Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
obwohl ihm nie etwas Traumatisierendes geschehen war. Doch aus irgendeinem Grund lösten sie in ihm Unbehagen aus. Diese Brücke schien kein Ende nehmen zu wollen. Er hatte das Gefühl, kaum vorangekommen zu sein. Plötzlich riss es ihn von den Beinen. Er hatte das Loch vor sich nicht gesehen und war bis zu den Lenden hineingerutscht. Nur mit den Armen konnte er sich an den Seilen, welche die Brücke zusammenhielten, festhalten. Brent und Igos schienen sein Unglück nicht bemerkt zu haben, denn sie schritten weiter.
»Brent!«, rief Allan, womit er ihn auf sich aufmerksam machte. Er eilte zu ihm, während der Älteste einfach weiterging. Seinen Ruf musste er doch gehört haben. Ob es ihm gleichgültig war, dass er in Lebensgefahr war? Er konnte Igos´ Verhalten nicht nachvollziehen. Seit dem ersten Zusammentreffen war er ihm merkwürdig vorgekommen. Was war nur aus seinem herzensguten und liebevollen Ziehvater geworden? Hatte ihn seine Reise so drastisch verändert oder steckte mehr dahinter? Er würde es noch herausfinden, doch im Moment hatte er größere Sorgen. Irgendwie musste er zusehen, aus dieser Falle herauszukommen. Brent packte ihn unter den Schultern und zog ihn zu sich. Die Brücke wackelte bedrohlich. Sie setzten sich in Bewegung und schlossen bald an Igos auf. Auf der anderen Seite angekommen atmete Allan erleichtert aus. Auch wenn er nur kurz in Lebensgefahr geschwebt hatte, hätte er trotzdem in den Abgrund stürzen können. Hinter sich hörte er auf einmal ein Rumoren. Nun wurde auch der Älteste auf das, was hinter ihm geschah, aufmerksam. Die drei Männer wandten sich um und mussten mit ansehen, wie sich die Seile der Brücke lösten und sie in die Tiefe stürzte. Es gab keinen Weg mehr, der sie zurück in die Stätte hätte bringen können. Panik stieg in ihm auf. Sie waren verloren. Igos schien das wenig zu interessieren, denn er drehte sich um und ging weiter zum Tempel.
»Igo´ Rabtoris!«, rief Brent ihm hinterher. Zumindest war Allan nicht alleine mit seiner Sorge, schließlich machte auch der Maryka ein besorgtes Gesicht. Der Älteste wandte sich wieder um und blickte sie verärgert an, doch erwiderte er nichts. »Was machen wir denn jetzt?«
»Wieso?«
»Wieso?«, entgegnete Brent entrüstet. »Weil die Brücke eingestürzt ist. Es gibt keinen Weg zurück.«
»Was schert uns das?« Das war alles, was Igos zu sagen hatte. Er machte sich wieder auf den Weg in den Tempel und kurz darauf verschwand er mit Sinalia in ihm. Der Maryka und Allan blickten sich fragend an.
»Ich habe von Anfang an gewusst, dass etwas mit ihm nicht stimmt«, sagte Brent zu sich selbst, jedoch musste Allan nachhaken.
»Was meinst du damit, Brent?«
»Ach, nichts.«
»Wäre es nichts, würdest du nicht so ein besorgtes Gesicht machen. Erzähl´ es mir! Bitte! Es ist wichtig.«
Brent seufzte, erklärte dann aber: »Es ist noch nicht allzu lange her, als Igo´ Rabtoris zu uns in die Stätte kam. Er erzählte uns, dass er eine Eingebung gehabt hatte. Die Göttin Fiaris sei ihm erschienen und hatte ihm den Auftrag gegeben, über die Maryka-Stätte zu wachen. Was Fiaris damit bezwecken wollte, hatte sie ihm angeblich nicht erklärt. Also war er zu uns gekommen und beinahe jeder Maryka hatte ihm geglaubt und ihm sein Vertrauen geschenkt.«
»Aber du nicht.«
»Doch. Nur mit der Zeit verschwand mein Vertrauen.«
»Wieso?«
»Fiaris ist eine zwielichtige Göttin. Sie steht für das Gute und für das Böse. Sie hat sich nie für eine Seite entscheiden können. Wenn das stimmt, was er uns erzählt hat, frage ich mich, was sie mit ihrer Aufgabe an Igo´ bezwecken will. Will sie uns vor irgendeinem Unheil bewahren oder hat sie gar vor, uns ins Verderben zu schicken? Ich weiß es nicht. Dazu kommt noch, dass ich Igo´ oft genug ins Nebelgebirge habe gehen sehen. Ich fragte mich jedes Mal, was er dort verloren hatte. Erst heute habe ich erfahren, dass er sich mit jemandem getroffen hat.«
»Mit wem?«, wollte Allan wissen. Mit wem hätte Igos sich hier treffen können? Er kannte in Heravina doch genauso wenige Wesen wie er - abgesehen von Malon, doch der war tot.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Als sie mich entdeckt haben, verschwand der Fremde, ohne dass ich erkennen konnte, ob es sich überhaupt um einen Menschen handelte.«
»Das alles wird ja immer kurioser.«
Nun fragte Brent: »Wie meinst du das?«
»Igos - oder wie ihr ihn nennt: Igo´ Rabtoris - war ... vielmehr er ist immer noch der Älteste meiner
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