Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
widerstand er ihr ... mit großer Mühe. Obwohl sie hüllenlos und nur ihr Schatten zu sehen war, spürte er, dass auch etwas Wundervolles in ihr steckte.
Das Gebirge wurde von Mal zu Mal immer verwinkelter, allerdings hatte Brent das Gefühl, kein Stück vorangekommen zu sein. Dann sah er endlich den, den er gesucht hatte: Igo´ Rabtoris. Wurde auch langsam Zeit. Doch war er nicht alleine. Jemand war bei ihm. Scheinbar waren seine Schritte zu hören, denn plötzlich wandten sich beide Köpfe zu ihm um und erblickten ihn. Ehe er Igo´ Rabtoris´ Begleiter erkennen konnte, kehrte dieser um und verschwand im dichten Nebel.
»Brent!«, hörte er ihn verärgert sagen. »Was hast du hier verloren?«
Anscheinend hatte er ihn bei irgendetwas gestört, denn der Anführer der Maryka hatte einen angesäuerten Gesichtsausdruck.
»Es geht um Sinalia.«
»Die fremde Frau?«
»Unsere Besucherin. Ja. Sie hat Schmerzen. Ohne Eure Hilfe schafft sie es nicht.«
Igo´ Rabtoris seufzte. Es schien ihm überhaupt nicht zu gefallen, dass er ihn aufhielt - wovon auch immer.
»Na, schön. Dann lass uns zurückgehen. Ich schau´ sie mir mal an.«
Auf dem Weg zurück in die Stätte spürte Brent stets Manas Anwesenheit. Mana - diesen Namen hatte er der Seelenlosen gegeben. Er hatte sie vermenschlicht und das war nicht clever gewesen, denn von Mal zu Mal wurde ihm bewusster, wie wichtig sie ihm wurde. Er durfte keine Gefühle für jemanden dieser Spezies aufbauen. Sie war nicht einmal ein Geist, sie war ... hüllen- und seelenlos, ohne Verstand, ohne Gedanken. Wenn sie sprachen, dann gaben sie nur wirres Zeug von sich. Doch Mana war anders. Er verstand, was sie sagte. So sehr sie ihm ans Herz gewachsen war, durfte er sich nicht noch mehr von ihr beirren lassen.
Sie ließen das Nebelgebirge hinter sich und somit ach Mana. Brent blickte sich um und konnte ihre Silhouette erkennen, welche an der Grenze zur Maryka-Stätte hin und her schwebte. Wenn er das nächste Mal ins Gebirge müsste, würde sie gewiss immer noch auf ihn warten.
Die Tür schlug auf. Allan erschrak. Scheinbar kannten die Maryka die normale Methode, Türen zu öffnen, nicht. Doch sein Argwohn verflog, als er Brent und Igos sah. Der Alte sah verärgert aus. Er fragte sich, was vorgefallen war. Darüber durfte er sich aber nicht den Kopf zerbrechen. Wichtiger war, dass er Sinalia helfen würde. Der Älteste ließ sich zu ihr nieder und fühlte ihr die Stirn.
»Sie hat Fieber.«
Allan atmete tief ein, um nichts Falsches zu sagen. War Igos gekommen, um ihm mitzuteilen, dass seine Freundin fieberte? Das hatte er schon von alleine herausgefunden.
»Und was machen wir dagegen? Kalte Wadenwickel werden nicht gegen ihre Schmerzen helfen.«
Brent warf ihm einen bitterbösen Blick zu. Er hatte doch etwas Unüberlegtes von sich gegeben und es bestand die Gefahr, Igos verärgert zu haben. Und dann wäre Sinalia verloren. Auf seine Antwort reagierte er jedoch nicht. Allan atmete erleichtert aus.
»Wir bringen sie in den Zeremonie-Tempel.«
»In den Zeremonie-Tempel?« Allan wusste nicht, um was für einen Tempel es sich dabei handelte. Wollte Igos etwa ein Ritual für Sinalias Genesung abhalten? Oder mit ihr? Sollte sie geopfert werden? Welchen Nutzen würde er davon haben? Der Älteste reagierte nicht auf sein Fragen. Igos schnappte sich Sinalia und bat Allan und Brent ihm zum Tempel zu folgen. Verwirrt tat Allan, wie ihm geheißen wurde. Selbst Brent klärte ihn nicht darüber auf, was der Älteste vorhatte. Vielleicht wusste auch er es nicht.
Es wirkte so, als würden sich alle Maryka auf den Wegen der Stätte aufhalten. So dichtgedrängt hatte Allan sie nicht in Erinnerung. Sämtliche Blicke wanderten in seine Richtung. Sie schienen besorgt zu sein, doch strahlten ihre Gesichter auch Angst aus. Befürchteten sie etwa wie Brent, dass Sinalia eine ansteckende Erkrankung hätte?
Sie folgten einem Weg, der zu einer Hängebrücke aus Holz führte - sie wirkte nicht sonderlich vertrauenswürdig. Scheinbar war sie sehr alt. Die Sonne, die rund um die Uhr auf sie schien, hatte deutliche Spuren der Verbrennung hinterlassen. Unter ihr klaffte ein unendlich tiefer Abgrund. Von hier aus konnte Allan keinen Boden erkennen - wenn es überhaupt einen gab. Er richtete seinen Blick nach vorne. Würde er weiterhin in die Tiefe unter sich schauen, würde er ohnmächtig werden. Höhen zu bewältigen zählte nicht zu seinen Stärken. Schon immer hatte er unter Höhenangst gelitten,
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