney, der seine Ohren breit stellen und damit durch die Luft segeln konnte. Damals hat der Junge sich geschworen: »Euch werde ich es noch allen zeigen.« Heute besitzt er mehrere florierende Firmen und ist unendlich einsam, weil er niemanden näher an sich heran lässt.
    Oder für die junge Frau, die wegen ihrer roten Haare immer die Außenseiterin war und sich Sprüche wie »Rote Haare, Sommersprossen sind des Teufels

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