Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
Heimat. Vor über einem Jahr verließ er uns, um sich auf die Suche nach meiner Vergangenheit zu machen.«
»Nach deiner Vergangenheit?«
»Ja. Als ich fünf war, hatte Igos mich mit in das Dorf genommen. An alles andere, was zuvor geschehen war, kann ich mich nicht erinnern. Er wollte herausfinden, woher ich stamme. Dabei schien ihn seine Reise hierher, nach Heravina, geleitet zu haben. Als er nach einem Jahr immer noch nicht zurück war, machte ich mich auf, ihn zu suchen. Unser erstes Zusammentreffen war so ziemlich das Skurrilste, was ich jemals erlebt habe. Scheinbar erinnerte er sich nicht, weshalb er hierhergekommen war und war der Meinung, meine Vergangenheit wäre unwichtig.«
»Mir erzählte er von Fiaris und dir von seiner Suche. Ich glaube, er führt etwas im Schilde und ist nicht der, der er vorgibt zu sein.«
»Das denke ich auch, Brent. Aber was machen wir denn jetzt?«
»Du willst doch immer noch deine Freundin retten, oder?«
Allan nickte.
»Dann bleibt uns nichts anderes übrig als ihm in den Tempel zu folgen.«
Mit diesen Worten verschwanden sie im Zeremonie-Tempel.
Ihr Haus hatte sich in den letzten Tagen in das reinste Chaos verwandelt. Seitdem Noma gesehen hatte, was mit Allan geschehen würde, war sie damit beschäftigt, sämtliche Tränke und Kräuter nach etwas Brauchbarem zu durchsuchen. Die Maryka-Stätte lag im Osten Heravinas, sie würde mehr als drei Tage bis dorthin benötigen - ehe sie Allan erreichen würde, wäre sie längst tot. Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen, wie sie zügig zu ihm gelangen könnte. Warum sie sich für diesen Fremden in Lebensgefahr begeben wollte, wusste sie nicht. Sie kannte ihn kaum. Doch ihr Inneres sagte ihr, dass dieser Mann noch wichtig sein würde für das Land. Er durfte nicht sterben - und Noma war die Einzige, die ihn retten könnte.
Endlich! Sie hatte Kleiebären, Wünschelkraut und Smaragdhut gefunden - alle Zutaten, die sie für ihren Trank brauchte. Schnell bereitete sie ihn in ihrem Kessel zu. Sie schöpfte etwas von dem dickflüssigen Saft ab und füllte ihn in einem Flakon ab. Da sah sie, dass sie eine Zugabe vergessen hatte, und dazu noch die Wichtigste: Moorenblatt. Sie wühlte erneut in ihren Utensilien, doch konnte sie es nirgendwo finden. Ihr würde nichts anderes übrig bleiben als sich in das Moor zu begeben und es zu besorgen. Hoffentlich hatten die Moags ihr Lager längst abgebrochen. Sie wollte diesen Höllenwesen nicht noch einmal über den Weg laufen.
Sie hing sich ihren Beutel, den sie immer bei der Kräutersuche bei sich hatte, um und verließ mit einem unguten Gefühl in der Magengegend ihr Heim. Seitdem der Fremde sie heimgesucht hatte, hatte sich der Wald sehr verändert. Die fleischfressenden Pflanzen hatten früher lediglich Fliegen und Schmetterlinge gefressen, doch nun reckten sie schon ihre Hälse in Richtung Haus, sobald sich die Tür nur einen Spalt öffnete. Schnell kletterte sie die Leiter hinunter und begab sich schleunigst zum Weg hinter dem Gebäude, der in das Moor führte.
Die ätzende Brühe hatte ihr noch nie Probleme bereitet. Der Fremde hatte sie zwar entstellt, doch hatte er ihr nicht die Kräfte genommen. Selbst Schuld , dachte sie. Sie kniete sich hin, hob eine Hand über das Wasser, ohne es zu berühren, und brachte es zum Brodeln. Im nächsten Moment tauchte wie aus dem Nichts ein großes Pflanzenblatt vor ihr auf. Sie stellte sich drauf, ihre Hände gaben ihrer Magie erneut freien Lauf und das Blatt setzte sich in Bewegung. Ohne Probleme beförderte es sie vom einen zum anderen Ende des Sumpfes.
Das Moorenblatt war an nur einer Stelle zu finden: im Tempelgarten. Langsam schritt sie den Weg zum Tempeleingang entlang, stetig auf ihre Umgebung konzentriert. Ihre Ohren lauschten auf jedes Geräusch, doch konnte sie nichts Ungewöhnliches hören oder sehen. Ihr Herz schien einen Aussetzer zu machen, als sie vor dem Eingang stand und in die Schwärze hineinblickte. Sie wollte diesem Widerling nicht noch einmal begegnen. Sie war mächtig, jedoch war er dank dieser Maske viel mächtiger. Sie könnte ihm nichts anhaben und das machte ihr am meisten Angst: ihre Hilflosigkeit. Nie hatte sie sich so ohnmächtig gefühlt. Sie schloss die Augen und atmete ruhig ein und aus. Ihr Herzschlag verlangsamte sich. Sie öffnete die Augen wieder und trat in den Tempel.
Es waren immer noch die Spuren des Kampfes zwischen den Menschen und den Moags zu sehen. Was hatte sie erwartet? Dass sie
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