Alle lieben Emma
stellen. Dahinter könnte ich mein Bett aufbauen. Dann haben wir beide ein bisschen Platz für uns und gehen uns nicht so schnell auf die Nerven. Was hältst du davon? Ist doch super, oder?«
Mona sah mich erwartungsvoll an. Ich fand die Idee natürlich überhaupt nicht super.
»Meine Möbel bleiben, wo sie sind!«, sagte ich. »Wehe, du räumst hier irgendetwas um. Mir gefällt mein Zimmer nämlich zufällig so, wie es ist.«
Mona machte ein ratloses Gesicht. »Ja, klar, aber wie sollen wir denn dann zu zweit hier wohnen?«
Ich wollte der Nebelkrähe gerade sagen, dass wir hier überhaupt nicht zu zweit wohnen sollten, da kam Mama die Stufen herauf. Sie trug einen Stapel Holzbretter, den sie auf meinem Flickenteppich ablud.
»Na, ihr beiden, alles klar?«, fragte sie. Zum Glück erwartete sie keine Antwort auf ihre Frage, sondern redete gleich weiter. »Am besten bauen wir gleich mal dein Bett auf, Mona. Habt ihr euch schon überlegt, wo es hin soll?«
Mona warf mir einen unsicheren Blick zu. Als ich nichts sagte, erzählte sie Mama von ihrem Einfall.
»Prima Idee«, sagte Mama. »Das mit dem Raumteiler gefällt mir gut. Da wäre ich nie drauf gekommen.«
»Na ja, ich will später mal Innenarchitektin werden«, erklärte Mona. Sie versuchte bescheiden auszusehen, dabei platzte sie fast vor Stolz. »Ich richte gerne Zimmer ein. Mama sagt immer, dass ich ein gutes Gespür für die Atmosphäre eines Raumes habe. Hier wären gelbe Wände zum Beispiel viel schöner. Sie würden auch besser zum Boden passen. Weiß ist viel zu kalt. Und es fehlen Pflanzen. Sie würden für eine lebendigere Atmosphäre sorgen. In meinem alten Zimmer hatte ich ganz viele Pflanzen. Ich hab ein paar mitgebracht, die könnten wir hier aufstellen »Auf keinen Fall!«, rief ich. »Hörst du eigentlich schlecht? Ich hab dir doch vorhin schon gesagt, dass mir mein Zimmer so gefällt, wie es ist. Ich will keine gelben Wände. Und ich will auch kein Grünzeug. Kapiert?«
Mona machte ein verdattertes Gesicht. Sie sah aus wie ein Huhn, wenn's donnert. (Der Spruch stammt auch von meiner Oma.)
»Okay, okay«, sagte sie, »reg dich nicht auf. War ja nur so eine Idee ...
»Jetzt reiß dich mal ein bisschen zusammen, Emma«, sagte Mama streng. »Du brauchst Mona wirklich nicht so anzuschreien, bloß weil sie ein paar Vorschläge gemacht hat. So, und jetzt bauen wir das Bett auf. Ihr könnt schon mal die Regale verrücken.«
Ich sprang aus der Hängematte. Das war ja nicht zum Aushalten! Jetzt wurde sogar schon über meinen Kopf hinweg entschieden, wie mein Zimmer auszusehen hatte. Dabei würde ich bestimmt nicht auch noch mithelfen.
»Macht doch, was ihr wollt – aber ohne mich! Ich muss jetzt weg, bin verabredet.«
Bevor Mama noch etwas sagen konnte, schoss ich die Treppe hinunter und rannte auf den Hof. Gesa schleppte gerade eine große Topfpflanze in Rudis Atelier. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, dachte ich.
»Emma, bleib hier!«, rief Mama und lehnte sich aus dem Dachbodenfenster. »Wo willst du denn hin?«
»Weg!«, rief ich über die Schulter zurück. »Ich fahr nach Dederstadt.«
Als ich aus dem Bus stieg, war es erst kurz nach zwei. Ich hatte noch eine ganze Stunde Zeit bis zu meiner Verabredung mit Bastian. Ich überlegte, ob ich Papa besuchen und ihm erzählen sollte, dass Gesa gerade lauter Topfpflanzen in sein Atelier schleppte. Schließlich hatte er gesagt, dass wir ihn jederzeit besuchen durften. Und diese komische Carola konnte mir doch eigentlich egal sein. Sie würde mich bestimmt nicht davon abhalten, meinen Vater zu sehen.
Aber dann fiel mir ein, dass ich gar nicht genau wusste, wo sie wohnte. Ihre Adresse hing an der Pinnwand in unserer Küche. Dort hatte Papa sie hingehängt, bevor er weggegangen war. War es Nelkenstraße gewesen? Oder vielleicht Tulpenweg? Ich war mir ziemlich sicher, dass der Straßenname irgendetwas mit Blumen zu tun gehabt hatte. Aber das reichte nicht, um die richtige Straße zu finden. Egal, ich würde Papa ja morgen sowieso sehen. Außerdem konnte er wegen der Topfpflanzen bestimmt auch nichts machen.
Ich lief durch die Straßen und versuchte nachzudenken. Die Lage war ziemlich verzwickt. Jetzt musste ich mich also nicht nur darum kümmern, meine Eltern wieder miteinander zu versöhnen, sondern auch noch darum, dass die Eindringlinge wieder aus unserem Haus verschwanden. Ein bisschen viel auf einmal. Besonders für jemanden, der noch nicht mal zwölf ist.
Ich musste das nacheinander
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